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1986 in Kiew zur Welt gekommen. Seit zwanzig Jahren einer von den guten Einwanderern. In Leipzig Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie studiert. An der Deutschen Journalistenschule zum Redakteur verarbeitet. Seitdem beseeltes Berliner Edelprekariat. Ach ja, bei Hanser Berlin Literatur verbrechend. Das mach ich wirklich gern.
Über die Proteste der Gelbwesten in Frankreich ist oft zu lesen, dass sie Akte der vergessenen, prekären Peripherie seien. In dieser Vergessenheit wuchs auch der Schriftsteller Édouard Louis auf. 2014 beschrieb Louis diese Welt in seinem Debütroman "En finir avec Eddy Bellegueulle" und verkaufte 300.000 Bücher. 2018 sah er von Amerika aus Bilder der wütenden Demonstrationen und kehrte umgehend zurück, um daran teilzunehmen.
Sein Gespräch mit dem New Yorker ist deshalb so lesenswert, weil Louis den Gelbwesten wirklich nah ist, physisch, kulturell und emotional. Von seinen Eltern erzählend, die nie wussten, ob sie rechts oder links wählen sollen (und die Gelbwesten nun von ihrem Dorf im nördlichen Niemandsland aus unterstützen, denn den Sprit nach Paris können sie sich nicht leisten). Hauptsache eine Partei, die ihr Leid endlich sichtbar macht.
Diese Familiengeschichte kulminiert unmittelbar im vielleicht essentiellsten Punkt, den Louis hier macht: Die Gelbwesten seien vor allem Resultat eines kapitalistischen Konflikts der Klassen. Verarmte Menschen, die genug haben. Viele politische Seiten versuchten aber nun, die Wut zu ihrem eigenen partikularen Vorteil umzukodieren: Widerstand gegen Klimaregelungen, Einwanderung, Homosexuelle.... Und wenn besonders die Linke sich jetzt abwendet und die Gelbwesten stigmatisiert (Louis streitet dabei nicht ab, dass all diese problematischen Strömungen vorkommen) könnte dieser Plan auch tatsächlich aufgehen.
Quelle: The New Yorker Bild: Sameer Al-Doumy EN newyorker.com
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Eine gute Ergänzung zum eindrücklichen "Ende von Eddy" fand ich das Buch "Rückkehr nach Reims" des Soziologen Didier Eribon, der wie Louis aus dem ehemals kommunistisch wählenden Arbeitermilieu Nordfrankreichs stammt, aber eine Generation älter ist:
“Für Arbeiter und Leute aus armen Verhältnissen bestand das Linkssein vor allem darin, ganz pragmatisch das abzulehnen, worunter man im Alltag litt. Es ging um Protest, nicht um ein von globalen Perspektiven inspiriertes politisches Projekt. Man schaute auf sich selbst, nicht in die Ferne, und zwar in geschichtlicher wie in geografischer Hinsicht. Und auch wenn man oft wiederholte, dass „eine richtige Revolution“ vonnöten sei, so war diese Formel doch eher auf die eigenen Lebensumstände mit ihren Härten und Ungerechtigkeiten gerichtet als auf einen Umsturz des politischen Systems. Die Anrufung der Revolution, über deren Details man nie nachzudenken brauchte, war eine Art Mythos gegen den Mythos, eine Art verbale Notwehr gegen böswillige Kräfte (Rechte, Reiche, Mächtige), die alles zu kontrollieren schienen und deren dunkle Macht man hinter jedem Unheil vermutete, das sich im Leben der „kleinen Leute“, der „Leute wie wir“ ereignete. Für meine Familie teilte sich die Welt in zwei Lager. Entweder man war „für die Arbeiter“ oder man war gegen sie, entweder man „verteidigte die Arbeiter“ oder man tat nichts für sie. Wie oft habe ich solche Sätze hören dürfen, in denen sich das Wahrnehmungsmuster der Politik und zugleich die politische Handlungsorientierung ausdrückten. Auf der einen Seite das „Wir“ und das „Mit uns“, auf der anderen das „Sie“ und das „Gegen uns“. Wer erfüllt heute die Funktion, die damals „die Partei“ innehatte? Von wem dürfen sich die Ausgebeuteten und Schutzlosen heute vertreten und verstanden fühlen? An wenden und auf wen stützen sie sich, um politisch und kulturell zu existieren, um Stolz und Selbstachtung zu finden, weil sie sich legitim, weil von einer Machtinstanz legitimiert, fühlen? Oder ganz schlicht: wer trägt der Tatsache Rechnung, dass sie existieren, dass sie leben, dass sie etwas denken und wollen?”