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Am Dienstag, den 21. Juli 2020 hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Terroristen von Halle begonnen. Gegen jenen Mann, der am 9. Oktober 2019, an Jom Kippur, einen Anschlag gegen die Synagoge in Halle verübt hat. Weil eine Holztür verhinderte, dass er in das Gebäude kam, erschoss er wahllos zwei andere Menschen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm zweifachen Mord und versuchten Mord in 68 Fällen, außerdem versuchte räuberische Erpressung mit Todesfolge, gefährliche Körperverletzung, fahrlässige Körperverletzung und Volksverhetzung vor.
So weit, so schlimm.
Das österreichische Nachrichtenmagazin "Profil" veröffentlicht zum Prozessbeginn diesen Text von Christina Feist, einer Mitarbeiterin des Magazins, die sich am Tag des Terrors zufällig in der Synagoge in Halle aufhielt. Sie tritt in dem Prozess am Nebenklägerin auf. In dem Text erklärt Feist, warum sie Nebenklägerin ist:
Für mich stellt der Prozess den letzten Schritt in der Bewältigung meines Traumas dar, das ich durch den Anschlag auf die Synagoge in Halle erlitten habe. Es ist mir wichtig, bis zum Ende dabei zu sein, in dem Wissen, dass ich alles mir Mögliche getan habe, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Ich möchte selbst aussagen, um auf die Bedeutung dieses Anschlags als Symptom des tief sitzenden Antisemitismus in Deutschland hinzuweisen. Auch wenn der Täter schuldig gesprochen wird, möchte ich dabei sein, um dieses Kapitel endlich abschließen und über das Trauma von Halle hinwegkommen zu können.
Der Text hat es in sich. Detailliert zählt Feist ihre Kritikpunkte an der deutschen Justiz, ja an Deutschland auf. Das Schmerzhafte ist, dass sämtliche Kritikpunkte nachvollziehbar und berechtigt sind.
So schreibt sie, dass das Gericht keine Rücksicht auf die Möglichkeit der Teilnahme der Nebenkläger genommen und den Prozesstermin nicht, wie gewünscht, in den Herbst gelegt habe (was auch wegen Corona besser gewesen wäre), sondern auf diesen Sommer. Erfahren hat Feist davon nicht vom Gericht, sondern aus den Medien.
Ein berechtigter Kritikpunkt ist auch der Fluchtversuch des Terrorverdächtigen Ende Mai 2020 aus der Untersuchungshaft.
Weithin unkommentiert blieb auch der Fluchtversuch, den der Täter, der uns alle, die wir am 9. Oktober 2019 in der Synagoge waren, töten wollte, Ende Mai aus seiner Untersuchungshaft unternahm. Zehn Minuten war er dabei unbeaufsichtigt. Gröberes Aufsehen scheint der Vorfall, von dem wir erst Tage später und über den Medienbericht eines Lokalblatts erfuhren, nicht erregt zu haben. Damit bestätigt sich ein Stück weit meine dunkle Vermutung, dass Antisemitismus und die Gefahr rechtsradikaler Ideologie und Gewalt in ihrer Tragweite in Deutschland schlichtweg nicht verstanden werden – oder, schlimmer noch, zwar erkannt, aber nicht ernst genommen werden.
Ihr Bild von Deutschland, das sie gewonnen habe, fasst sie so zusammen:
Nach außen hin vermittelt man gerne den Eindruck einer geläuterten Nation, die aus der Vergangenheit gelernt hat und nun den mahnenden Zeigefinger erhebt. Geht es aber um den Blick nach innen, will plötzlich niemand mehr wahrhaben, dass es sich bei Antisemitismus um ein flächendeckendes, zutiefst in der deutschen Gesellschaft verankertes Phänomen handelt. Das zeigt sich auch am Beispiel Magdeburg, der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, rund eine Autostunde von Halle entfernt, wo der Prozess um den rechtsradikalisierten Täter stattfinden wird. In Sachsen-Anhalt sitzt die rechtsradikale AfD als zweitstärkste Partei im Landtag. Im berühmten Magdeburger Dom hängt seit jeher völlig unkommentiert die sogenannte "Judensau", eine antisemitische Darstellung aus dem Mittelalter, und die Vorhalle des Doms wird von Ecclesia und Synagoga, einer weiteren das Judentum verhöhnenden Darstellung, geziert.
Es lohnt sich, diese Kritik nicht abzuweisen und so zu tun, als wäre das alles falsch. Es lohnt sich, über diese Kritik nachzudenken, sie ernst zu nehmen, sie sich zu Herzen zu nehmen. Mich schmerzt diese Kritik sehr. Denn Feist schreibt:
Mein Sicherheitsgefühl in Deutschland wurde mir mit dem Anschlag auf die Synagoge genommen, das Vertrauen in sämtliche deutsche Autoritäten – Polizei, Justiz, Regierung – habe ich in den Monaten seither auch verloren. Und so mischt sich in meine Angst auch Zorn, weil ich mir eine Zukunft in Deutschland unter diesen Umständen nicht vorstellen kann.
Ich möchte, dass sich das ändert.
Quelle: Christian Feist Bild: Ina Breust www.profil.at
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