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Nationalhymne als Blockflötensolo — ein SPIEGEL-Autor beweist, dass er Deutscher ist
Autor
Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Wie jeder deutsche Journalist, der über politische und/oder gesellschaftliche Themen schreibt, wird auch der SPIEGEL-Korrespondent Hasnain Kazim täglich mit Hasskommentaren überschüttet. Am vergangenen Wochenende schrieb ihm ein Georg W. aus Zwickau vergleichsweise freundlich: "Beweisen Sie, dass Sie Deutscher sind!!! Ein deutscher Pass genügt nicht!!!“ Kazim, der indisch-pakistanische Wurzeln hat und in Oldenburg geboren wurde, hat als Kind „typisch deutsch“ Blockflöte gelernt und antwortete Georg W., indem er die deutsche Nationalhymne schön schief auf der Blöckflöte spielte, sich dabei filmte und das Video auf Facebook stellte. Das Ding ging viral, wie man so schön sagt, wurde mittlerweile mehr als 250.000 Mal gesehen, das Solo lief im Deutschlandfunk, und Kazim bekam etliche Interviewanfragen, sogar eine aus Japan. Hier erzählt er die ganze Geschichte.
Quelle: Hasnain Kazim Bild: SPIEGEL ONLINE spiegel.de
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Hasnain Kazim meint, aus der Tatsache eines Hypes um sein Spiel herauslesen zu können, dass die Leute doch Haltung hätten und die Äußerungen von Gerorge W. inakzeptabel finden würden.
Nun besteht ein Hype aber grundsätzlich aus der Summe der Reaktionen vieler Menschen. Es ist nicht einmal die Summe der Intentionen, nur der Reaktionen. Diese Menschen sind alle Individuen. Ohne die Befragung eines relevanten Anteils der Hyper, ist es unmöglich, eine Aussage über deren Motive zu machen. Es genügt z.B. dass viele sein Spiel lustig oder originell fanden, um es zum Hype werden zu lassen. Andere sehen in der Teilnahme oder Verbreitung vielleicht die Möglichkeit, sich beliebt oder wichtig zu machen oder selber davon zu profitieren, insbesondere natürlich die "Journalisten". Es ist vollkommen möglich, sich dabei keinerlei Gedanken über George W. zu machen, oder eine "Haltung" zu haben. Letztlich ist die Teilnahme an einem Hype tendenziell eher die Abwesenheit einer eigenen Haltung, ist Mitläufertum.
Es ist nachvollziehbar, dass Hasnain Kazim das alles gerne in dem Sinn verstehen möchte.
Aber als Journalist, sollte er wissen, dass ein Hype eher Sensationslust ausdrückt, als Haltung.