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Kurator'in für: Volk und Wirtschaft Fundstücke Klima und Wandel
Ich schreibe „Cleantech Ing.“, einen Newsletter, über Technologien, die wir brauchen werden, um die Klimakrise zu lösen.
Manchmal wirkt alles ganz kompliziert, aber ist es eigentlich nicht, jedenfalls, wenn ein fähiger Historiker wie Timothy Snyder die Dinge auf den Punkt bringt. In einem langen Essay steht, direkt im ersten Absatz, was zwischen den ganzen Schlagzeilen schnell vergessen werden kann. Ich zitiere den Absatz komplett:
Russland, eine alternde Diktatur, versucht, die Ukraine, eine trotzige Demokratie, zu zerstören. Ein ukrainischer Sieg würde das Prinzip der Selbstverwaltung bestätigen, die Integration Europas voranbringen und Menschen guten Willens ermutigen, sich wieder verstärkt anderen globalen Herausforderungen zu stellen. Ein russischer Sieg hingegen würde die völkermörderische Politik in der Ukraine ausweiten, die Europäer unterwerfen und jede Vision einer geopolitischen Europäischen Union obsolet machen. Sollte Russland seine illegale Blockade des Schwarzen Meeres fortsetzen, könnte es Afrikaner und Asiaten, die vom ukrainischen Getreide abhängig sind, aushungern und eine dauerhafte internationale Krise auslösen, die es nahezu unmöglich machen würde, gemeinsame Bedrohungen wie den Klimawandel zu bewältigen. Ein russischer Sieg würde Faschisten und andere Tyrannen ebenso stärken wie Nihilisten, die in der Politik nichts anderes sehen als ein von Oligarchen inszeniertes Spektakel, das die einfachen Bürger von der Zerstörung der Welt ablenken soll. In diesem Krieg geht es also darum, Grundsätze für das einundzwanzigste Jahrhundert festzulegen.
Der Ukraine-Krieg ist das mit Abstand wichtigste politische Ereignis der jüngeren europäischen Geschichte, das wird aus diesen wenigen Zeilen schon klar. Aus den vielen Zeilen, die auf diesen Eröffnungsabsatz noch folgen, lernen wir aber noch mehr. Ich greife eine Facette heraus, die für mich sehr wichtig war: Der Ukraine-Krieg ist ein Kolonialkrieg. Hier kämpft ein alterndes, immer schwächer werdendes Imperium um seine Einflusssphäre. So wie es Frankreich in Algerien und Indochina oder Großbritannien in Indien und am Suezkanal tat. Russland ist die letzte europäische Imperialmacht und sollte sie diesen Krieg verlieren, ergibt sich daraus noch eine weitere Schlussfolgerung und Frage: Was, wenn das russische Imperium zerfällt, also die Russische Föderation bröckelt?
Das aber ist, wie ich schon angedeutet habe, wirklich nur ein Aspekt in einem insgesamt sehr lesenswerten Essay, der den Test der Zeit vermutlich bestehen wird. Auch in zehn Jahren wird man ihn noch mit Gewinn lesen können.
Quelle: Timothy Snyder EN www.foreignaffairs.com
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mag sein dass die Aussage des Gesanttextes etwas einseitig ist, aber zumindest der zitierte Absatz fokussiert auf einen anderen Aspekt als der sonst genannte Pro-Ukraine-Bedeutung:
ja dort wird Demokratie und Menschenrechte verteidigt etc.
Aber eben auch die Wahl des Systems für die nächste Zukunft zwischen etwa EU und globalem Denken und alte imperiale Mächte wie Russland (auch USA) und antipolitischen Nationalismen.
Es scheint nicht mehr angezeigt zu werden, wenn man einen Entwurf anlegt. Ich wollte den Beitrag auch bringen als Beispiel eines amerikanischen Hauptstromautoren, der Timothy Snyder mittlerweile ist, und ihn im Vergleich zu einer anderen Sicht bringen, um zu zeigen, wie hier einseitig interpretiert wird.
Es gibt einige interessante Gedanken, etwa über den Tyrannen, wo er sich auf Platon beruft, aber auch viel Unausgegorenes, extrem Ideologisches. Es ist keine historische Meisterleistung.
Es gibt Elemente eines Kolonialkriegs im Kampf in und um die Ukraine, aber der hier in der Anmoderation vorgebrachte Vergleich mit Frankreich und Algerien bzw. Indonesien stimmt nicht. Ein Beispiel: Nie stieg einer aus den Kolonien als erster Mann in Paris auf - keinen einzigen Präsidenten gibt es. In der Geschichte der Sowjetunion gibt es mehr Generalsekretäre und ZK-Vorsitzende aus den "Kolonien" als Russen. Stalin war Georgier, Breschnew Ukrainer.