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Hat Kavanaugh den Senat belogen? Das ist die klügste Analyse dazu.

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlMontag, 01.10.2018

Ich habe die US-Debatte über die Frage, ob Brett Kavanaugh 1982 auf einer Schülerparty versucht hat, Christine Blasey Ford zu vergewaltigen, bislang nur in Verdammungen der US-Politik des Hearings und Twitter-Boshaftigkeiten verfolgt. Aber diese Analyse hat mich umgehauen. Egal, was man von dem Spektakel um Trumps Obersten Richterkandidaten hält, sie ist in jedem Fall lesenswert.

Nathan J. Robinson, der kluge Chefredakteur des kleinen Magazins Current-Affairs, konzentriert sich nur auf Kavanaughs Aussagen und nicht auf den politischen Streit, der ihn umgibt. Er ist Jurist und war in Yale wie Kavanaugh und kennt die Saufkultur der Eliteschüler. 

Gekonnt zerlegt er Kavanaughs Aussagen, zeichnet minutiös seine Ausweichmanöver und seine Strategie der Gegenfragen, der bewussten Auslassungen und der Verdrehungen der Fakten nach. Dazu gleicht er seine Aussagen mit Landkarten, dem berüchtigten Kalender von 1982 und bloßer Logik ab. Und das sieht sehr schlecht aus für Kavanaugh. Dessen Darstellung, er sei als Teenager ein stocknüchternes asexuelles Wesen gewesen, dem nur Hilfe für behinderte Kinder wichtig gewesen sei und nicht Alkohol, Aggression und Mädchen, wirkt nach dieser Lektüre nur wie ein schlechter Witz.

Robinson maßt sich nicht an, zu wissen, ob Kavanaugh wirklich versucht hat, Ford zu vergewaltigen. Aber weist dem Richterkandidaten Lügen nach - und das reicht in dieser Situation ja schon:

He treated the public like we were idiots, like we wouldn’t notice as he pretended he was ralphing during Beach Week from too many jalapeños, as he feigned ignorance about sex slang, as he misread his own meticulously-kept 1982 summer calendar, as he replied to questions about his drinking habits by talking about church, as he suggested there are no alcoholics at Yale, as he denied knowing who “Bart O’Kavanaugh” could possibly be based on, as he declared things refuted that weren’t actually refuted, as he claimed witnesses said things they didn’t say, as he failed to explain why nearly a dozen Yale classmates said he drank heavily, as he invented an imaginary drinking game to avoid admitting he had the mind of a sports jock in high school, as he said Ford had only accused him last week, as he responded to his roommate’s eyewitness statement with an incoherent story about furniture, as he pretended Bethesda wasn’t five miles wide, as he insisted Renate should be flattered by the ditty about how easy she was, as he declared that distinguished federal judges don’t commit sexual misconduct even though he had clerked for exactly such a judge.

Zudem gelingt Robinson, was bei diesem eigentlich düsteren Thema ein Kunststück ist. Er schreibt dermaßen rotzig, dass es streckenweise lustig ist. So enttarnt er die Farce, die das Hearing war. Schon die Passage über Kavanaughs ebenso dämliche wie perfide "Ich als aufrichtiger Amerikaner liebe Bier, Sie etwa nicht, Senator?"-Verteidigung lässt einen ungläubig kichernd zurück. Wenn es nur alles nicht so ekelhaft wäre.

Hat Kavanaugh den Senat belogen? Das ist die klügste Analyse dazu.

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