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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Als sich zur Jahrtausendwende die ersten First-Person-Shooter wie Medal of Honor oder Call of Duty daran machten, den 2. Weltkrieg als authentisches Setting zu nutzen, war das beachtlich. Nie zuvor klangen historische Waffen so echt, waren die Strände der Normandie so wiedererkennbar und die Nazis so fein animiert. Schon bald wurde jedoch deutlich, dass den Spielen weniger an einer authentischen Darstellung gelegen ist als an Authentizitätseffekten. Was die Spiele zeigen ist nicht primär der 2. Weltkrieg, sondern eine popkulturelle Variante des 2. Weltkriegs, die zuvor durch Kino und Fernsehen geprägt wurde. Für jeden Level findet sich ein Film- oder Serienvorbild, sei es Der Soldat James Ryan, Enemy at the Gates oder Band of Brothers. »Remedialization« statt »Remembrance«. »Action« statt »Reflection«.
Das wurde irgendwann schrecklich langweilig und schien bereits ad acta gelegt. Doch nun meldet sich der 2. Weltkrieg mit Call of Duty: WWII lautstark zurück. Und was von der PR-Maschinenpistole da rausgeballert wird, lässt nichts Gutes hoffen. Der Weltkriegsshooter wiederholt seine eigene Geschichte als Farce. Mit klaren und scharfen Worten rechnet Brendan Caldwell auf Rock, Paper, Shotgun mit dem fragwürdigen Revival ab:
Nowhere do videogames more clumsily reveal their immaturity, comparative to other mediums, than in tackling wars via big budget multiplayer-focused shooters, in which the closest the player comes to achieving a deeper understanding of conflict is in pressing ›F‹ to pay your respects.
Da kann noch so sehr mit fadenscheinigen Werbemanövern ein progressiver Ansatz behauptet werden. Schon jetzt ist der trotzig mitgeschleppte Spagat zwischen massenfähiger Machtfantasie und historischem Anspruch kaum noch sinnvoll auflösbar. Nichts Neues am Omaha Beach:
»Aren’t we brave?« roars the lieutenant on the beach. »Isn’t this hellish,« laughs the sergeant. A private lays in the sand and points to the bullet wound in his throat. »Look how visceral this is,« he gurgles.
Quelle: Brendan Caldwell EN rockpapershotgun.com
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