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Olivenöl lukrativ wie Kokain: Wie die Mafia mit Lebensmitteln handelt

Daniel Erk
Stv. Redaktionsleiter Tagesspiegel Berliner, freier Journalist und Autor
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Daniel ErkMontag, 12.11.2018

Wenn man an die Mafia, genauer: an die Camorra aus Neapel, die sizilische Cosa Nostra und die ’Ndrangheta aus Kalabrien und ihre Geschäfte denkt, fallen einem allerlei Klischees ein: Drogenhandel, Erpressung, Schwarzgeld, Zwangsprostitution. Und sie alle stimmen.

Zusätzlich aber haben die Mafiasyndikate in den vergangenen Jahren ein altes Geschäftsmodell neu entdeckt: Essen und Trinken. Ackerbau und Feinkost.

In einer beeindruckenden Recherche geht Hannah Roberts für die Financial Times diesen Geschäften nach. Allein die Zahlen sind irgendwas zwischen beeindruckend und beängstigend: Die italienische "Beobachtungsstelle Kriminalität in der Landwirtschaft und im Ackerbau" schätzt etwa, dass sich das Geschäft der "Agromafia" von 12,5 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 22 Milliarden Euro in diesem Jahr verdoppelt hat. Mehr noch:

It now accounts for 15 per cent of total estimated Mafia turnover. “The reliability of the business in the crisis brought about the interest of the Mafia,” says Stefano Masini, a law professor at the Observatory. “It’s profitable and not dangerous like the drug market. They are now inserted in the industry from field to fork.”

Schuld daran sind unter anderem auch wir, die bewussten Konsumenten, schreibt Roberts. "Teile der Landwirtschaft sind außergewöhnlich lukrativ geworden", schreibt Roberts. "Mit Margen von bis zu 700 Prozent können die Gewinne aus dem Geschäft mit Olivenöl etwa höher sein als die aus dem Handel mit Kokain – und das bei weitaus geringerem Risiko."

Wie die Drogen streckt und fälscht die Mafia allerdings auch die Lebensmittel:

Records reveal a mind-boggling — and nausea-inducing — range of food fraud. Mozzarella has been found whitened with detergent, olive oil mixed with cheap imported north African oil, bread made with asbestos or sawdust and cheap wine repackaged as Tuscany’s Brunello di Montalcino.

Man wünscht sich sofort ein neues Siegel: Mafia-freies Lebensmittel.

Olivenöl lukrativ wie Kokain: Wie die Mafia mit Lebensmitteln handelt

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Kommentare 8
  1. Dirk Janssen
    Dirk Janssen · vor 6 Jahren

    Ist aber schon irgendwie amüsant, dass der vorherige Piq von Rico Grimm angeblich sagt, dass der bewusste Konsument im Prinzip nichts ändern kann und jetzt in diesem Piq zeigt der bewusste Konsument der Mafia, wo sich die Geschäfte lohnen...

  2. Barbara Susec
    Barbara Susec · vor 6 Jahren

    Auch ich konnte den Artikel leider nicht lesen, wollte jedoch kurz anmerken, dass es zumindst auf Sizillien eine starke Anti-Mafia-Bewegung gibt, die auch Geschäfte betreibt, in denen man garantiert Mafia-freie Artikel kaufen kann. Darüber hinaus gibt es ein Verzeichnis der Geschäfte, Reaturants etc. die der Bewegung angehören und kein Schutzgeld bezahlen. Mehr unter http://www.addiopizzo....

  3. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor 6 Jahren

    Hab den Text nicht gelesen (Link funktioniert bei mir nicht). Trotzdem will ich neunmalklug anmerken, dass die Mafia nicht jetzt erst Lebensmittel als Geschäftsmodell entdeckt. Im Gegenteil: Die Geschichte der Cosa Nostra (von den anderen hab ich keine Ahnung) begann in der Landwirtschaft, ihre ersten Geschäfte machte sie mit gestohlen Rindern und dem Schmuggel von Zitronen, Olivenöl u.a.

  4. Robin Köhler
    Robin Köhler · vor 6 Jahren

    "Schuld daran sind unter anderem auch wir, die bewussten Konsumenten, [...]"

    "Man wünscht sich sofort ein neues Siegel: Mafia-freies Lebensmittel."

    Vorab, ich habe die Quelle noch nicht lesen können und weiß daher nicht ob es sich vor allem beim Letzten, um einen ironisch gemeinten Kommentar handelt.

    Dennoch, ist ja genau das BEWUSSTE konsumieren, der einzige Ausweg aus solchen mieseren. Dazu muss ich mündig sein und den transparenten Zugang zu allerlei Informationen haben, um nachhaltig entscheiden zu können. Entsprechend wertvoll sind solche enthüllenden Beiträge und das Bewusstsein, das wir dafür Verantwortung tragen.
    "Wir alle sind Bauern, durch einen Bevollmächtigten." Wendell Berry

    Das kann ein Siegel nicht bieten. Es ist ja nur ein Hilfsmittel quasi eine Krücke, um die Distanz die zw. Erzeuger und Verbraucher aufgebaut wurde zu überwinden.
    Alternativ kann man aber auch einfach die Distanz abbauen. Das funktioniert bei Landwirten in meiner Umgebung ganz wunderbar, wenn man die Person hinter dem Produkt kennenlernt. Das ist zwar ungleich schwieriger bei zB Olivenöl, aber möglich, in dem man Händler findet, denen du vertrauen kannst. Gerade bei Gewürzen und Spezialitäten ist das von unschätzbarem wert. Dieser Händler sollte dann wiederum so nah an dir dran sein wie möglich. Einen Kontakt zu dir haben.
    Keine Kontrollinstanz, kein Siegel oder sonstwas kann verhindern, dass der Koch wenn niemand hinsieht auf das Essen spuckt.
    Wenn er mich kennt und wir ein gutes Verhältnis pflegen, kann ich ihm aber Vertrauen.

    1. Daniel Erk
      Daniel Erk · vor 6 Jahren

      Wenn man die nötige Zeit und das notwendige Kleingeld hat, um mit sämtlichen Bäuerinnen und Bauern direkt zu verhandeln, dann ist das beneidenswert und schön – im Alltag aber wird das für die allermeisten Menschen weder so noch so zu leisten sein. Im großen Stil ist das relativ sicher keine Lösung, da bedarf es Kontrollmechanismen und Institutionen, die sich Vertrauen erarbeiten und verdienen. Übrigens wird im Text auch eine Anti-Mafia-Initiative vorgestellt, die unbedingt unterstützenswert wäre!

    2. Robin Köhler
      Robin Köhler · vor 6 Jahren

      @Daniel Erk Ich verstehe die Problematik die du ansprichst, doch zu behaupten es gebe keine Alternative halte ich für unhaltbar. Eine simple Lösung ist zB der Wochenmarkt. Vernünftige Preise, von denen der Hauptteil auch direkt an den Erzeuger geht, was teils günstigere Preise als im Großhandel ermöglicht. (Werbemaßnahmen unter EK Mal ausgenommen). Zusätzlich Initiativen wie "Marktschwärmer" oder das zusammentun mit Nachbarn und Freunden, mit denen man sich für große Einkäufe von weit entfernteren Erzeugern reinteilt. Kollektive Landwirtbetriebe, die alle Produkte an die Genossenschaftsmitglieder ausgeben.
      Es gibt hunderte von Lösungen. Und wie auch erwähnt sind natürlich auch Händler ein Teil davon, die investierte Mühe einen guten zu
      finden ist es alle Mal wert, zumal das ja ein abschließender Prozess ist.
      Aber Supermärkte die einseitig auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind und Lebensmittel auf den Preis reduzieren, sind ganz sicher keine nachhaltige Lösung. Ebenso erhöhte Industriestandards inform von Siegeln.
      Welches Problem wurde denn damit jemals nachaltig gelöst? Kinderarbeit auf Plantagen? Lebensmittelskandale? Verunreinigungen? Mensch und Tier unwürdige Wirtschaftsweise?
      All diese Punkte treten unverändert auf. Die Problematik IMHO ist, wie du selbst sagst, es bräuchte VERLÄSSLICHE Institutionen, das ist aber mit Distanz nicht praktikabel/umsetzbar. Wer soll diese unfehlbare Institution denn sein?
      Wenn ich meinen Erzeuger kenne und bewusst auswähle, habe ich direkt alles adressiert.

  5. Daniel Erk
    Daniel Erk · vor 6 Jahren

    Es ist etwas undurchschaubar, welcher Link zur Bezahlschranke führt und welcher nicht. Dieser könnte funktionieren: https://www.ft.com/con...

    1. Daniel Erk
      Daniel Erk · vor 6 Jahren

      Alternativ: Bei mir hat diese simple Google-Suche gerade zum Ziel geführt: http://lmgtfy.com/?q=f...

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