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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Spielregeln, ganz egal wie simpel sie sind, bauen immer auf gesellschaftlichen Denkprämissen auf. Schwarz gegen Weiß. Erobern oder Überholen. Optimieren und Balancieren. Das ist nichts Neues und in den meisten Fällen auch recht harmlos. Die Aussagekraft der Regelsysteme verlässt selten den Bereich des völlig Abstrakten. Manchmal läuft es aber auch anders. Wenn etwa Sim City versucht, Obdachlosigkeit zu simulieren, füllen die "Lösungen" des "Problems" schonmal 600-seitige Bücher voller menschenunwürdiger Vorschläge. Ganz egal ob bewusst oder versehentlich, die Abbildung gesellschaftlicher Systeme durch Spielsysteme kann unangenehme Folgen haben.
Ein aktuelles Beispiel für dieses Phänomen ist die Weltraum-Kolonie-Simulation RimWorld. Im Code des Spiels hat die Wissenschaftlerin Claudia Lo eine Reihe von interessanten Regelzusammenhängen, Wahrscheinlichkeitsverteilungen und Variablen entdeckt, die klare Gender-Rollen und Beziehungsmodelle nahelegen. Ein paar Beispiele: Es gibt nur bisexuelle Frauen, aber keine bisexuellen Männer. Männer finden Menschen, die 15 Jahre älter sind als sie selbst, immer unattraktiv – im Gegensatz zu Frauen. Menschen mit Behinderung sind immer unattraktiver. Der Entwickler von RimWorld bezieht sich dafür auf eine ausführliche Recherche auf Dating-Portalen und in wissenschaftlichen Studien.
Auf Polygon versucht Simone de Rochefort den daraus entstandenen Shitstorm noch einmal differenzierter zu betrachten. Die Daten mögen nicht völlig falsch sein, ihr missverstandener Einsatz in RimWorld führt aber dennoch zu unangenehmen Ergebnissen. Insbesondere attraktive, homosexuelle Kolonisten sorgen durch die unausgegorenen Spielregeln für Unruhe in der Kolonie. Schon diskutieren Spielende darüber, wie man sie am besten los wird – durch Mord oder Gefängnis. Das Spiel ist noch in der Entwicklung, viele Systeme sind provisorisch – dem Entwickler sollte man also nicht sofort böse Absichten unterstellen. Eine kritische Diskussion ist jedoch mehr als angebracht.
Quelle: Simone de Rochefort EN polygon.com
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