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Mit der Entwicklungspsychologie Klimaskeptiker adressieren

Ole Wintermann
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Ole WintermannMontag, 09.08.2021

Am 9. August wurde ein neuer IPCC-Bericht veröffentlicht, der erneut die Dringlichkeit vor Augen führt, zeitnah und substanziell die Klimakrise anzugehen und Lösungen und Maßnahmen zu erarbeiten. Der Bericht stellt erstmalig in dieser Deutlichkeit fest, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Und dennoch wissen wir, dass er längst nicht die Mehrheit der Menschen weltweit von der Notwendigkeit drastischer Maßnahmen überzeugen wird. Woran liegt dies?

Mit dieser Frage hat sich Gail Hochachka von der Universität Oslo beschäftigt. Hierfür hat sie eine aus der Entwicklungspsychologie bekannte Analyse-Matrix angewendet, die weniger die konkreten politischen weltanschaulichen Hintergründe der Menschen als Erklärungsansatz verwendet sondern deren Stand der kognitiven Entwicklung. Sie appelliert an uns, die Skeptiker nicht mit Ratio und Daten überzeugen zu wollen, da diese kognitiv dafür gar nicht offen sind. Vielmehr geht es darum, die Skeptiker und Unentschlossenen in ihrer kognitiven Dimension abzuholen.

Die Matrix teilt die Menschen in Abhängigkeit ihrer kognitiven Stadien ein in Traditionalisten, Modernisten, Post-Modernisten und Integrative. Diese 4 Stadien unterscheiden sich in ihrer Erfassung des Klimaproblems; geht es stets um "die Anderen", werden Wetter und Klima gleichgesetzt, in welchem Zeithorizont denken die Menschen, kann von Einzelereignissen und -problemen abstrahiert werden? Ziel sollte immer die integrierte Sichtweise auf das Problem sein. Die Anwendung dieser wirklich spannenden und uns bekannt vorkommenden Analyseraster muss dann kontextbezogen erfolgen. Heißt: Kommunal fokussierte Menschen sind nicht empfänglich für die für sie abstrakten Probleme auf der anderen Seite des Globus. 

Es lohnt ein Blick in die komplexe aber nachvollziehbare Matrix im Originaltext, um bei der nächsten Klimadiskussion die Logik vor Augen zu haben und besser auf den Klimaskeptiker eingehen zu können. 

Mit der Entwicklungspsychologie Klimaskeptiker adressieren

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

    Das mit den kognitiven Stadien scheint mir zu einfach. Kein Mensch ist allein in einem Stadium. Klimaaktivisten mögen in ihrem Bewusstsein für die Gefahren der Klimakrise schon Post-Modern oder sogar Postrealisten sein. In ihrer Festlegung allein auf Wind und Sonne aber Traditionalisten oder gar Wissenschaftsleugner. Die integrierte Sichtweise schwankt also in verschiedenen kognitiven Leveln. Wenn wir anfangen oder besser, wenn wir weiter machen, uns so einfach in kognitive Stadien einzuteilen, kann das schnell in die Hose gehen.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als 3 Jahre

      Ihr Text zeigt, wie wichtig diese Meta-Einteilung ist, um metakulturelle Diskurse (Quelle: Dueck) der Debatte stärker zu berücksichtigen. Im Übrigen denke ich, dass die im Yale-Blog genannte Einteilung mehr wissenschaftliche Fundierung hat, als wir uns hier beide selbst zuschreiben sollten.

  2. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor mehr als 3 Jahre

    Das ist ein sehr guter Text von Gail Hochachka. Wir müssen die Vorstellung aufgeben, dass die "Wahrheit" der Lückenbüßer für Rechtfertigung ist. Politisch transformative Arbeit - zum Beispiel in Bezug auf das Klima - sollte darauf abzielen, bei den "Anderen" Gefühle und Erfahrungen hervorzurufen. Diese laden dann zu weiteren Untersuchungen und Überlegungen ein. Politische Meinungsverschiedenheiten sind möglicherweise wie ein Kunstwerk zu betrachten und nicht wie eine "rationale" Überlegung, bei der die Erfolgsbedingungen von vornherein feststehen. Kunst kann in uns Gefühle auslösen, die uns dazu bringen, über unsere ethischen oder politischen Überzeugungen nachzudenken. Und das gilt für alle vier Stadien.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als 3 Jahre

      Das Bild des "Kunstwerks" als Kreation jenseits reiner Rationalität ist in der Tat eine sehr passende Metapher. Danke für den Hinweis!

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