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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
"An der Fassade eines Gebäudes lässt sich vieles ablesen: Vom Klimawandel über eine Veränderung der politischen Lage bis zu Giftgaseinsätzen."
Schon einmal von "Forensic Architecture" gehört? Dieses spannende Feature von Lorenz Schröter gibt detaillierte Einblicke in die Arbeit einer ungewöhnlichen, weltweit agierenden Agentur, die noch recht neue, architekturbasierte Forschungsmethoden anwendet, mit der anhand von Schäden an Bauten oder anderen hinterlassenen Spuren vor Ort Geschehnisse rekonstruiert und visualisiert werden können, die zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen, Umweltskandalen oder rassistischen Morden beitragen. Ihre Untersuchungen kreisten bereits um ...
"... den Tod protestierender Studenten in Kolumbien, Folter in Burma, Waffenlieferungen aus Europa an die Kriegsparteien im Jemen, Umweltzerstörungen durch Ölbohrungen in Argentinien und das Vorgehen der Israelischen Streitkräfte in Palästina."
Oft kam die Agentur zum Einsatz, wenn der Verdacht auf Vertuschung und Desinformation oder zumindest unzureichenden Aufklärungswillen seitens der offiziellen Behörden bestand. So beauftragten Angehörige des rassistischen Mordanschlags in Hanau "Forensic Architecture", als die Ermittlungen der Polizei und die staatliche Aufklärungsarbeit in die Kritik gerieten.
Eyal Weizman ist Architekt – und lehrt als Professor am Goldsmiths College an der University of London. Er ist Mitbegründer von "Forensic Architecture", wo Kunst und forensische Recherche auf ungewöhnliche Weise miteinander verknüpft werden."Wir sind eine forensische Gegenagentur. Wir nutzen forensische Methoden, die lange ausschließlich ein Mittel des Staates waren, um Zivilisten zu verfolgen, um Fehler der Staatsmacht auszuspüren."
"In meinem ersten Projekt wendete ich Methoden der Architektur auf Menschenrechtsverletzungen Israels in den besetzten Gebieten der Westbank an. Es sind nicht nur Politiker, Militärs und Polizei, die Menschenrechte verletzen. Wenn Architekten die Umwelt planen, kann das Auswirkungen auf die Menschenrechte haben. Mit meinen bescheidenen Mitteln als Architekturstudent habe ich nachgewiesen, wie jüdische Siedlungen palästinensische Lebensräume durchschneiden, wie Straßen ihre Städte zertrennen. Die Matrix, wie israelische Kontrolle über das koloniale Projekt Palästina funktioniert. Meine Arbeit wurde vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag als Beweis für den illegalen Bau der Mauer in Palästina anerkannt. Architektur wurde zum Beweismittel. So etwas gab es damals noch nicht. Später begannen wir auch, die Spuren an Gebäuden und Ruinen zu lesen, um herauszufinden, was dort geschehen war. Wir sind Archäologen der Gegenwart."
Schröter bringt viele Beispiele ein, mit denen sich Forensic Architecture befasst hat, beginnend bei dem rassistisch motivierten Anschlag 2020 in Hanau. Dabei werden auch psychologische Faktoren mit einbezogen: Welche Rolle spielte die verschlossene Notausgangstür in der Arena-Bar in Hanau, die offenbar mit Wissen und Duldung der Polizei wegen wiederkehrender Razzien dauerhaft verschlossen blieb? Hätten Menschenleben gerettet werden können, wenn die Beschossenen – in dem Wissen um die verschlossene Tür – in eine andere Richtung geflüchtet wären?
"Forensic Architecture rekonstruierte anhand von Aufnahmen den Tatort am Computer. Dabei stellten sie fest: Der offizielle Grundriss ist nicht ganz korrekt. Durch das Zählen von Kacheln an der Wand errechnen die Mitarbeiter die genauen Raumverhältnisse. Auch die Timeline muss korrigiert werden."
Finanzielle Unterstützung für die Forschungsarbeiten kommt von
Stiftungen. Auch der Europäische Forschungsrat unterstützt einzelne
Projekte. Am Ende der Recherchearbeiten steht eine kunstvoll aufbereitete Visualisierung der jeweiligen Tatorte, die das Geschehen für die Betrachtenden virtuell begehbar und dadurch erlebbar machen.
"Wir schaffen so ein riesiges historisches Archiv für den Kampf um Menschenrechte auf der ganzen Welt."
Die Agentur nutzt auch Open-Source-basierte Recherchen für ihre Arbeiten und scheut keinen Aufwand, um modernste Techniken zu entwickeln, die zur Aufklärung beitragen:
"Das Programm lernte zu erkennen – wo im Bild ist das gesuchte Objekt – die Tränengasgranate? Für diese Aktion hat Forensic Architecture ein Computerprogramm entwickelt, das das Internet nach Aufnahmen von gewaltsamen Konflikten auf den ganzen Welt durchkämmte: Bürgerkriege, Polizeigewalt, Pushback-Aktionen an Grenzen. Diese Bots lernten dabei mit der Zeit, die von der Waffenschmiede Safariland produzierten Tränengasgranaten Triple Chaser zu identifizieren, wie klein die Aufnahmen auf einem Handy-Upload auch war, oder wie verbeult die Blechdose in einem Schwenk einer Nachrichtensendung kurz gestreift wurde. (...) Wir baten Aktivisten, uns verschiedenste Bilder des Triple Chaser zu schicken und erstellten anhand der Spezifikationen im Produktkatalog ein digitales Modell. Das setzten wir vor verschiedene Hintergründe, farbig oder fett gemustert. Und so lernte das Computerprogramm, den Triple Chaser zu erkennen."
Ein äußerst spannendes Feature des WDR, künstlerisch in Szene gesetzt von Nikolai von Koslowski.
Quelle: Lorenz Schröter www1.wdr.de
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Ich habe bisher knapp eine halbe Stunde gehört und finde es unfassbar spannend und interessant. Gut, dass es diese Initiative gibt. Und gleichzeitig wieder erschütternd, dass es diesen Bedarf gibt bzw. die Kapazitäten der Polizei nicht ausreichen.