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"Ein guter Deutscher": Kann man die AfD ernst nehmen? Dieser Mann zieht es durch!

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannDienstag, 31.01.2017

Deutschsein ist der Alternative für Deutschland bekanntlich sehr wichtig. Die Partei redet sehr viel darüber, wie man sich als Deutscher zu verhalten hat, über Leitkultur, Vaterland, Kulturkreis und so weiter.

Macht euer Ding, denke ich manchmal. Aber was meint ihr nur? Und dann ist es mir auch wieder nicht so wichtig. Mehr Fettnäpfchen und Tretminen als Erkenntnis, oder?

"Das AfD-Programm sollte man lesen", findet hingegen Alexander Krützfeld. "Es weckt die Assoziation zweier Gesichter, das eine Gesicht ist sehr zugetan und weich – Familie stärken, mehr für die Leute tun; das Gesicht einer deutschen Großmutter mit Schürze, in der Hand zwei Thüringer Klöße. Das andere Gesicht ist hart, vernarbt und rot wie das eines jähzornigen Alkoholikers, der spät nach Hause kommt, seine Frau verdrischt, du dumme Göre, und die Knödel an die Wand schmeißt. Da geht es um Grenzen, um schnelles Abschieben von (straffälligen) Ausländern. Es ist ein Irrglaube, dass beides zusammen geht – Gut und Böse. Das endet doch nur als gespaltene Persönlichkeit in der Psychiatrie."

Krützfeld hat dann beschlossen für ein paar Wochen mal selbst das AfD-Programm zu werden: "Wie wäre es, ich würde mir die Charakteristika eines vermeintlichen Deutschen aus dem AfD-Programm herausschreiben, eines Deutschen, wie ihn sich diese Partei erträumt oder vorstellt. Ein Deutscher, der starr und konzentriert sein Land betrachtet wie ein Nussknacker aus dem Erzgebirge seine, nun ja, Nüsse? Ich könnte doch mal eine Zeit typisch deutsch werden, dachte ich."

Ein völlig schwachsinniger Plan natürlich, sagt er ja selbst. "Denn Nussknacker aus dem Erzgebirge und Weißwürste sind keine Leitkultur, sie sind – in erster Linie – Nussknacker und Weißwürste." Ein absolut großartiger Plan allerdings, wenn man ihn nicht zu ernst nimmt - was wiederum sehr deutsch ist, aber natürlich nicht im AfD-Programm steht. Denn Krützfeld ist erstens witzig und zweitens sind die Begegnungen auf seinem Deutschlandtrip erkenntnisreicher als alle Analysen von Parteiprogrammen. Beispiel Krützfeld beim Frisör (!): 

„Was ist denn für Sie deutsch?“, fragt die Frisörin.

„Ich muss immer an meine Großeltern denken. Warum denkt man bei Deutschem immer zuerst an Vergangenes oder an Erinnerungen?“, frage ich. „Anstand und Höflichkeit kämen mir in den Sinn.“

Die Tür öffnet: Klingelingeling. Eine Frau – schwarze Haare, schwarze Jacke, schwarzer Pelzkragen. Sie stellt sich stumm wie Darth Vader vor die Frisörin hin; deutsche Todesstern-Atmosphäre.

„Wie kann ich helfen?“, fragt die Frisörin freundlich.

„Pony“, sagt die Frau und deutet auf ihre Stirn. Sie ist offenbar in Eile, für ganze Sätze reicht die Zeit nicht. Musste Dir nichts vormachen, denke ich: Wenn das unsere Landsleute sind, dann brauchen wir Grenzzäune. Kannste den Nachbarn ja nicht zumuten, sowas. Die denken ja, bei einigen hier ist geistig schon die ganze Dachpappe runtergekommen.

„Geht nicht. Ich habe Kundschaft, sehen Sie doch. Um vier?“

Die Frau schüttelt den Kopf, dreht sich um, verschwindet ohne ein Wort

„Das mit der Höflichkeit nehme ich zurück“, sage ich.

„Nah“, antwortet die Frisörin sächsisch-zusichernd. „So geht das hier.“

"Ein guter Deutscher": Kann man die AfD ernst nehmen? Dieser Mann zieht es durch!

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Kommentare 1
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 8 Jahre

    Großartiger Text! Bei Paywalls bitte immer im piq darauf hinweisen.

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