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Wie man einen Staat zerstört, Trump-Style

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlSonntag, 26.11.2017

Michael Lewis ist einer der begnadetsten Reporter Amerikas, und er interessiert sich besonders für Systeme – aber weniger dafür, wie sie funktionieren, als viel mehr dafür, wie sie zusammenkrachen: Er hat untersucht, wie die Gier an der Wall Street funktioniert, es zum Bankencrash 2007 kam und wie die Euro-Zone in die Krise rutschte. Jetzt hat er ein neues Projekt: In zwei neuen großen Recherchen untersucht er, wie Trumps Günstlinge nach dem Wahlsieg in Ministerien einziehen und wie viel Porzellan sie dort zerschlagen. Wenn irgendwann der Schaden bemessen wird, den die Regierung angerichtet hat, werden Lewis’ Texte historische Beweismittel.

Als erstes nahm er sich das Energieministerium vor, dem unter anderem die nukleare Forschung unterstellt ist. Die Neuankömmlinge interessieren sich aber nicht für nukleare Sicherheit, sie wollen nur politisch säubern und Demokraten rauswerfen, selbst wenn die noch so qualifiziert sind. Sie werden durch Ahnungslose ersetzt, die ganz offensichtlich nur eine Qualifikation besitzen: Loyalität zu Trump.

In der zweiten Recherche, die ich hier piqe, nimmt Lewis das Agrarministerium unter die Lupe, das für überraschend viele wichtige Dinge zuständig ist, von der Bekämpfung von Waldbränden bis zur Ausgabe von Essensmarken an Bedürftige.

Auch in dieser Behörde droht mit den Neuankömmlingen ein Sieg der Anti-Wissenschaft. Der Fall zeigt, was passiert, wenn Regierungsfeinde plötzlich regieren: Erst einmal kommt keiner. Unter Obama und Bush gab es geordnete, freundliche Übergaben aus Respekt vor Wähler und Staat. Nach Trumps Wahl passiert erst einmal gar nichts, dann kamen völlig ungeeignete Kandidaten: Radiomoderatoren, Praktikanten, Trucker und ein Inhaber einer Firma, die Duftkerzen herstellt. Wissenschaftler und andere Fachleute kommen nicht. Es herrscht Verachtung für den Apparat, den man jetzt regiert, und eine Mischung aus Wurstigkeit und Brutalität gegen die Beamten.

Wie immer erzählt Lewis seine Geschichte gekonnt an Personen entlang: Dem pakistanischen Einwanderersohn, der in den USA erst zum Republikaner und dann zum Obama-Demokraten wird, weil er ein Herz hat. Und der ehemalige Staatssekretär, der in den Wäldern von Maine haust, und erzählt, wie Regierungsbeamte seinen Glauben an den Staat herstellten, als sie einem seiner sechs Geschwister halfen, mit seiner Schizophrenie zu leben.

Der Artikel ist auch eine Hymne auf die oft gescholtenen Beamten: Sie mögen nicht effektiv sein, aber sie sind zuständig dafür, dass Kinder weniger Blei im Blut haben (durch Benzinregulierung), Burgerketten zur Rechenschaft gezogen werden, wenn ihr Fleisch Bürger krank machen, die Vogelgrippe eindämmen, und die dafür sorgen, dass die Ärmsten sich überhaupt etwas zu essen kaufen können. Überließe man das alles Unternehmen und Stiftungen, merkt man an diesem Text, wäre das eine Katastrophe. Wenn republikanische Bürgermeister dreist leugnen, dass sie Projekte nur dank Krediten von der Regierung finanzieren können, entwickeln die Behördenmitarbeiter ihre eigene Art von Arroganz: „Wir sind der einzige Grund, dass euer beschissener Staat noch steht.“

Wie man einen Staat zerstört, Trump-Style

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