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Zeit für einen Aufstand von unten: „Werdet wütend!“

Karsten Lemm
Reporter
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Karsten LemmMontag, 05.02.2018

Inzwischen wissen ja alle, dass es so nicht weitergehen kann, wenn man kein Sanierungsfall werden will – so ähnlich wie Polaroid, Xerox oder Nokia. Mit dem Digitalwandel im Nacken setzt der Vorstand also eilig einen Chief Disruption Officer ein, ruft vielleicht noch ein Innovationsbüro ins Leben. Und doch bleibt irgendwie alles beim Alten.

Schuld sind die gewachsenen Strukturen, die Aktionismus vortäuschen, aber keine echte Veränderung zulassen, argumentiert der amerikanische Ökonom und Unternehmensberater Gary Hamel in diesem aufschlussreichen Gespräch mit Brand Eins: „Organisationen haben heute mehr Manager als je zuvor“, erklärt Hamel. „Jede Herausforderung verleitet Unternehmen dazu, neue bürokratische Pfründe zu schaffen.“

Hamel ist kein Fan von Modewörtern wie „Disruption“ und „Innovation“, er sieht wenig Sinn darin, die Denke in den Köpfen der Lenker zu ändern, solange die Manager nicht bereit sind, Verantwortung abzutreten. So wie beim chinesischen High-Tech-Konzern Haier, der ihm als positives Beispiel einfällt: Dessen CEO habe ihm schon vor Jahren erzählt, er wolle „jeden Angestellten zum Chef machen“, berichtet Hamel. „Heute hat Haier mehr als 30.000 Mitarbeiter, die auf mehr als 2.000 Mikro-Unternehmen aufgeteilt sind.“ Als loser, netzwerkartiger Verbund, so die Logik, kann das Unternehmen schneller reagieren

Allen, die im eigenen Haus von ähnlichen Modellen träumen, rät Hamel: „Werdet wütend! Revolutionen beginnen nie mit einem praktischen Argument, sondern mit moralischer Entrüstung.“ Im zweiten Schritt sollten die Wütenden dann selbst aktiv werden – am besten bewaffnet mit Daten und konkreten Projekten:

Beschwere dich nicht bei deinem Chef, sondern finde eine Handvoll Kollegen, denen es genauso geht, und überlegt euch ein Experiment… Wandel geht auch ohne grünes Licht vom Chef und großes Budget.

Vielleicht gibt es also doch Hoffnung auf echte Veränderung – es müssten nur genügend Entrüstete Hamels Aufruf folgen.

Zeit für einen Aufstand von unten: „Werdet wütend!“

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Kommentare 5
  1. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor fast 7 Jahre

    wenig konkret und teilweise banal

    1. Karsten Lemm
      Karsten Lemm · vor fast 7 Jahre

      Hallo Uwe, tut mir leid, dass dieser piq Dich enttäuscht hat. Mir gefiel (wie offenbar auch Rico und einigen anderen) die direkte Wortwahl von Gary Hamel. Mag sein, dass er manches anspricht, was nicht ganz neu ist – aber seine Botschaft ist leider bei vielen Unternehmen, gerade in Deutschland, immer noch nicht angekommen. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir versuchen, Texte für ein sehr diverses Publikum zu finden; da kann per se nicht jeder piq allen gleichermaßen gefallen, weil jede Leserin und jeder Leser ein anderes Vorwissen und unterschiedliche Interessen mitbringt.

    2. Uwe Protsch
      Uwe Protsch · vor fast 7 Jahre

      @Karsten Lemm Lieber Karsten, es ist absolut richtig, dass Ihr "Texte für ein sehr diverses Publikum" zur Verfügung stellt. Aber auch, wenn Du es vielleicht nicht glaubst: Diese Art von "Propaganda" lese ich sinngemäß von meiner eigenen Unternehmensführung, und das schon seit Jahren! Nur: In der Realität ändert sich gar nichts; das sind alles nur in Seminaren gelernte Sprüche, die uns Angestellten in Motivationsmails regelmäßig zugestellt werden. Da wirst Du vielleicht verstehen, dass ich allergisch auf solche Texte reagiere? Gary Hamel ist bestimmt ein kluger Kopf und meint wahrscheinlich auch, was er sagt. Aber ganz ehrlich: Die Leute, die er berät, haben nur ein Interesse: mehr aus ihren Untergebenen rauszupressen! Dass das heutzutage nicht mehr mit Gewalt oder Drohungen, sondern besser mit Psychotricks geht, macht es nicht besser. Und vor diesem Hintergrund frage ich mich: Welche Botschaft soll "gerade in Deutschland" ankommen? Dass man Kreativität anordnen, organisieren oder auch nur lernen kann? Kreativität ist eine Haltung, die ich habe oder nicht. Da muss vorher schon viel passiert sein, ich nenne mal als Stichwort "Salutogenese"; leider kann ich hier nicht weiter ins Detail gehen.

  2. Rico Grimm
    Rico Grimm · vor fast 7 Jahre

    Ah ja, das war ein gutes Interview! Blieb mir in Erinnerung.

    1. Uwe Protsch
      Uwe Protsch · vor fast 7 Jahre

      Hallo Rico, da muss ich aber widersprechen. Dass große Organisationen nicht innovativ sind und von der Bürokratie erdrückt / gegängelt / gelähmt werden, ist wirklich keine neue Erkenntnis. Ich vermisse in diesem Interview praktische Hinweise. "Werdet wütend!" kann in manchen Fällen zu durchaus unangenehmen Konsequenzen führen! Und jeden Auftrag auszuschreiben bindet Kräfte, die für den Ausschreibungsprozess benötigt werden. Und was ist heutzutage bürokratischer als eine Ausschreibung?

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