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Kopf und Körper

Dieser Mann hat 2015 das letzte Mal geduscht

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinSonntag, 06.10.2024
Der US-Journalist und Mediziner James Hamblin hat mit dem Duschen aufgehört – beziehungsweise wäscht sich nur noch dann, wenn er wirklich schmutzig ist. Er sagt, dass wir uns bei der Reinigung mit Seife und Duschgel genau jene Öle von der Haut schrubben würden, die unsere Drüsen eigentlich produzieren, um die Haut zu schützen. Dadurch werde die Haut trocken, und wir bräuchten Feuchtigkeitscremes, um uns in eine künstliche Version dieser Öle zu hüllen, die wir zuvor abgewaschen hätten. Diesen Zwischenschritt könnten wir uns sparen, so Hamblin. Seife benutzt er nur an seinen Händen, ansonsten kein Shampoo und kein Deo. Er stinkt deswegen nicht, aber er duftet auch nicht. Laut seiner Partnerin riecht er „nach Mensch“.

Warum machen die meisten Menschen dann aber eine ganz andere Erfahrung, nämlich die, dass sie nach einem ungeduschten Tag schlecht riechen und fettige Haare bekommen? 

Das liegt vermutlich am gestörten Gleichgewicht der Mikroorganismen. Das ganze Feld ist noch nicht genügend wissenschaftlich untersucht, deshalb gibt es vor allem Erfahrungswerte von Ärzten und Menschen wie mir, die es selbst ausprobiert haben. Es ist offenbar so: Nach dem Waschen mit Seife riecht man zwar besser, nämlich nach der Seife, aber man hat das Mikrobiom verändert. Nach etwa einem Tag entwickelt man starken Körpergeruch, weil jene Bakterien, die den typischen, zwiebeligen, sauren Körpergeruch verursachen, sich viel rascher ausbreiten. Also muss man sich wieder waschen. Diesen Kreislauf kann man durchbrechen. Nach einer Weile ohne Eingriffe entsteht ein neues Gleichgewicht auf der Haut und in den Haaren. Es ist, als ob man das Mikrobiom trainieren könnte. 

Bei Körpergeruch, so Hamblin, reicht es aus, sich beim Waschen auf den Intimbereich, die Achseln und die Füße zu konzentrieren, da sich dort die meisten Bakterien befinden, die sich von den Ausscheidungen der Schweißdrüsen ernähren. Sich am ganzen Körper einschäumen, ist unnötig. 

In seinem Buch “Clean” beleuchtet Hamblin  die Geschichte der Körperhygiene, die sich im letzten Jahrhundert vor allem durch geschicktes Marketing der Industrie entwickelt hat. Ursprünglich führte die Seifenindustrie zu wichtigen Verbesserungen in der öffentlichen Gesundheit, doch später wurde der Markt zunehmend durch die Einführung immer neuer Produkte übersättigt. Firmen wollten ständig wachsen und den Konsumenten davon überzeugen, dass sie mehrere spezialisierte Produkte benötigen. Bei Hamblins Recherche stellte sich heraus, dass die meisten Seifen und Reinigungsmittel chemisch fast identisch sind, obwohl sie in zahlreichen Varianten angeboten werden.

Die große Ausnahme bildet laut Hamblin jedoch das Händewaschen. 

Händewaschen mit Seife dient dem Schutz vor Infektionen. Und zwar auch dann, wenn nicht gerade Pandemie ist. Wir fangen uns über unsere Hände eine Menge Erreger ein. Die Viren, die wir auf unseren Händen haben, werden niemals Teil unseres Mikrobioms, die würden auch von selbst wieder verschwinden, aber oft bleiben sie lange genug, damit wir einmal die Augen reiben, zwischen den Zähnen pulen oder uns an die Nase fassen. Und schon haben wir uns angesteckt. Wir benutzen Händedesinfektionsmittel ja zu einem absolut sinnvollen Zweck, nämlich dort, wo wir es brauchen. Niemand würde sich damit die Haare waschen. Ähnlich sollten wir auch mit Seife umgehen: Sie dort verwenden, wo sie sinnvoll ist.
Dieser Mann hat 2015 das letzte Mal geduscht
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