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Quecksilbervergiftung indigener Völker am Amazonas

Charly Kowalczyk
Journalist

Ich bin in Singen am Hohentwiel geboren und lebe in Potsdam. Schreibe Radiofeature für den Deutschlandfunk und für die Sender der ARD. Bin Mitgründer des Bremer Hörkinos. Seit nun fast 19 Jahren stellen wir in Bremen ein Radiofeature der Öffentlichkeit vor.
www.bremer-hoerkino.de

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Charly KowalczykDonnerstag, 15.12.2022
Wenn wir von der brasilianischen Region am Amazonas hören, dann geht es zumeist um die Abholzung der Regenwälder. Um Viehzucht. Um Soja-Anbau auf den gerodeten Flächen der ehemaligen Wälder. Doch im Amazonas gibt es einige Katastrophen mehr. Zulasten der Bevölkerung. Die Autorin Gudrun Fischer beschreibt in einer sechsminütigen Reportage für SWR-Impuls, wie die indigenen Völker der Yanomami und der Mundurucu durch den Goldabbau stark mit Quecksilber vergiftet werden. In der Hauptstadt des Amazonas-Bundesstaats Rondônia, in Porto Velho an der Universität, arbeitet der Biologe Wanderley Bastos. Schon seit über zwanzig Jahren beschäftigt er sich mit der Vergiftung von Fischen und Menschen durch Quecksilber:

Das Gold im Rio Madeira ist feines Flussgold und stammt aus den Anden. Nach der Schneeschmelze in den Anden schwillt der Madeira an. Dann lagert sich Gold im Flussbett ab. Immer wieder kommt es hier im Amazonasgebiet zu einem Goldgräber-Boom, so wie zur Zeit. Das hat mit der Armut der Menschen und dem hohen Goldpreis zu tun.

Der Goldpreis ist in den letzten 15 Jahren über das Dreifache gestiegen. Präsident Jair Bolsonaro, der Gott sei Dank nur noch wenige Tage in seinem Amt ist und bald von Lula da Silva abgelöst wird, hatte das Goldschürfen im Amazonasgebiet zu einem Handwerk erklärt und Zulassungsbedingungen erleichtert. Für den Goldabbau wird metallisches Quecksilber verwendet, das für Menschen hoch toxisch ist. Die Folgen für die Goldschürfer und die Bevölkerung seien hoch, schreibt die Autorin in ihrem Beitrag:

Die vergifteten Menschen zeigen einen extrem hohen Quecksilbergehalt in ihren Haaren und im Urin. Sie haben Symptome, die einer Krankheit aus Japan ähneln: Der Minamata-Krankheit. Sie war in den 1950 Jahren Folge der Quecksilbervergiftung in der japanischen Bucht Minamata. Folgen sind Müdigkeit, Epilepsien, Lähmungen. Eine Quecksilbervergiftung kann auch zum Tode führen. In Minamata gelangte das Methylquecksilber ins Meer. Im Amazonasgebiet entsteht Methylquecksilber erst in den Flüssen und gelangt in Plankton und Fische. Methylquecksilber ist teratogen, schädigt also den Fötus von Schwangeren.

Solange der Goldpreis hoch ist, wird der Abbau im Amazonasgebiet für die Händler attraktiv bleiben – auch für die Menschen, die sonst keine Möglichkeit haben, Geld zu verdienen. Man könnte hinzufügen: Auch weil sich niemand darum kümmert. Lula da Silva, der künftige Präsident Brasiliens, verspricht zumindest, das Amazonasgebiet in Zukunft umfassender zu schützen.

Diese Reportage weist auch auf ein grundsätzliches Problem hin: Der Abbau von Rohstoffen aus dem Boden geht fast immer zulasten der Menschen, egal um was es sich handelt. Ob um Kupfer, um Metalle der Seltenen Erden, um Lithium oder ob es eben um Gold geht.

Quecksilbervergiftung indigener Völker am Amazonas

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Kommentare 1
  1. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor 2 Jahren

    Im Moment ist ja in aller Munde, wie Zentralbanken in den letzten Wochen ihre Goldbestände erhöhen. Neben der Auswirkungen des Goldschürfens auf die "garimpeiros", die indigenen Völker, die Natur möchte ich auf die Exportkanäle für das abgebaute Gold hinweisen. Es ist äußerst schwer diesen Kanälen nachzuspüren. Aber ist in Einzelfällen schon sehr gut nachgewiesen, wie das Gold aus den "garimpos" (Gold-Camps) in den Tresoren der Banken und Schmuckhersteller in Europa, Amerika und Asien landen. Eine Lösung kann darin bestehen, Herkunftskontrollen in den Abnehmerländern zu etablieren.

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