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Urbane Transhumanz als kultur- und kreativwirtschaftliche Raumstrategie?

Jürgen Korbinian Enninger
Kümmerer für kultur- und kreativwirtschaftliche Angelegenheiten im Großraum München
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Jürgen Korbinian EnningerSonntag, 03.01.2016
Die hohen Preise, die in München für Immobilien bezahlt werden, führen zu neuen Nutzungsformen, die ich mit dem Begriff „Urbane Transhumanz“ umschreiben möchte.

Transhumanz ist ein Begriff aus der Wechselweidewirtschaft, der die optimale Bewirtschaftung eines Raumes durch räumliche Veränderung des Nutzers beschreibt. Beispiele sind der Almabtrieb im Allgäu oder das Nomadentum an Wüstenrandgebieten. Fälschlicherweise herrschte bis in die 50er Jahre die Meinung vor, Wanderer müssten sesshaft gemacht werden. Dies führte paradoxerweise dazu, dass sie heimatlos wurden, und dass die Bewirtschaftung der vormals genutzten Räume nicht mehr funktionierte. In hochpreisigen Städten erleben wir gegenwärtig eine ähnliche Veränderung. Kultur- und Kreativschaffende schaffen Arbeitsräume an Orten, die zuerst in Städten für unwirtlich gehalten werden. Sie bewirtschaften diese und erreichen damit eine Veränderung in der Perspektive auf Stadtteile oder Orte und deren wirtschaftliche Verwertbarkeit. Dieser Prozess wird gemeinhin auch als Gentrifizierung umschrieben. Interessant daran, ist das die Kultur- und Kreativschaffenden einerseits den Prozess über die Urbane Transhumanz als Bewirtschaftungsform befördern, sich aber andererseits zu Recht über diese Veränderung beklagen, weil sie unter anderem selten unmittelbar selbst davon profitieren. Ist auch hier der Impuls Kreative "sesshaft" werden zu lassen eine Form der Zerstörung kultur- und kreativwirtschaftlicher Vielfalt? Gehört die ständige räumliche Veränderung zum Kern kultur- und kreativwirtschaftlicher Arbeitsformen?

Es steht außer Frage, dass es besondere Raumangebote für Kulturschaffende und Kreativunternehmen geben muss. Dieser Lösungsansatz absolut gesetzt greift allerdings zu kurz. Wir dürfen nie aus dem Auge verlieren, dass kultur- und kreativwirtschaftliche Arbeit insbesondere die Städte durchzieht. Sie verortet sich oft spontan völlig ohne öffentliche Impulse. Wertschätzung heißt sie auch dort Ernst zu nehmen!

Urbane Transhumanz als kultur- und kreativwirtschaftliche Raumstrategie?

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Kommentare 1
  1. Zehra Spindler
    Zehra Spindler · vor fast 9 Jahre

    Danke für deinen informativen Kommentar zum Artikel, Jürgen! Freu mich schon auf meinen nächsten "Almabtrieb"!

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