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Norwegische Studie zu Homeoffice: Virtuelle Teams sind effektiver als lokale Teams

Ole Wintermann
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Ole WintermannMontag, 30.03.2020

Angesichts der Corona-Krise rückt die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, für einen sehr großen Teil der Erwerbstätigen in den Bereich des Möglichen. Dabei sind jedoch gerade abhängig Beschäftigte in Deutschland – dem Land der Anwesenheitskultur – in vielen Fällen dem Generalverdacht ihrer Arbeitgeberinnen ausgesetzt, im Grunde “nicht wirklich” zu arbeiten. Bilder von Müttern im Hosenanzug, die mit ihren Kleinkindern auf dem Schoß am PC sitzen und scheinbar “arbeiten”, haben diese extrem negative Einstellung bei vielen Arbeitgeberinnen fatalerweise befördert. Führungskräfte, die es zudem unterließen, sich in der Vergangenheit rechtzeitig um eine digitale Infrastruktur am Arbeitsplatz zu kümmern, tragen ebenfalls eine Mitschuld. In einer solch schwierigen Situation ist es daher immer sinnvoll, auf die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Arbeiten von zu Hause zu verweisen. 

Der verlinkte aktuelle Beitrag aus Norwegen ist in seiner Aussage zurückhaltend nordisch formuliert, in der Richtung seiner Aussage aber eindeutig: Arbeiten von zu Hause führt nicht zu einem Rückgang der Produktivität, wenn gewisse Regeln eingehalten und digitale Infrastruktur und Werkzeuge vorgehalten werden. Es gilt sogar eher das Gegenteil: Sind die Arbeitsbedingungen und die Arbeits- und Kommunikationskulturen auf virtuelle Teams ausgerichtet, so sind diese im Regelfall produktiver als lokale Teams. Hierfür gilt es aber einiges zu beachten:

  • Video-Calls müssen Teil der Standardkommunikation werden; eine schriftliche Kommunikation allein ist nicht ausreichend.
  • Deep Work ist prinzipiell eher zu Hause möglich und sollte vorrangig für passende Arbeitsaufgaben punktuell eingesetzt werden.
  • Die Mitglieder der virtuellen Teams müssen kommunikative Ankerpunkte setzen, zu denen sie via Video-Call Erfahrungen austauschen, die man ansonsten in der Tee-Küche ausgetauscht hätte.
  • Bandbreite, Hard- und Software müssen aktuellen Standards genügen.
  • Der konkrete Ort des Arbeitens im Zuhause sollte gewissen Mindeststandards der Arbeitsergonomie entsprechen.

Meetings haben in virtuellen Teams grundsätzlich eine andere Bedeutung als bei der Offline-Arbeit. Status-Ränkespielchen darf kein Raum gegeben werden:

"It is managers that get the most out of status meetings, but they are of little value to ordinary team members."

Damit einher geht ein anderes “Führungsverständnis” als in lokalen Teams.

"Managers commonly feel the need to exercise greater levels of micromanagement when their team members are working remotely... This is not a good idea.”

Die Forscherinnen empfehlen Führungskräften dringend, die Rolle der Unterstützerin und weniger der Kontrolleurin einzunehmen, da Kontrolle von virtuellen Teams zu ineffektiven Arbeitsweisen führt. Unterstützung ist in Zeiten virtueller Teams beispielsweise gefragt, wenn die digitalen Werkzeuge nicht effizient genutzt werden können und eine Klärung mit der zentralen Unternehmens-IT gefragt ist.

Zur Unterstützerin der virtuellen Teams kann auch die HR-Abteilung werden, indem sie sich via Video-Call regelmäßig nach dem Befinden der Angestellten erkundigt und sich auf gar keinen Fall darauf konzentrieren sollte, einfach eine Reihe von Mails mit Handlungsanweisungen an die Angestellten zu versenden.

Eine weitere Empfehlung der Forscherinnen geht an die Teammitglieder. So ist es ratsam, bei den Video-Calls ein Mindestniveau an Professionalität zu wahren. Nimmt man im Schlafanzug oder vom Bus aus an einem Video-Call teil, so unterminiert dieses Erscheinungsbild das Vertrauen in die Ernsthaftigkeit des Team-Mitglieds. Auch sollten sich die Team-Mitglieder regelmäßig darüber informieren, wann sie ein- und ausgeloggt sind. Vielleicht gibt es sogar die Möglichkeit, den eigenen Lebensalltag zu Hause mit der Arbeit zu rhythmisieren, um für die anderen Team-Mitglieder die Verlässlichkeit zu steigern. Praktikable Chat-Programme und Dailys können diese virtuelle Abstimmung weiter verbessern helfen.

Gäbe es also die entsprechenden Unternehmenskulturen (Vertrauen, Kommunikation) und die technischen Voraussetzungen, so würden wir hierzulande derzeit deutlich weniger Probleme mit dem Homeoffice haben.

Norwegische Studie zu Homeoffice: Virtuelle Teams sind effektiver als lokale Teams

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