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Zum Tod von David Graeber: ein Interview über "Bullshit Jobs"

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlDonnerstag, 03.09.2020

David Graeber ist tot. Der Anthropologe schrieb den Bestseller "Schulden" und das Buch "Bullshit Jobs", in dem er mit vielen Protokollen von Angestellten seine These, dass der heutige Kapitalismus massenhaft Jobs schafft, die den Unternehmen nicht einmal Profit bringen. In diesem Interview von 2018 beschreibt er das Phänomen, dass vielen schon begegnet ist, aber dass er erstmals konkret zu analysieren versucht: Diese Jobs sind einfach nur da, ohne Sinn und Zweck, und fressen dabei die Seelen derer auf, die sie ausführen. Die sinnlosen Jobs befinden sich Graeber zufolge nicht auf der "untersten" Ebene der schlecht bezahlten, körperlich Arbeitenden. Sie sind mittelmäßig, teils sogar gut bezahlte Jobs von Klickworkern, die irgendetwas digital verwalten, was niemand braucht, oder eben im mittleren Management:

Die Aktienkurse einer Firma steigen, wenn einer dieser heroischen Vorstandschefs einfache Arbeiter rausschmeißt, Putzkräfte und alle, die etwas Sinnvolles leisten. Die Bullshit-Jobs im mittleren Management werden von solchen Kürzungen meist verschont, weil das Prestige und das Gehalt der Führungskräfte von der Größe des Personals abhängt, das sie selbst ernennen. So schaffen sie sich ihr eigenes Reich.

Eine interessante Sicht auf unsere Arbeitswelt: Die aus Graebers Sicht zwanghafte Vorstellung, jeder Mensch müsse acht Stunden oder mehr am Tag arbeiten, und diverse Mechanismen der Selbsterhaltung im System führen zu einem Heer an Menschen, die zur Sinnlosigkeit gezwungen sind (und diese Erkenntnis wiederum direkt zur Debatte über ein Grundeinkommen). 

Weil das Interview aus der SZ-Reihe "Reden wir über Geld" ist, erfährt man auch noch etwas darüber, wie viel Geld man mit internationalen Sachbuch-Bestsellern verdient, wie viel Vorschuss man danach fürs nächste Buch kriegt, wie schweineteuer London ist und dass auch ein selbsternannter Anarchist wie Graeber vom Reichtum träumt.

Zum Tod von David Graeber: ein Interview über "Bullshit Jobs"

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Kommentare 9
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 4 Jahren

    Die Zahl der Menschen, die verkürzt arbeiten nimmt doch zu. Wer hat denn heute die zwanghafte Vorstellung, jeder Mensch müsse 8 Stunden arbeiten. Ich kenne keinen .... Aber das es viele überflüssige Jobs gibt, das ist sicher richtig.

    1. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor 4 Jahren

      8 Stunden in der Woche oder .... ?

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      @Christoph Zensen Na klar, aber mit Lohnausgleich. Sollen doch die Chinesen produzieren.....

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 4 Jahren

    Alternativ, ergänzend und frei zugänglich sei dieses Gespräch empfohlen:
    https://jacobin.de/art...?

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      "Das bedingungslose Grundeinkommen hingegen gibt jeder Person genug, um existieren zu können. Danach ist es jeder Person selbst überlassen. Ich befürworte natürlich die radikalen Ansätze für ein bedingungsloses Grundeinkommen, nicht die Elon Musk-Version. Die Idee dahinter ist, Arbeit und Vergütung gewissermaßen zu trennen. Man existiert, also verdient man eine Existenzgrundlage. Man könnte das als Freiheit in der ökonomischen Sphäre bezeichnen. Man kann selber entscheiden, wie man zur Gesellschaft beitragen möchte."

      Das Grundeinkommen gibt gar nichts außer einem Geldbetrag. Ob und wieviel die Menschen dann zur Gesellschaft beitragen, was dem Geldbetrag dann als Leistung gegenübersteht, ist eine ganz andere Frage. Klarer kann man die Fragwürdigkeit dieses Experimentes gar nicht formulieren. Anarchismus ist nun wirklich keine Lösung .....

    2. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl sehe auch Kritikpunkte, aber Anarchismus? für ein GrundEinkommen braucht man das Gegenteil: einen starken Staat :- )

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      @Cornelia Gliem Graeber bezeichnet sich ja selbst als Anarchisten. Und seine von mir zitierten Sätze sind Kernideen des Anarchismus. Bis auf den Staat, der das Geld zur Verfügung stellt. Den lehnen die sonst ab .... Aber ein Staat, der nur "gottgleich" Geld gibt und dann die Menschen sich selbst überläßt, was soll da rauskommen? Bestimmt kein starker Staat.🤔

  3. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor 4 Jahren

    Was? 😥

    1. Yvonne Franke
      Yvonne Franke · vor 4 Jahren

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