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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Der US-Psychiater Bessel van der Kolk, Jahrgang 1943, ist einer der renommiertesten und bekanntesten Traumatherapeuten. Zu seinen Verdiensten gehört es, den Blick auf die Erkrankung der Postraumatischen Belastungsstörung zu weiten und zu erkennen, dass nicht nur Kriegsveteranen davon betroffen sein können, sondern auch viele Menschen, die in ihrer Kindheit Missbrauch und Gewalt erfahren haben. In diesem Interview geht es um die Frage, was Traumata sind, und warum so viele Menschen in der westlichen Welt fest daran glauben, dass psychische Probleme sich am besten über Gesprächstherapien und Medikamente lösen lassen – und was es für Alternativen gibt.
Schreckliche Ereignisse, so van der Kolk, werden nicht automatisch zu Traumata – es müssen Gefühle von Machtlosigkeit und Verlassenheit dazukommen. In der Frage der Heilung steht er Medikamenten eher kritisch gegenüber:
Traditionelle Psychopharmaka können sehr wichtig und hilfreich sein, wenn jemand schwere Symptome hat. Aber sie tun eben nicht mehr, als Symptome zu lindern, sie lösen nichts.
Ebenso zweifelt er an der Wirksamkeit therapeutischer Gespräche:
Zu wissen, warum alles falsch gelaufen ist, macht es nicht rückgängig. Es mag hilfreich sein, zu verstehen, welche Fehler man gemacht hat oder was man Schlimmes erlebt hat. Aber gelöst ist dadurch erst mal nichts.
Damit es Menschen besser geht, müssen die Wege im Gehirn verändert werden, damit sie nicht mehr durch kleinste Reize in ihr traumatisches Erlebnis zurückgeworfen werden. Sie müssen körperlich spüren, dass es Vergangenheit ist und dass sie jetzt sicher sind. Das klappt aber meist nicht, indem man nachdenkt und redet (...) Eine Traumatisierung passiert auf diesem Level, es ist eine sehr primitive Reaktion, weswegen der Verstand hier nur ganz schwer eingreifen kann. Auch nach Hunderten Gesprächen nicht.
Er empfiehlt eher andere, körperliche Methoden, Yoga zum Beispiel, Kampfsport, Tanzen und Theater. Auf die Frage, warum das funktionieren soll, sagt er:
Wieso funktioniert darüber sprechen? Ich finde es immer interessant, dass in unserer Kultur überhaupt nicht angezweifelt wird, dass und wie Sprachtherapie funktioniert, während alles andere sich erst einmal rechtfertigen muss. Auch die Wirkung von Medikamenten wird kaum hinterfragt.
Die Wirkungsweise von Prozac zum Beispiel, eines der bekanntesten Antidepressiva, sei medizinisch nur teilweise verstanden, werde aber trotzdem gerne von Ärzt:innen verschrieben.
Deutschland, findet van der Kolk übrigens, habe das Trauma des Zweiten Weltkriegs ziemlich gut verarbeitet.
Die Deutschen sind viel weniger traumatisiert als noch vor einigen Generationen, auch weil sie ihre Kinder ganz anders behandeln als früher. Kinder bekommen heutzutage viel Aufmerksamkeit, ihnen wird zugehört. Eltern bemühen sich sehr, Sicherheit zu vermitteln, anstatt ständig zu drohen und zu strafen. Die ganze Kultur des Lernens hat sich völlig verändert, zum Glück. Und auf diese Weise ist die ganze Gesellschaft viel freier und freundlicher geworden.
Quelle: Barbara Vorsamer Bild: Illustrationen: ... Artikel kostenpflichtig www.sueddeutsche.de
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Disclaimer: ich habe den Artikel nicht gelesen (wegen der Bezahlschranke), sehe aber schon einige im Piq zitierte Aussagen anders.
Grundsätzlich glaube ich, dass alles helfen kann (Yoga/Sport/…, medikamente & Gesprächstherapien). Also sollte man absolut alles ausprobieren.
Bzgl Medikamente: Natürlich muss man deren Verwendung rechtfertigen. Die müssen sogar klinische Studien vorlegen um ihre Wirksamkeit zu belegen.
Bzgl Gesprächstherapien: Meines Wissens ist auch deren Wirksamkeit belegt. Außerdem weiss man ja auch, dass Erinnerungen durch das Wiedervorholen geändert werden können - also zB weniger traumatisch werden können. Und das macht man natürlich sinnvollerweise mit jemandem, der sich aus kennt (Therapeutin)
Also finde ich, man sollte ruhig alles 3 machen…
Es gibt eine tolle Podcast Folge von Ezra Klein / New York Times, wo er van der Kolk interviewt. Ich war so beeindruckt, dass ich den Podcast zwei mal gehört habe. Auf englisch.
Unter anderem hier:
https://podcasts.apple...
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