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Fundstücke

Was sollte die UNO tun, um den Krieg in der Ukraine zu beenden?

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerSamstag, 11.02.2023

Auch ein zahnloser Tiger kann unangenehm zubeißen: Zwar ist es den Vereinten Nationen bislang nicht gelungen, den Krieg in der Ukraine zu beenden, was bekanntermaßen am sich selbst blockierenden Sicherheitsrat liegt, aber ganz ohne Einfluss sind die Resolutionen der Generalversammlung nicht geblieben, wie der Völkerrechtler Ulrich Fastenrath in diesem Stück darlegt.

All das zeigt durchaus Wirkung: Von einem ukrainischen Völkermord an den Bewohnern des Donbass ist nicht mehr die Rede; Drohungen mit einem Atomwaffeneinsatz gibt es nur noch – wie in der russischen Militärdoktrin festgelegt – für den Fall, dass die Existenz Russlands bedroht ist (wobei nicht klar ist, ob dafür schon ausreicht, dass der Machterhalt der derzeitigen Führungselite gefährdet ist); der Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja scheint ein Ende gefunden zu haben; Russland findet auf der Weltbühne kein Gehör mit dem An­spruch auf die annektierten ukrainischen Gebiete.

Trotzdem sind die Vereinten Nationen an der entscheidenden Aufgabe bislang gescheitert. Wie also kann die Organisation mehr Druck auf den Aggressor Russland ausüben? Und zwar jenseits aller Diskussionen um Panzer, U-Boote und Kampfflugzeuge.

Der Autor schlägt eine juristische Expertenkommission vor, um Moskau zu zwingen, sich permanent vor der Weltgemeinschaft zu rechtfertigen. Und er spricht sich dafür aus, dass die Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs stärker darauf schaut, welche Schuld die russische Staatsspitze an den Kriegsverbrechen trägt. Von einem Haftbefehl gegen Putin verspricht sich der Autor zwar kein Einlenken, aber einen Verlust von Autorität, nicht zuletzt innerhalb seiner Elite, was – wie frühere Beispiel gezeigt haben – für ihn gefährlich werden kann.

Von anderen Ideen, etwa dem vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj vorgeschlagenen Sondertribunal, hält Fastenrath wenig.

Sein Text ist lesenswert, weil er genau das unternimmt, was den Friedensmanifesten fehlt, darunter auch dem jüngst von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht veröffentlichten: Fastenrath zeigt einen Weg auf, wie die Weltgemeinschaft früher oder später diesen Krieg beenden oder zumindest einhegen könnte. 

Der Text steht frei zugänglich auf der Seite der FAZ. Sollte er hinter eine Bezahlschranke rutschen, dann gibt es ihn hier auf Blendle.

Was sollte die UNO tun, um den Krieg in der Ukraine zu beenden?

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Kommentare 10
  1. Hans Wibra
    Hans Wibra · vor mehr als ein Jahr

    Ganz so einfach ist das nicht, auch deshalb, weil der Westen - und die ehemaligen Kolonialmächte in der zurück liegenden Zeit alles getan haben die UNO auszutricksen, wenn es um deren Interessen und auch deren Kriegen ging. Ich bin sehr dafür, dass wir zu handelsfähigen internationalen Institutionen "zurückkommen", wie es ja schließlich der Gedanke und Wunsch nach dem Zweiten Weltkrieg war. Aber davon sind wir heute sehr weit entfernt - auch und gerade wegen dem in der Vergangenheit fehlendem Interesse des Westen daran. Der Krieg in der Ukraine ist völkerrechtswidrig -wie viele andere schon vorher, es gibt Ursachen, Gründe, Versäumnisse, Fehler , regelrecht kriminelle Handlungen und vieles mehr, was dem vorausgeht. Dazu kommt auch die moralische Unzulänglichkeit der Entscheider unter den Kontrahenten, im politischen und militärischen Bereich. Eines ist in der Geschichte der Menschen und der Kriege Fakt, es wird gelogen, wo immer es Nutzen bringt.

  2. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor mehr als ein Jahr

    Lesenswert! Und danke auch für die umsichtige Verlinkung auf blendle. Bisher ist der Text noch frei zugänglich.

  3. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr

    letztendlich ist das der einzig richtige Weg. Auch weil er anwendbar für alle sein wird

  4. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

    Das ist deutlich überzeugender als der neue offene Brief der ahnungslosen AngeberInnen (hier muss gegendert werden).
    Michael Thumann schrieb anscheinend ein aufschlussreiches Buch: https://taz.de/Archiv-...

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      Hier übrigens ein aktuelles Interview mit Thumann https://www.youtube.co...

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      Hier noch Münkler über Wagenknecht/Schwarzer: https://www.ksta.de/po... könnte man fast piqen.

    3. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Danke für den Hinweis. Ich las die DPA-Meldung, da ich mich nicht anmelden möchte.

      Oliver Nachtwey äußerte sich mittlerweile auch:
      https://www.deutschlan...

    4. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Achim Engelberg Vorhin kam ich noch so auf den Münkler-Interview, müsste aber auch bei Blendle zu finden sein. Naja, Nachtwey stellt aber auch sehr steile Thesen auf.

    5. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      @Dirk Liesemer Hier der Münkler mündlich und frei zugänglich:
      https://www.ndr.de/nac...?

    6. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als ein Jahr

      @Achim Engelberg Ah, Danke!

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