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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Studium der Internationalen Entwicklung und Politikwissenschaften in Wien und Münster. Beschäftigt sich mit Sicherheitspolitik und Islamismus, unter anderem bei/mit Internationale Politik und Gesellschaft (IPG), Blätter für deutsche und internationale Politik, Internationale Politik (IP), Middle East Institute Washington, Atlantic Council, Clingendael Institute.
Folgendes sagte Johannes Varwick, Professor für Internationale Beziehungen und europäische Politik an der Uni Halle, heute in einem Interview mit dem DLF:
Es geht überhaupt nicht um eine Debatte von „Mut gegen Feigheit“ oder „Kämpfen gegen Appeasement“, das ist eine völlig falsche Front. Natürlich ist es sehr vernünftig und geradezu notwendig, das russische Verhalten auf allen Ebenen zu verurteilen und auch zu sanktionieren. Aber wir müssen doch die Dinge auch vom Ende her denken. Was sind denn Szenarien, die auf uns zukommen?
Ein paar kluge Sätze, denn der eindimensionale Versuch, die Regierung Putin niederzuringen, ist wenig vielversprechend, dafür aber umso gefährlicher. Die Einheit der Europäer und der Mehrheit der internationalen Gemeinschaft gegen die russische Invasion ist beeindruckend. Dabei suggeriert sie einen Vibe von „Wenn wir zusammen stehen, werden wir gewinnen. Putin kriegt uns nicht klein“.
Gewinnen… Was bedeutet das in dieser Situation?
Sofern kein Wunder geschieht, wird die russische Armee die unterlegenen Ukrainer — trotz ihres erbitterten Widerstandes — militärisch besiegen. Aktiv eingreifen wird der Westen nicht. Und ganz gleich, wie viele Waffen in die Ukraine sickern: das Kräfteverhältnis kann diese Form der Unterstützung nicht bedeutend verändern.
Die Bundesregierung und die Gesellschaft müssen sich also darauf einstellen, dass die Ukraine (oder zumindest große Teile des Landes) auf absehbare Zeit unter russischem Einfluss stehen wird. Das ist so ungerecht wie schrecklich, aber absehbar. Der EU/NATO bleibt zum jetzigen Zeitpunkt nichts anderes übrig, als diplomatisch und humanitär alles erdenklich Mögliche zu tun. Diplomatisches Engagement bedeutet allerdings auch, Gesprächskanäle offen zu halten, gesellschaftliche Brücken nicht abzureißen und vorausschauend zu denken.
Ein Teil dieses vorausschauenden Denkens verlangt, „bessere Zeiten intellektuell vorzubereiten“, wie Varwick es im gepiqden Aufsatz formuliert hat. Politik/Diplomatie müssen also darüber nachdenken, wie ein modus vivendi aussehen kann.
Mir scheint, dafür bedarf es einer intellektuellen wie emotionalen Auseinandersetzung mit einer unangenehmen Wahrheit: Einflusszonen kennen „wir“ nicht erst seit einer Woche. Die EU kennt sie, die NATO sowieso. Auch wenn man das in Mitteleuropa schnell mal vergessen kann. Russland denkt ebenfalls in Einflusszonen. Und die Ukraine liegt dazwischen. Wer vor diesem Hintergrund nur mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker argumentiert, verschließt die Augen für realpolitische Gegebenheiten. Sofern wir keine nukleare Konfrontation in Kauf nehmen wollen (und das sollte das höchste aller Gebote sein), müssen wir eine Balance mit Russland finden. Das wird auch bedeuten, Kompromisse auszuhandeln, bei denen es Verlierer gibt. Keine schöne Aussicht, aber auch ein Teil des viel zitierten "realpolitischen Erwachens".
Varwicks Aufsatz ist in jedem Fall einen Blick wert und erscheint mir wichtig, weil er Polarisierung, Mobilisierungsmechanismen und Eskalationsspiralen hinterfragt, ohne Unrecht zu relativieren.
PS: Wer lieber Interviews liest, findet die Kerninhalte auch hier bei der taz.
Quelle: Johannes Varwick www.johannes-varwick.de
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Ein sehr lesenswerter Artikel von Johannes Varwick und von Johannes Hauch trefflich heruntergebrochen auf das Wesentliche.
Es macht uns alle Betroffen die Realität so klar dargestellt zu bekommen.
Aber auch das Dasein Putins ist endlich. Wenn neue politische Struckturen und neue Protagonisten an die Macht kommen besteht die Möglichkeit Gegebenheiten neu zu diskutieren und dieses Machvakuum Putins in Russland aufzuweichen.
Politik und Zeitgeschichte rechnet nicht in Tagen, wie wir uns das wünschen würden sondern in Jahrzehnten.
"(...) die Unterschiede nennen - (...) dass der Beitritt in die NATO und die EU freiwillig ist. (...) Deswegen wollen wohl die Völker auch in Richtung Westen und nicht ins neue Großrussische Reich." dem ist nichts hinzuzufügen. außer dass zum Verhandeln ein Minimum an Gesprächsbereitschaft nötig ist. Und gerade das hat Putin verweigert.
Dem Kommentar von Dirk Liesemer ist nichts hinzuzufügen, Danke!
Verstehe ich das taz-Interview richtig? Meint Varwick da tatsächlich: Liebe Ukrainer gebt euer Land, eure Demokratie und eure Identität auf und fügt euch gefälligst dem Kreml? Und an den Westen gerichtet: Vergesst halt mal Selbstbestimmungsrecht und solche Dinge wie das Völkerrecht! Und falls dann Taiwan von China angegriffen wird, soll das alles dann ebenfalls gelten? Im Grunde wirft Varwick dem Westen doch vor, Russland nicht einfach alles gegeben zu haben, was Putin gefordert hat.
Danke dafür. Schade, dass die Vorschläge nicht verfolgt wurden. Gibt es ein Update? Und haben da wirklich ausschließlich Männer unterschrieben?