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Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Paris, Promotion in Frankfurt am Main. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor und Dozent in München. Radiobeiträge für Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk und Südwestrundfunk, Artikel unter anderem für Blätter für deutsche und internationale Politik, Der Freitag, Jungle World, Telepolis.
Jüngste Buchveröffentlichungen: Richtig falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen (2019); Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022)
Kürzlich ist ein Briefwechsel zwischen Hans Magnus Enzensberger und Theodor W. Adorno aus den jahren 1965/1966 aufgetaucht. Zwei der wichtigsten deutschen Linskintellektuellen und public intellectuals der 1960er Jahre: der Schriftsteller und Herausgeber der neu gegründeten Zeitschrift Kursbuch, und der berühmte Soziologe und Philosoph, bei dem die meisten wichtigen Linksradikalen aus dem Umfeld der Frankfurter Studentenbewegung studierten. Enzensberger versucht, Adorno für einen Artikel mit einer Grundsatzkritik an der SPD für seine Zeitschrift zu gewinnen.
Der Briefwechsel, der sich über ein Jahr hinzieht, verdeutlicht beispielhaft das Dilemma, in dem sich fortschrittliche Linksintellektuelle im Verhältnis zur Real- und Parteipolitik befinden. Kurz zuvor hatte die SPD ihr Godesberger Programm verabschiedet, in dem sie ihren sozialistischen Ursprüngen auf eine ähnliche Weise abschwor wie heute die SPD-Führung einem möglichen linken Regierungsbündnis mit starken Elementen von sozialer Umverteilung und Demokratisierung der Wirtschaft. Während er mit dem Gedanken einer Grundsatzkritik an der teils programmatischen, teils wahltaktischen Mitte-Orientierung der Partei in der Tradition von Marx' "Kritik des Gotharer Programms" spielt (und von Enzensberger darin bestärkt wird), kommen dem Philosophen zunehmend Bedenken.
Adornos Bedenken kommen jedem heutigen Linken bekannt vor, der am möglichen Ausgang aus der Großen Koalition mit der Frage hadert, welcher Partei er seine Stimme geben soll. Angesichts der 1966 gerade frisch geschmiedeten Großen Koalition von CDU und SPD schreibt Adorno an Max Horkheimer:
"Nur eine äußerst geschärfte kritische Selbstbesinnung könne der SPD helfen, daß sie nicht in dieser combine sich völlig verschleißt." Wieder steht dagegen angesichts der erstarkenden NDP, die Ende November auch in den bayerischen Landtag eingezogen war, die Sorge, durch eine scharfe Kritik an der SPD Wasser auf die Mühlen derjenigen zu leiten, "die an der schwer erschütterten Demokratie rütteln".
Es entbehrt nicht einer gewissen historischen Ironie, dass der SPD wahltaktisch gesehen die Große Koalition nicht geschadet hat, dass sie aber langfristig und gesellschaftspolitisch gesehen mit der Regierungsmacht, die sie drei Jahre später erringen sollte, zu wenig anfangen konnte. Man kann lange darüber spekulieren, ob die über drei Jahrzehnte andauernde Restaurationsepoche, die ab den späten 1970er Jahren einsetzte, mehr auf das Konto der reaktionären gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegenkräfte oder mehr auf den Mangel einer "kritischen Selbstbesinnung" der Partei ging.
Angesichts des damals wie heute erstarkten Koalitionspartners FDP (der wirtschafts- und sozialpolitischen Verkörperung der Reaktion), angesichts einer Verschiebung des publizistischen Feldes in eine eher beliebige Mainstream-Mitte (ablesbar zum Beispiel daran, dass heute ein liberaler Intellektueller wie Armin Nassehi das "Kursbuch" herausgibt), und angesichts der bedauerlichen Schwäche der Linkspartei, kann einem beim Blick auf eine mögliche zukünftige SPD-geführte Regierung nicht gerade fröhlich zumute sein. Das Dilemma, in dem Adorno steckte, ist noch immer das unsere.
Quelle: Lothar Müller Bild: AP / imago www.sueddeutsche.de
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Besser kann man die derzeitige Situation der SPD nicht darstellen