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Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Mit der Digitalisierung kommen die Fragen. Nach Ethik, Nutzen und den Folgen des Umbaus. In keinem anderen Bereich sind diese Fragen drängender als in der Medizin. Hier jagen Versprechen, die zu schön klingen, um wahr zu sein, Ängste, die sich kaum handhaben lassen. Ängste, die Gesundheitsdiktatur stünde bevor.
André Nemat war Chefarzt in der Thoraxchirurgie und vor seinem Studium Ingenieurwissenschaftler. Den Job hat er gekündigt, um ein Institut zu gründen, das sich mit den ethischen Folgen des digitalen medizinischen Fortschritts beschäftigt.
Im Interview sortiert er die grundlegenden Fragen, die mit diesem Fortschritt verbunden sind und rückt einige Missverständnisse zurecht. Das hilft den Diskussionen, denn ihm geht es darum, den realen Nutzen und die Folgen möglichst unaufgeregt zu betrachten.
Was die Digitalisierung bringt, lässt sich heute noch gar nicht richtig absehen. Sicher ist nur, dass es große ökonomische Interessen gibt, die dazu führen können, dass Medizin immer weniger mit den Krankheiten (und den Patient:innen) selbst zu tun hat und immer mehr damit, zu verhindern, dass Konsument:innen zu Patient:innen werden. Das erklärt vielleicht, warum sich die Tech-Riesen auf Diagnostik konzentrieren – auch, weil Digitalisierung hier einfacher umzusetzen ist als in der Therapie.
Nemat gibt in diesem Interview präzise Antworten und stellt die richtigen Fragen. Solche wie: Könnte Händewaschen für die Prävention von Krankheiten effektiver sein als Daten sammeln und auswerten? Sollten Programmierer von Algorithmen, die womöglich irgendwann ohne ärztliches Zutun Diagnosen stellen, einen hippokratischen Eid ablegen? Wie verändert sich die Medizin, wenn das Wissensgefälle zwischen Ärzt:innen und Patient:innen immer weiter abnimmt? Welche Rolle spielt Vertrauen in diesem Prozess? Und nutzen verbesserte analoge Arbeitsabläufe den Patient:innen am Ende mehr als so manches Digitalisierungsprojekt?
Quelle: Jens Bergmann, Gabriele Fischer Bild: Hartmut Nägele brandeins.de
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