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"Plattform Europa": Her mit dem europäischen, gemeinwohlorientierten sozialen Netzwerk!

Alexander Sängerlaub
Publizist, Journalist, Utopist

Programmleiter Zukunft des Journalismus am Bonn Institute & Direktor futur eins

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Alexander SängerlaubDienstag, 09.04.2019

Nehmen wir an, es gäbe im Fernsehen nur RTL und RTL2. Dann hätten wir zwar "Berlin Tag und Nacht", "Familiengericht" und "Let's Dance" – und zumindest Peter Kloeppel, aber wir müssten auf eine ganze Reihe von wirklich guten Dokumentations- und Nachrichtenformaten verzichten – nämlich denen, die auf den öffentlich-rechtlichen Kanälen laufen.

Bei sozialen Netzwerken ist es gerade genauso: wir haben eigentlich nur RTL2 (nicht mal RTL). Facebook & Co. sind eine reine datengetriebene Plattform, die sich einen feuchten Kehricht dafür interessiert, wie qualitativ hochwertig ihre Inhalte sind. Hauptsache die Nutzer bleiben lange genug zwischen Katzen-Videos und rechter Bullshitpropaganda auf der Plattform, damit Werbetreibende Geld zahlen. Ein Paradies für Trolle und Fake News, die sich auf den Plattformen tummeln. Die Aufmerksamkeitsökonomie, also die Art und Weise welche Inhalte der Algorithmus auswählt, beinhaltet weder die Faktizität noch die Güte der dargebotenen Information als Kriterium. Im Grunde genommen ist der Algorithmus eigentlich die Social-Bot-Version von Julian Reichelt, dem BILD-Chefredakteur: sensationalistisch, polarisierend und mit der Wahrheit nimmt er es auch nicht so genau.

Als Gegengewicht bräuchte es da vielleicht so eine Art soziales Netzwerk, das sich ein bisschen mehr um die Inhalte und nicht um die eigenen Werbeerlöse schert. Das ganze ließe sich verbinden mit dem ehrenhaften Versuch erstmals so etwas wie eine europäische Öffentlichkeit herzustellen, die beispielsweise auch die Inhalte der öffentlich-rechtlichen europäischen Rundfunkanstalten beherbergt und in der sich die Menschen tatsächlich anregend über Gott und die Welt austauschen.

So eine Idee skizziert der hier vorgestellte Text und nimmt dabei den Gedanken von der "Plattform Europa" auf, die Johannes Hillje in seinem gleichnamigen Buch skizziert. Wie man es finanziert? Mit der von Deutschland gerade verhinderten europäischen Digitalsteuer! Ich finde, das wäre eine prima Idee!

"Plattform Europa": Her mit dem europäischen, gemeinwohlorientierten sozialen Netzwerk!

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Kommentare 3
  1. Leon Leuser
    Leon Leuser · vor mehr als 5 Jahre

    Sehr interessante Idee. Ich habe sowieso zunehmend etwas das Gefühl, dass es eine gewisse Renaissance des "Öffentlichen" oder auch am "Gemeinwohlorientierten" gibt, da zunehmend festgestellt wird das "Privat" und "Markt" nicht unbedingt die besten Lösungen für alles hervorbringen. Gerade im Netz mit seinen Netzwerk- und Plattform-Effekten finde ich es spannend darüber nachzudenken, wo ein Markt (wieder-)hergestellt werden müsste (z.B. über offene Schnittstellen und damit Interoperabilität) oder wo einfach auch öffentliche, gemeinwohlorieniterte Lösungen (sei es in Form von staatlichen GmbHs, Genossenschaften, o.ä.) nötig sind.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 5 Jahre

      genau - die Frage ist einfach, ob digitale Infrastrukturen rein quantitativen Kapitalismus vertragen. Ich bin sicher, dass das nicht der Fall ist. Du kannst Facebook regulieren, wie du willst - sie machen ja aus ihrer Sicht alles richtig, denn ihr einziger Unternehmenszweck ist Gewinnmaximierung. Dazu müssen sie Aufmerksamkeit optimieren. Immer und unter allen Bedingungen.
      Es wird solche Infrastrukturen geben, die mittelstands- und demokratiefähig sind. Netzwerke, die "irgendwie" ihre Infrastruktur finanzieren bzw monetarisieren, aber die Netzwerkeffekte und die Userdaten eben nicht. In klein ist piqd so. Und mojoreads. Und mal sehen, ob und wann ÖRR oder Politik in diesen Bedarf eingreifen.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 5 Jahre

    mit mojoreads.de machen wir genau das für den Buchmarkt. Denn öffentlich-rechtlich ist zwar naheliegend, aber man kann nicht drauf warten. Auch ein privates Unternehmen kann sich im beschriebenen Sinne qualitativ einschränken - also eben diese elende quantitative Aufmerksamkeitsökonomie ausschließen. Datenbasierte Geschäftsmodelle, also Werbung und gekaufte Reichweiten ausschließen.

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