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Lockdowns: Das Dilemma, in dem wir durch die Virusvarianten stecken

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerDonnerstag, 04.02.2021

Lockdowns wirken: Die Zahl der positiv Getesteten nimmt ab. Und man darf hoffen, dass damit auch die Zahl der Infizierten abnimmt, die mit dem aktuellen Testschema nicht gefunden werden (oder die sich nicht finden lassen wollen oder können ... aber das ist eine andere Geschichte). Und dass damit auch die Zahl derer abnimmt, die mit einem schweren Verlauf ins Krankenhaus müssen. Und die Todesfälle. Das macht Hoffnung.

Gäbe es keine Virusvarianten, die bis zu 50 Prozent ansteckender sind, noch dazu wahrscheinlich auch tödlicher, noch dazu auch eher in der Lage, eine einmal infizierte Person ein weiteres Mal zu infizieren – dann könnte man vielleicht mit Durchhalteparolen durch den Lockdown-Blues kommen. Denn die Hoffnung auf einen sicheren Neustart danach wäre berechtigt.

Doch weil das Virus mutiert ist, sind die Aussichten auf eine sichere schrittweise Öffnung nicht ganz so rosig. Warum, zeigt ein Blick nach Dänemark. Dort sinken die Infektionszahlen durch den Lockdown, das ist mit der deutschen Situation vergleichbar. Der R-Wert des Virus-Wildtyps liegt inzwischen bei nahe 0,7. Das ist gut, weil sich bei diesem R-Wert die Zahl der Neuinfektionen wöchentlich in etwa halbiert. Doch der R-Wert der Virusvariante B 1.1.7 liegt trotz der Maßnahmen immer noch bei über 1, das heißt die Variante verbreitet sich unter Lockdown-Bedingungen weiterhin exponentiell. Öffnete man das Land bei diesen R-Werten, führte das zu einem exponentiellen Wachstum der Infektionszahlen. Mit allen Konsequenzen, die wir seit Oktober nur zu gut kennen.

Die Situation ist verfahren, denn bliebe der Lockdown so lange bestehen, bis alle Menschen mit einem erhöhten Krankheits- und Sterberisiko geimpft sind, bedeutete das hohe sogenannte Kollateralschäden. Und selbst bei anschließender Öffnung des Landes blieben die Schäden groß, die durch ein "Laufenlassen des Virus" entstünden. Denn auch jüngere Menschen laufen Gefahr, selbst nach einem "milden" Verlauf, lange nicht gesund zu werden. Wie kann es von hier aus also weitergehen?

Kai Kupferschmidt stellt in diesem Text anhand von Dänemark dar, wie die Lage einzuschätzen ist und welche Diskussionen es um den weiteren Weg gibt – auch unter Wissenschaftler:innen. Der Blick nach Dänemark ist deshalb hilfreich, weil das Land sehr akribisch sequenziert, also gut einschätzen kann, wie sich die einzelnen Varianten unter Lockdown-Bedingungen verbreiten. Damit sind auch Projektionen in die Zukunft möglich und Modellrechnungen, die zeigen, was passieren könnte, wenn man lockert. Fragen, die sich Deutschland genauso stellen muss, wie Dänemark und andere europäische Staaten (und auf die es keine einfachen Antworten gibt).

Ich habe das in diesem Text vor fünf Wochen schon mal geschrieben: Es ist, als startete durch die Virusvarianten eine neue Pandemie.

Lockdowns: Das Dilemma, in dem wir durch die Virusvarianten stecken

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