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Fundstücke

„Es ist wirklich schwierig, schlechte Eiscreme zu machen“

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
Zum Kurator'innen-Profil
Theresa BäuerleinSamstag, 24.08.2024

Die Marke Ben & Jerry's kennt mittlerweile auch in Deutschland fast jede:r. Aber nicht die Geschichte der Gründer, die wie so manche amerikanische Erfolgsgeschichte damit anfängt, dass zwei Kumpel mit allem anderen gescheitert waren und dann mit ihren letzten fünf Dollar Kapital in einen verrückten Traum investiert haben...  in diesem Fall eben Eiscreme. Um diese unterhaltsame Geschichte geht es in diesem Interview. 

Cohen: Wir waren zwei dicke Jungs. Echt schlechte Läufer. Der Rest der Klasse war uns eine halbe Runde voraus. Wir hechelten hinterher, unter dem Gebrüll des Sportlehrers.
Greenfield: Wir waren anders als die anderen Kinder. Das hat uns zusammengeschweißt.

Aber Ben Cohen und Jerry Greenfield erzählten auch davon, wie groß Stückchen in Eiscreme sein sollten, warum es kompliziert ist, schlechtes Eis zu machen und wie man zusammen ein weltumspannendes Unternehmen aufbaut, ohne seine Seele zu verlieren. 

Cohen: Sagen wir mal so: Es ist viel schwieriger, schlechtes Eis zu machen als wirklich hochwertiges. Etliche Firmen stecken viel Energie in den Versuch, aus minderwertigen Zutaten mit Hilfe von Chemie etwas Wohlschmeckendes zu machen. Wir haben unser Eis immer so gemacht, wie man es zu Hause machen würde: Mit viel Sahne, Zucker, Eigelb – das ist tatsächlich recht einfach.

Ein wichtiger Faktor an der Entstehung der typischen Ben & Jerry's-Eiscreme – intensive Geschmäcker, große Stückchen, ungewöhnliche Geschmackssorten – ist der, dass Ben Cohen einen schwach ausgeprägten Geschmackssinn hat. 

Greenfield: Seine Geschmacksknospen sind unterentwickelt. Deshalb hat er immer darauf bestanden, dass viele Geschmacksstoffe in das Eis kamen, ebenso wie große Keksbrocken und andere Stückchen.
Cohen: Ich wollte einfach etwas herstellen, was auch ich gerne essen möchte. Für mich ist es sehr wichtig, wie sich etwas im Mund anfühlt.

Greenfield und Cohen sind beide von den 60ern geprägt und hatten eigentlich keine Lust, Geschäftsleute zu sein. Als sie Erfolg hatten, mussten sie sich überlegen, wie das zu ihren Werten passte. Die Lösung, die sie fanden: 

Greenfield: Zum Beispiel so viel Geld wie möglich zu verschenken. Wir haben 1985 eine Stiftung gegründet und vertraglich festgelegt, dass sie einen festen Anteil der Profite erhält, um diesen an kleine, progressive Gruppen zu verteilen, die für Dinge wie die Rechte von Arbeitern und Migranten eintreten und oft von niemandem sonst unterstützt werden. Aber das war nur der erste Schritt. Später haben wir erkannt, dass die wahre Macht nicht darin liegt, Geld zu verschenken. Sondern in der Art, wie wir unser Alltagsgeschäft führen: den Einkauf der Rohstoffe, das Marketing, den Vertrieb, die Finanzen. Wir haben versucht, soziale und ökologische Belange in all unsere Tätigkeiten zu integrieren. Das ist ein Prozess, der bis heute andauert.
Cohen: Ich glaube, die Wirtschaft ist inzwischen die mächtigste Instanz in unserer Gesellschaft. Die Wirtschaft kontrolliert unsere Regierungen und setzt bei ihnen ihre eigenen Interessen durch. Wenn wir gesellschaftliche Probleme lösen wollen, muss die Wirtschaft die Initiative ergreifen. Deprimierend, aber so ist es.

Im Jahr 2000 allerdings hat der Lebensmittelkonzern Unilever die Firma gekauft. 

Greenfield: Ben & Jerry’s war damals eine Aktiengesellschaft, jeder konnte Anteile kaufen. Unilever hat viel Geld für die Aktien geboten und es gelang uns nicht, eine Alternative zu finden, die für die Aktionäre funktioniert hätte. Ben und ich arbeiten jetzt hier, wir sind Angestellte und nicht mehr im Management involviert.

„Es ist wirklich schwierig, schlechte Eiscreme zu machen“

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