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Kurator'in für: Kopf und Körper Fundstücke
Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.
Östlich von Cottbus soll Deutschlands größter künstlicher See entstehen, der "Ostsee." Mit Spreewasser wird dafür seit 2019 ein ehemaliger Braunkohletagebau geflutet. Wobei "geflutet" ein großes Wort ist, wenn man sieht, wie wenig Wasser die Spree abzugeben im Stande gewesen ist in den vergangenen drei Jahren, von denen eins trocken und zwei dürre waren. Dann dauert's halt ein bisschen länger als geplant, was ist das Problem, denkst du jetzt vielleicht? Zum einen sind da die Erwartungen der Cottbusser, die das pralle Seeleben vor Augen, aber "Betreten Verboten!"-Schildern vor der Nase haben. Zum anderen sind da die Altlasten am designierten Seegrund, die zum Problem werden, wenn auf ihnen nichts Neues, nämlich sehr viel Wasser, lastet.
Es soll am besten noch schneller gehen, dauert wahrscheinlich aber eher länger, und die die es ausbaden müssen, haben so gut wie keinen Einfluss drauf – das Ostsee-Dilemma ist eine Parabel für die epochale Umwälzung, die die Energiewende einerseits bedeutet, und die Vergänglichkeit der Mittel, die andererseits dafür vorhanden sind. Die einen reiben sich die Augen, wie schnell die Kohleausstiegsmilliarden versickern. Die anderen schaffen mit "Vorratsprojekten die Voraussetzungen für die vollständige Mittelbindung und den fristgerechten Mittelabfluss."
In dieser hervorragenden Reportage von Alec McGillis geht es um die Ambitionen, die Symbolik und den Stand des deutschen Kohleausstiegs insgesamt, nicht nur in der Lausitz. Ich finde den Text lesenswert, weil er erstens einen guten, lebendigen Überblick auf ein extrem komplexes Thema gibt, und zweitens auch einen fundierten Vergleich zum Kohleausstieg in den USA und den gesellschaftlichen Folgen in den betroffenen Regionen dort bietet.
“Watching coal-miners at work, you realize momentarily what different universes different people inhabit,” George Orwell wrote in “The Road to Wigan Pier,” his 1937 account from the North of England. “Down there where coal is dug it is a sort of world apart which one can quite easily go through life without ever hearing about. Probably a majority of people would even prefer not to hear about it. Yet it is the absolutely necessary counterpart of our world above. ... Their lamp-lit world down there is as necessary to the daylight world above as the root is to the flower.”
That quality of not wanting to hear about the mining of coal, the reluctance of those in far-removed cities to make the connection between their world and that other one, provoked much of the resentment in the producing regions of the U.S. (...)
I heard a similar sentiment from miners in Germany. “If we really shut down now, then Berlin will have no more electricity,” Toralf Smith, a leading representative for power-plant workers in Lusatia, told me. “And I’d like to see how it goes at the universities in Berlin when the toilets don’t function and the cellphones don’t function and the internet doesn’t function. When their lives don’t function. It’s a lack of respect. If we have to switch things over for the sake of climate politics, we won’t stand against that, but it can’t be done on our backs. It has to be done with us.”
Quelle: Alec McGillis Bild: Joakim Eskildsen/... EN www.propublica.org
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Eine echte Trouvaille. Brilliant geschrieben.