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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Gestern kam die Meldung in den Nachrichten, dass Sinéad O'Connor gestorben ist. Die Todesursache ist unbekannt, sie wurde nur 56 Jahre alt. 18 Monate vorher war ihr Sohn Shane mit 17 Jahren gestorben.
Ich empfehle hier ein Porträt des New Yorkers von 2016. Die Autorin beschreibt einen Moment, den unzählige Menschen erlebt haben, als sie zum ersten Mal das Video zum größten Hit der irischen Sängerin sahen.
“In den vergangenen Jahrzehnten habe ich mich oft gefragt, ob 'Nothing Compares 2 U' – obwohl es ein Versprechen unermüdlicher Treue ist, ein Liebeslied im traditionellsten Sinne – nicht auch das erste Stück offenkundig feministischer Kunst war, das mir begegnet ist. O'Connor hat diesen Begriff öffentlich verleugnet (so, wie sie die meisten Etiketten verleugnet hat), doch hier besteht sie auf sich selbst, zeigt ihre Schwächen und Verwüstungen und fordert, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt. ‘Das ist meine ganze Menschlichkeit‘, scheint ihr Gesicht zu sagen. ‘Wage es nicht, wegzuschauen.‘ Zumindest für mich war die Erfahrung, sie zu beobachten, transformierend. Meine Augen weiteten sich, während sich ihre verengten.”
Sie war erst 23, als sie "Nothing Compares 2 U" aufnahm (das Original ist von Prince), mit dem geschorenem Kopf, der Teil ihrer Marke wurde.
Später sagte O'Connor, sie habe sich die Haare abgeschnitten, um sich männlichen Plattenfirmenbossen zu widersetzen, die sie dazu bringen wollten, Miniröcke zu tragen, um traditionell weiblicher zu wirken. Sie sei in dem Glauben aufgewachsen, dass es verräterisch sei, eine Frau zu sein, sagte sie. Als schön anerkannt zu werden, sei immer nur eine Belastung: "Ich hatte immer das Gefühl, dass es ganz wichtig ist, mich zu schützen und mich so unattraktiv wie möglich zu machen."
O'Connor war kontrovers und mutig. Manche haben ihr nie verziehen, dass sie 1992 bei Saturday Night Live ein Bild von Papst Johannes Paul II. zerrissen hat. Sie sagte, dass sie von ihrer Mutter missbraucht wurde (die bei einem Autounfall ums Leben kam, als O'Connor gerade neunzehn war). Später wurde sie mit einer bipolaren Störung fehldiagnostiziert, obwohl sie in Wirklichkeit an PTBS (posttraumatischer Belastungsstörung) litt. Auf ihren Social-Media-Accounts hat sie wiederholt mit Selbstmord gedroht. "Es gibt keinen anderen Weg, um Respekt zu bekommen", schrieb sie einmal auf Facebook.
“Wenn man sie aus der Ferne betrachtet, hat man das Gefühl, eine Person zu sehen, die großen Schmerz erleidet und trotzdem gesehen werden will. Diese Attribute sind es, die O'Connors beste Werke, vor allem 'Nothing Compares 2 U', auszeichnen. Grimmigkeit. Das Eingeständnis von Zerbrechlichkeit. Die fehlende Bereitschaft, zu all dem zu schweigen.”Quelle: The New Yorker EN www.newyorker.com
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Sie konnte eindrucksvoll singen, obwohl (oder gerade dadurch?) sie eine "verrückte" Person war.