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Wie die Ignoranz von Pharmakonzernen die nächste Gesundheitsbedrohung ermöglicht

Sven PrangeMittwoch, 15.07.2020

Kann man in diesen Tagen mit noch einem Problemthema kommen? Darüber habe ich gegrübelt, bevor ich diesen Film gepiqt habe. Schließlich haben wir in den vergangenen Monaten ausreichend schlechte Nachrichten bekommen. Und dennoch finde ich, dass sich dieser Film in diesen Tagen lohnt – weil das dort beschriebene Problem einige Analogien zum Umgang mit Corona bietet und unterstreicht: Wir sollten aus den Corona-Erfahrungen einige Schlüsse ziehen, die über das Corona-Thema hinausgehen. In Sachen Versorgungssicherheit, in Sachen Verantwortung privater Unternehmen, in Sachen Ernstnehmen früher Warnsignale.

Es geht hier um Antibiotika. Beziehungsweise: Um nicht vorhandene Antibiotika. Das Problem in Kürze: Die Erfindung der Antibiotika im Kampf gegen Infektionskrankheiten war einer der größten Durchbrüche in der Geschichte der Menschheit. Erst seit Louis Pasteur die Wirkung der Mikroorganismen in ihrer ganzen Bedeutung erkannte, emanzipierte sich der Mensch von der bis dahin ständig herrschenden Angst, von den großen Infektionskrankheiten bedroht zu werden.

Die Antibiotika sind zwar wirkungsmächtig, aber nicht allmächtig. Anders gesagt: Die Mikroorganismen, gegen die sie wirken sollen, entwickeln mit unter Resistenzen, sie wehren sich also erfolgreich gegen die Antibiotika. Das passiert vor allem dann, wenn in der deutschen Fleischindustrie Antibiotika inflationär eingesetzt werden. Dann entstehen multiresistente Keime. Dagegen müssten ständig neue Antibiotika entwickelt werden.

Nur: Das passiert nicht.

Nahezu alle großen Pharmakonzerne dieser Welt sind aus der Forschung an neuen Antibiotika ausgestiegen. Das liegt vor allem daran, dass die Arbeit mühselig, langwierig und im wahrscheinlichen Misserfolgsfall margenschwach ist. Sprich: Das rechnet sich nicht für börsennotierte Konzerne.

Entlässt die Gesellschaft Konzerne aber daraus, diese Verantwortung wahrzunehmen, droht ein Engpass im Fall der Fälle. Und hier ist es ähnlich wie beim Einstieg in die Eindämmung der Corona-Pandemie: Wie vor viralen Pandemien warnen Forscher:innen auch vor der Ausbreitung multiresistenter Keime seit Jahren. Nur: Es scheint niemanden zu interessieren. Dabei gilt es als nahezu ausgemacht: Dass diese Keime, gegen die kein marktgängiges Antibiotika mehr hilft, sich einmal ausbreiten, ist keine Frage des Ob, sondern des Wann.

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