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Fundstücke

Open Source und alte Gemüsesorten für Artenvielfalt + Welternährung

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresMontag, 21.06.2021

Der 'Kölner Palm' gilt als robust, nicht so anfällig für Krankheiten. Es ist eine alte Feldsalat-Sorte, die von Landwirten so gut wie nicht mehr angebaut wird. Ebenso der 'Bonner Advent', ein Wirsing.

Regional angepasste Gemüsesorten wie diese beiden gibt es kaum noch. Dabei brauchen sie oft weniger Pflege und müssen weniger gedüngt und gespritzt werden als andere, kommerziellere Sorten. Und womöglich können sie mit ihrer Anspruchslosigkeit dazu beitragen, dass die Landwirte künftig mit den Veränderungen des Klimawandels – Hitze oder Trockenheit – einigermaßen zurechtzukommen.

Trotzdem dominieren derzeit andere Sorten den Markt.

Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, schätzt, dass Dreiviertel der Kulturpflanzenvielfalt in den letzten hundert Jahren weltweit verloren ging. So wurden im 19. Jahrhundert in Deutschland noch fast 7.000 Gemüsesorten und Arten angebaut. Dreiviertel davon gelten nach Angaben des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.) in Angermünde inzwischen als verschollen.

Und von den Traditionssorten, die noch existieren, sind die allermeisten gar nicht für den kommerziellen Anbau zugelassen. Stattdessen vermarkten

(w)enige große Unternehmen (..) leicht kontrollierbares Saatgut und synthetische Düngemittel. (...) Durch die Konzentration von wenigen Unternehmen, die nur wenige Nutzpflanzen vertreiben, nimmt die Vielfalt der Nutzpflanzen auf dem Acker und damit die Vielfalt des Saatguts kontinuierlich ab. „Das macht die Landwirtschaft noch verwundbarer für die Folgen der Klimakrise“, sagt Jan Urhahn, der das Programm Ernährungssouveränität bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung leitet.

Eine weitere Folge: In den Regalen der Supermärkte findet man inzwischen nur noch Standardware.

Aber es gibt eine Gegenbewegung – zum Beispiel im Nutzpflanzengarten der Uni Bonn und des Botanischen Gartens Bonn, in dem 'Kölner Palm' und 'Bonner Advent' wachsen. In lokalen Initiativen, die altes Saatgut an Privatleute ausgeben. Und im baden-württembergischen Verein Agrecol, der Gemüsesorten nach dem Open-Source-Prinzip lizenzieren lassen möchte.

Die Idee: So wäre das Saatgut frei nutz-, vermehr- und züchterisch bearbeitbar. Neuzüchtungen müssten ebenfalls unter Open Source lizenziert werden. 2017 kam die erste Open-Source-lizenzierte Tomate auf den Markt. Inzwischen gibt es auch Lizenzen für Weizen, Kartoffeln, Paprika und Mais.

Susanne Gura, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. (VEN), ist allerdings ganz gegen Lizenzen. Zwar sieht sie einen Vorteil des Open-Source-Modells darin,

dass es viele Menschen auf das Thema Geistiges Eigentum beim Saatgut aufmerksam mache. Seine Wirkung auf das bestehende Patentsystem sei jedoch begrenzt: „Damit kann man nicht verhindern, dass bereits bekannte Pflanzeneigenschaften genutzt und patentiert werden, wie etwa die Wassermelone von BASF“, sagt sie. (...) „Wir wollen nicht unser Saatgut mit einer Lizenz belegen“, sagt Gura. „Das ist zu bürokratisch und Kontrolle gibt es ohnehin nicht."

Susanne Gura sagt, Saatgut müsse Gemeingut bleiben.

Open Source und alte Gemüsesorten für Artenvielfalt + Welternährung

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