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Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Laut einer Studie der University of California aus dem Jahr 2000 werden Frauen – wenig überraschend – genauso oft wütend wie Männer, nur dass sich Frauen hinterher oft dafür schämen. Wütende Männer wirken stark, wütende Frauen hingegen destruktiv, beängstigend, hysterisch – die Harpyie, die Medusa, diverse Hexen. Eine wütende Frau beunruhigt, eine traurige Frau zieht Sympathien auf sich. Fast ihr ganzes bisheriges Leben lang hat die Essayistin Leslie Jamison nach dem Motto gelebt: "I don’t get angry. I get sad." Sie las Literatur trauriger Frauen, hörte Lieder trauriger Frauen und mied weibliche Wut (auch ihre eigene) als etwas Falsches, Deplaziertes. In diesem Essay erforscht und hinterfragt sie unsere und ihre Sicht auf die Wut der Frauen. „I Used to Insist I Didn’t Get Angry. Not Anymore.“ ist eine, typisch Jamison, wunderbar ausführliche, persönliche und lesbare Meditation zum Thema (hier und hier gibt’s mehr von ihr). Sie kreist um Tonya Harding, Uma Thurmans Reaktion zum Weinstein-Fall („Ich rede erst, wenn ich nicht mehr wütend bin“), Hillary Clinton, Sylvia Plath, Serena Williams, Jamisons eigenen Erfahrungen, Aristoteles' Definition von Wut und Audre Lordes Essay aus dem Jahr 1981 „The Uses of Anger“. Es geht um Selbstermächtigung und das Brechen von Geschlechterklischees und Benimmregeln. Es ist ein Ja zu weiblicher Wut, ein weiterer Befreiungsschlag – und vor allem auch für Männer eine wichtige Lektüre, die den Blick weitet und hilft, die eigene Sichtweise zu hinterfragen.
Quelle: Leslie Jamison EN nytimes.com
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