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Fundstücke

Wie war das noch einmal mit der Zwangsarbeit bei Bahlsen?

Natalie Mayroth
Journalistin & Kulturwissenschaftlerin
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Natalie MayrothDonnerstag, 15.08.2024

Die Aufarbeitung der NS-Geschichte ist nicht für jeden angenehm, vor allem nicht für diejenigen, die erfahren müssen, wie ihre Familien darin verwickelt waren. Aber es ist wichtig. Denn jüngere Generationen wollen sich nicht mehr unbedingt damit auseinandersetzen, der Krieg ist lange her, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gibt es immer weniger. Die Aussage der jungen Erbin Verena Bahlsen vor fünf Jahren, Zwangsarbeiterinnen aus dem Osten seien bei Bahlsen „gut behandelt“ worden, sorgte zu Recht für öffentliche Empörung. Sie entschuldigte sich für die Verharmlosung. Eine Aufarbeitung der „schmerzhaften“ Firmengeschichte durch die Historiker Manfred Grieger und Hartmut Berghoff (veröffentlicht im Buch „Keks, Krieg, Konsum“) begann, viele Details waren damals nicht bekannt: 

Dabei entsteht ein Bild eines Unternehmens, das sich mit den Machthabern arrangierte, um den Betrieb ausbauen zu können. Von einer «hohen Flexibilität in Bezug auf die politische Umwelt» ist die Rede. Die Nähe zur Politik half dem Geschäft. Drei der vier Söhne des Firmengründers Hermann Bahlsen waren in der Firmenleitung. Sie hatten keine Berührungsängste, als die Nazis an die Macht kamen. So war Hans Bahlsen ab 1933 gut ein Jahr lang Mitglied der NSDAP sowie der Motor-SS. Seine beiden jüngeren Brüder Werner und Klaus Bahlsen waren in den 1930er Jahren drei Jahre lang fördernde Mitglieder der SS und leisteten damit finanzielle Unterstützung. Ihr Beitritt zur NSDAP erfolgte erst 1941 – vermutlich damit die Nazis kurz darauf die Treuhandverwaltung einer Keksfabrik in der Ukraine in die Hände von eingetragenen Parteimitgliedern geben konnten.

Mitglieder des Familienunternehmens waren nicht nur Mitglieder in der SS und der NSDAP, auch berichten die Historiker, dass es schon Benachteiligungen von Zwangsarbeiterinnen aus Polen und der Ukraine bei der Zuteilung von Toilettenpapier gab. Im Bahlsen-Archiv gibt es auch ein markantes Foto mit dem Führer, auf dem eine Packung der bekannten Kekse zu sehen ist. Es wurde damals als Postkarte gedruckt. Laut NZZ gab es „auch Momente, in denen die Bahlsen-Führung behördliche Anweisungen infrage stellte“. Etwa bei der Behandlung von ukrainischen Zwangsarbeiterinnen in Hannover war Bahlsen um Verbesserungen bemüht, der Eigennutzen könne aber nicht ausgeschlossen werden. „Möglicherweise hat darin auch die nach dem Krieg gepflegte Erzählung der 'guten Behandlung' der Zwangsarbeiter ihren Ursprung“, schreibt Dieter Bachmann. Dennoch: 

In den 1990er Jahren hatten einige Zwangsarbeiterinnen Bahlsen verklagt. Damals hatte das Gericht jedoch geurteilt, dass die Ansprüche verjährt seien. 2000 und 2001 überwies das Unternehmen 1,5 Mio. D-Mark an die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, die damit Zwangsarbeiter entschädigte. "Das steht in keinem Verhältnis zum Leid dieser Menschen. Nun ist es zu spät, Deutschland hat hier versagt", sagt Historiker Berghoff. – via NTV

Dass dieser Teil der Geschichte nun kommuniziert wird, bietet auch für jüngere Generationen einen aktuellen Anlass, sich kritisch mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. 

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Kommentare 1
  1. Ferdinand H
    Ferdinand H · vor einem Monat

    Es macht mich sauer, das die Erben von Bahlsen das Unternehmen zu 0% Erbschaftssteuer vererbt bekommen und dann kein Geld für Entschädigungen da ist.

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