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Vom therapeutischen Umgang mit der Klimakrise

Ole Wintermann
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Ole WintermannDienstag, 04.07.2023

Psychotherapie und Psychologie sind für die meisten Menschen nach wie vor Begriffe, die sie zurückschrecken lassen. Dahinter verbirgt sich "Krankheit", "Seelenklempnerei" und das Mysterium des eigenen Ichs, den man vielleicht nicht begegnen möchte. Die Klimakrise zwingt uns aber immer stärker, uns mit unseren existenziellen Ängsten zu befassen, die Folge der Krise sind. Die Klimakrise ist real und sie bedroht unsere Existenz. Wie gehen Menschen mit einer solchen Herausforderung psychisch um und was raten uns Psychotherapeuten?

Mit dieser Frage wandte sich die US-pakistanische Filmemacherin Sindha Agha, deren Klimaängste begannen, ihr eigenes Verhalten zu lähmen, an die Klima-Therapeutin Leslie Davenport. Agha hat die Therapiesitzungen in kleinen Abschnitten filmisch umgesetzt und zeigt ihren Weg der Bekämpfung der (realen) Klimaängste auf. Im verlinkten Kurzfilm, der optisch und dramaturgisch mit spannenden Elementen arbeitet, zeigt Agha, dass die Klimadiagnose psychologisch mit einer Krebsdiagnose zu vergleichen ist. Der psychologische Umgang von Krebspatienten mit der Krankheit und die Unterscheidung von "Healing" und "Curing" sind der Schlüssel zum Umgang mit der Klimakrise. Aber schaut selbst. Es lohnt sich.

Vom therapeutischen Umgang mit der Klimakrise

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Kommentare 16
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Kommen die realen Klimaängste von den realen Klimaveränderungen oder von den angstmachenden Berichten über eine Klimakatastrophe, die für die meisten noch gar nicht wirklich spürbar ist? Aber jedes etwas abweichende Wetter zur nahenden Apokalypse stilisiert wird.

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr

      vorsicht - so knapp formuliert klingen Sie ein wenig nach denen, die behaupten, es gäbe keine Klimakrise. das will ich Ihnen nicht unterstellen - aber die Debatte ist von dieser Seite so ... aufgeheizt, dass ich da quasi sofort zusammenzucke...

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Cornelia Gliem Das geht mir umgedreht genau so. Die Angst wird so gehypt, das die reale Klimakrise dahinter teilweise verschwindet. Gesellschaften, die eigentlich alle Mittel haben sich gegen Klimaveränderungen zu wappnen als auch gegen die Ursachen vorzugehen bibbern vor der Apokalypse. Das erscheint mir surreal……

    3. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl "Global Temperatures Hit a New Record". In dieser Woche war es gleich an 3 Tagen weltweit so heiß, wie niemals zuvor, seitdem diese Temp. erfasst wird. Ich halte das Wort "bibbern" im Sinne von "Angst haben" für denkbar ungeeignet, um sich dem Problem zu stellen. https://www.bloomberg....

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Ole Wintermann Die Temperaturen werden seit 150 Jahren erfasst. Beginnend mit dem Ende einer Kaltzeit. Das ist eigentlich ein sehr kurzer Zeitraum. Auch ist zwischen der Angst vor der Apokalypse und einem Rekord der Temperatur der letzten 150 Jahre noch ein Unterschied. Wir starren wie das Kaninchen auf die Schlange auf Wetter und Temperatur. Bei jedem Starkregen oder Waldbrand überschlagen sich die Medien. Da wird man sicher verrückt vor Angst. Solche Angst aber ist immer ein schlechter Ratgeber. Ich denke wir stehen vor einem schwierigen aber lösbaren Problem und sollten etwas tun und nicht gleich zum Psychologen gehen. Vielleicht wäre ein Kurs in Wärmepumpen-Technik angebrachter? Was passiert eigentlich wenn die Katastrophe wirklich kommen sollte?

    5. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Ja, der Zeitraum ist extrem kurz. Dennoch: Alle 4 Jahre ein neuer Hitzerekord, das lässt schon aufhorchen. Und die Verteilung der globalen Durchschnittstemperatur auf Land- und Wasseroberfläche lässt für Landratten nichts Gutes erwarten, wenn es so weitergeht. Nachzulesen sind diese und weitere Fakten in dem nüchternen, von Dominik Lenné verfassten, Text www.piqd.de/klimawande...
      oder direkt mit zugehörigen Grafiken hinterlegt hier: https://anmerkungen.wo...

      Auch zunehmende Trockenheit und Unwetter machen mir Sorgen. Prognosen sind niemals sicher.
      Ohne dass ich in Angstzustände verfalle, empfinde ich jedoch mit Menschen, die aufgrund ihrer Gesundheit oder Lebenserfahrungen Ängste entwickeln. Zumal bekannt ist, dass viele bei behandlungsbedürftigen psychischen Problemen keine oder nur verspätet Hilfe bekommen.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Lutz Müller Ja, das sieht bedrohlich aus. Aber so viele Therapeuten werden wir u.U. gar nicht haben. Wir müssen eigentlich mehr an Lösungen gegen Klimawandel und für Anpassung arbeiten.

      Müssen nicht auch die Medien ihren Stil ändern? Warnen und Berichten ja. Aber wenigstens etwas Optimismus und auch die positiveren Szenarien darstellen.

    7. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Ja, in der Tat müssten die Medien - aber auch die politischen Multiplikatoren - ihren Stil ändern. Die Challenge-orientierte pragmatische Sichtweise kommt etwas zu kurz. Wir sollten darüber aber nicht beginnen, als Gegenreaktion den Klimawandel relativieren zu wollen. Ich empfehle aktuelle Äußerungen der UN oder der Welt Meteorologie Organisation vom letzten Wochenende. Derzeit gerät da etwas in Echtzeit aus den vorausberechneten Fugen. Und zum Thema Medien/Klima empfehle ich einen Blick auf die Arbeit von Wolfgang Blau und seinem Oxford Climate Journalism Network.

    8. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Ole Wintermann Mehr Aufklärung über die bevorstehenden Herausforderungen in den Medien und durch die Politik ist wirklich angesagt. Das Problem: Mit wissenschaftlichen Studien und neuen Technologien sind die meisten überfordert. Das verstärkt Zukunftsängste oder als Gegenpol das Nicht-wissen-Wollen.

      Zur Frage: Wie anpassungsfähig ist der Mensch? Zwei aktuelle Empfehlungen aus Zeitgründen hier - sie hätten einen eigenen Piq verdient.

      Die FAS brachte ein Interview mit dem Physiologen und Weltraummediziner Hanns-Christian Gunga, Seniorprofessor an der Charité. Gunga hat den Temperaturhaushalt der Menschen unter extremen Bedingungen erforscht; gerade ist sein Buch „Tödliche Hitze“ im Quadriga-Verlag erschienen.
      So u. a. in einem DFG-Projekt in der Subsahararegion unter Beteiligung von zehn verschiedenen Institutionen. "Eine zusätzliche Belastung von zwei Grad der Wet Bulb Globe Temperature (WBGT), einer zusammengesetzten Größe aus Luft- und Strahlungstemperatur, Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit, ... wird in Zukunft nicht mehr zu bewältigen sein. Ich höre häufig, dass die Menschen in Afrika sich in der Evolution an hohe Temperaturen angepasst haben, dass sie das auch weiter tun werden. Aber das stimmt nicht: Die Menschen sind am Limit, sie können nicht mehr arbeiten. Wer arbeitet, stirbt an der Hitze. Wer nicht arbeiten kann, verhungert."
      Gunga erklärt, wie molekulare Prozesse bereits bei 1-2 Grad über normaler Körpertemperatur aus dem Ruder geraten. Die Anpassungsfähigkeit in vielen Regionen werde spätestens in den nächsten 10-20 Jahren erschöpft sein. Die Menschen werden diese Regionen verlassen müssen.
      Für uns blickt er nach Südeuropa: "... jeder kennt die spanische Siesta. Darüber sollte Minister Lauterbach bei seinem Hitzeschutzkonzept nachdenken. Die Kernarbeitszeit muss an die neue Klimasituation angepasst werden."
      https://www.faz.net/ak... (Paywall)

      Abrufbar auch auf Blendle: https://blendle.com/se...

      Der Tagesspiegel ging letzte Woche den sieben gängigsten Hitze-Mythen im Faktencheck auf den Grund: https://www.tagesspieg...

    9. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Wer bibbert denn? Ich habe eher den Eindruck dass leider kaum einer die Gefahr wirklich ernst nimmt

    10. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Cornelia Gliem Dann konsumieren wir vielleicht unterschiedliche Medien? Ich nehme Berichte und Akteure wahr, die ausgehend von den unwahrscheinlichsten IPCC-Szenarien, die Apokalypse zeichnen. Und behaupten gerade in D sei nichts passiert. Das man mehr und breiter agieren muß stimmt sicher. Aber es ist ja nicht nur die Angst vor der Klimakatastrophe. Hier haben schon lange Gruppen vor allen anderen Veränderungen Angst. Vor Atomkraft, vor Digitalisieren, vor Gentechnik, vor Windrädern (vor der Haustür), vor. Fracking, vorm Fleischessen, vor der Wirtschaft. Man könnte das beliebig fortsetzen. Und jede dieser Gruppen (meist Minderheiten) protestieren lautstark. Stoppen oder verlangsamen Entwicklungen. Was soll da rauskommen? Andere Staaten investieren, werden produktiver und wachsen. Wir bekommen inzwischen nicht mal mehr normale Infrastrukturen modernisiert.

    11. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl ah... das Protestieren dieser Gruppen - klingt für mich eher nach .... Wut, nach Zorn und Empörung. klar kann das von Angst getrieben sein - denke ich aber nicht bei allen.

    12. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Cornelia Gliem Ja auch das. Die Grade der Angst sind auch unterschiedlich. Wie auch immer, Angst scheint krank machen zu können. Die Zeit schrieb jüngst z.B. zum Post Vac Syndrom:

      "Das PEI hat inzwischen eine Art Sonderauswertung gemacht: Es hat nach Nebenwirkungen recherchiert, die den Symptomen eines Post-Vac-Syndroms entsprechen. Bis zum 19. Mai hat es insgesamt 1547 Meldungen über Verdachtsfälle solcher Nebenwirkungen erhalten, das sind 0,0073 pro 1000 Impfungen. Die Schlussfolgerung des Instituts: Es ergebe sich "kein Risikosignal für das Auftreten dieser Beschwerden nach einer Impfung mit einem bestimmten Covid-19-Impfstoffprodukt".

      Das leitet das PEI aus der Statistik ab. Vereinfacht gesagt prüft das Institut, ob bestimmte Beschwerden nach der Impfung häufiger gemeldet werden, als sie normalerweise in der Gesamtbevölkerung auftreten würden. Zum Beispiel erkranken jährlich 20 bis 40 von 100.000 Menschen neu an Gelenkrheuma. Werden nun in einem Jahr 50 Millionen Menschen geimpft, kann rein rechnerisch bei 10.000 bis 20.000 von ihnen nach der Impfung Rheuma auftreten, ohne dass das irgendetwas mit der Spritze zu tun hätte. Nur wenn die jährliche Zahl der Neuerkrankungen während der Impfkampagne deutlich darüber läge, sähe das PEI eine Auffälligkeit. Beim Post-Vac-Syndrom gebe es "keinen medizinisch plausiblen Hinweis" auf Zusammenhänge zwischen Beschwerden und Impfung.

      Das PEI verweist zudem auf eine Besonderheit: Bei einer Recherche in der Nebenwirkungsdatenbank der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA fiel auf, dass zum Zeitpunkt der Auswertung "mehr als fünfzig Prozent aller weltweit registrierten Verdachtsfälle aus Deutschland berichtet wurden". So klingt Post-Vac fast nach einer deutschen Krankheit.

      Tatsächlich erkennt die EMA das Syndrom nicht an. Auch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA tut sich schwer damit: "Obwohl wir noch viel über Long Covid und seine möglichen Ursachen lernen müssen, glaubt die FDA nicht, dass diese Krankheit durch die Covid-19-Impfung ausgelöst wird, und es gibt derzeit auch keine ausreichenden Daten, die dies belegen", schreibt die Behörde auf Anfrage der ZEIT. Ähnliches ist aus Schweden zu hören: Eine Sprecherin der zuständigen Swedish Medical Products Agency erklärt, man sehe "keine Anzeichen für ein Post-Vac-Syndrom". …."

      Eine Erklärung - der Nocebo-Effekt. "Der ist so etwas wie der böse Stiefbruder des Placebo-Effekts: Allein die Erwartung, dass ein Medikament oder eine medizinische Maßnahme negative Folgen haben kann, sorgt unter Umständen dafür, dass man diese auch wirklich empfindet. Erwartet man Kopfschmerzen, wenn man eine Tablette mit einem bestimmten Wirkstoff nimmt, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, tatsächlich an Kopfschmerzen zu leiden – selbst wenn man nur ein Scheinmedikament ohne einen Wirkstoff genommen hat. Diese Nocebo-Symptome lassen sich im Gehirn nachweisen und können sehr lange anhalten, über Monate oder gar Jahre, das wissen Mediziner schon seit einiger Zeit."

      https://www.zeit.de/20...

  2. Dennis Schmolk
    Dennis Schmolk · vor mehr als ein Jahr

    Sehr interessant – auch, was die Widerständigkeit von Körpern/Affekten/Emotionen angeht. Wenn die Klimakrise Individuen in depressionsartige Zustände führt und das "nothing special" ist, kann man da schon eine Protest-Ressource vermuten. Bleibt abzuwarten, ob es bei einem individuellen bzw. individualisierten Problem bleibt oder ob daraus mehr werden kann.

    Über den Begriff "climate therapist" musste ich allerdings irgendwie schmunzeln.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als ein Jahr

      Ja, in der Tat sind die Begrifflichkeiten nicht unbedingt optimal, können sie doch auch negativ verstanden werden. Ich habe in der Debatte noch keine Alternativen finden können.

    2. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als ein Jahr

      @Ole Wintermann Ich habe auf LinkedIn schon "Environmental Psychologist" gelesen, das ist zwar weiter gefasst, funktioniert für mich aber besser.

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