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Freier Journalist mit Fokus Wissenschaft, Medizin, Investigativ- und Datenjournalismus. Diplombiologe. European Science Journalist of the Year 2021 der European Federation for Science Journalism, 3. Preis Wissenschaftsjournalist des Jahres 2016 „Medium Magazin“, Arthur F. Burns Fellow 2012 bei der „Washington Post“. Hinweise immer willkommen.
In Deutschland sind im vergangenen Jahr fast 400 Radfahrer tödlich verunglückt. Die Situation wird durch mangelnde Infrastruktur für Radfahrer wie auch rücksichtslose Fahrweise von Kraftwagen erschwert.
Der "Tagesspiegel" hat das nun im innovativen Datenjournalismus-Projekt "Radmesser" für die Stadt Berlin detailliert bestätigt. Das Herzstück des Projekts: Das Team hat 100 freiwillige Radfahrer mit Sensoren ausgestattet, um zu messen, in welchem Abstand sie von Autos überholt werden. Jetzt liegt das Ergebnis vor:
Fast 17.000 Überholvorgänge wurden ausgewertet. Demnach überholt mehr als die Hälfte aller Pkw, Lkw, Busse und motorisierter Zweiräder Fahrradfahrer zu eng. Laut gängiger Rechtsprechung muss beim Überholen mindestens ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden, sind Kinder mit auf dem Rad, sogar mindestens zwei Meter. Der Abstand wurde in 56 Prozent aller Messungen unterschritten. In 18 Prozent der Fälle betrug dieser sogar weniger als einen Meter.
Dazu haben die Journalisten 5.000 Fahrradfahrer nach ihren Erfahrungen befragt. Rund zwei Drittel gaben an, Angst im Straßenverkehr zu haben. Mehr als 90 Prozent der Befragten empfinden zu eng überholende Autos dabei als Hauptgefahr.
Jetzt wäre die Politik gefragt.
Das Problem: Der Abstand bei Überholmanövern wird in Berlin bisher nicht kontrolliert. 30 Euro kostet zu enges Überholen laut Bußgeldkatalog. Allein die vom Tagesspiegel gemessenen Verstöße aus zwei Monaten würden sich auf mindestens 282.060 Euro summieren. In Hamburg hingegen werden Sicherheitsabstände bei Schwerpunkteinsätzen bereits mitkontrolliert.
Zusätzlich haben die Journalisten zusammengetragen, wo Radwege da sind und geplant werden - und wo nicht.
Diese Datenrecherche gehört für mich zu den besten der letzten Zeit. Sie kombiniert mehrere anspruchsvolle Methoden wie Sensorjournalismus und Crowdsourcing mit einer relevanten Fragestellung und einer gelungenen interaktiven Darstellung. Eine Empfehlung, nicht nur für Radfahrer aus Berlin.
Quelle: Team Radmesser interaktiv.tagesspiegel.de
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