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Fundstücke

Ein charismatischer Millionenbetrüger – Kunsthändler H. Achenbach

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerMittwoch, 06.01.2021

Manche Menschen haben die Fähigkeit, andere in ihren Bann zu ziehen. Sie faszinieren und hinterlassen Spuren, die schwer zu verwischen sind. Einer von ihnen ist Helge Achenbach, ein „Sozialarbeiter mit Erfahrung in Kunst“, der bis 2014 einer der ganz Großen in der Kunstszene war und im großen Stil für die Superreichen auf dem Kunstmarkt eingekauft hat. Doch ihn packte die Gier und es folgte der sturzflugartige Abstieg:

„Der mächtigste Kunstberater Deutschlands, Helge Achenbach, der in 40 Berufsjahren für mehr als 600 Mio € Kunst in alle Welt verkauft hat, wird am Flughafen verhaftet“,

lautet eine der zitierten Schlagzeilen im Feature von Rosvita Krausz, das am 5.1. im NDR ausgestrahlt wurde.

Der allseits beliebte Tausendsassa hatte nämlich nicht immer mit lauteren Mitteln seine Geschäfte betrieben, hatte seine Auftraggeber um Millionenbeträge betrogen, hatte Rechnungskopien gefälscht, die er vor Gericht verharmlosend „Collagen“ nannte – ein absoluter Narzisst, der immer höher hinaus wollte und sich dabei unverwundbar fühlte.

Nachdem er 2014 am Düsseldorfer Flughafen verhaftet wurde, saß er eine sechsjährige Haftstrafe ab. Im Feature kommen seine Exfrau und viele Weggefährten zu Wort – und auch er selbst ist zu hören. Trotz der vielen Vertrauensbrüche und seiner schwierigen Persönlichkeit fand und findet Helge Achenbach immer wieder Menschen, die er mit seiner Art verführen kann – und als das bezeichnet er sich hier auch selbst, als „Verführer“, der „narzisstisch geprägt bis ins Letzte“ sei, andererseits aber auch immer auf der Suche nach Anerkennung war.

„Ich hätte einen Controller an meiner Seite gebraucht. Aber ich habe ja alle verschlissen.“,

gibt er an einer Stelle zu. Er klingt nicht unsympathisch, wirkt geläutert, selbstreflexiv. Auch der Hörer neigt dazu, sich von seiner Art verführen zu lassen - wäre da nicht noch die kritische, Distanz wahrende andere Stimme zu hören, die auch das ins Bewusstsein der Hörerschaft zieht. Im Gefängnis kam einmal ein Insasse zu Achenbachs Besucher hinüber und versicherte:

„Der Helge ist’n Guter. Der ist einer von uns.“

Letzteres ließ sich zumindest nicht bestreiten. Aber die Leidtragenden – mal abgesehen von den Gläubigern, die von Achenbach insgesamt 50 Mio. € forderten – sind seine Frau, die Kinder und alle betrogenen Freunde, die Achenbach großes Vertrauen geschenkt hatten. Achenbach hatte das zu seinen Gunsten auszunutzen gewusst.

Für Achenbachs Frau waren alle diese Erlebnisse der absolute Albtraum - und genau damit startet dieses Feature - mit der Erzählung einer ihrer Albträume, in den die für sie entsetzlichen Erfahrungen dieser Zeit einflossen – eindrücklich erzählt und inszeniert – und es reißt einen gleich mit hinein in den Abgrund dieser Geschichte .

Das Feature wirft auch einen kritischen Blick auf die Kunstszene, in der bisweilen mit unvorstellbaren Summen gehandelt wird, und auf die Liga der Superreichen, die ihre Chance witterten, über Achenbach große Schnäppchen auf dem Kunstmarkt ergattern zu können. Schließlich wurde Achenbachs Besitz – darunter wertvolle Kunst – selbst zu Schnäppchenpreisen verschleudert, während dieser seine Haftstrafe absaß.

Spannende Geschichte, eindrückliche O-Töne und ansprechende Umsetzung.

Mit: Friederike Kempter, Axel Thielmann, Claudia Hübschmann und Steffen C. Jürgens

Regie: Ulf Köhler

Produktion: MDR 2020

Ein charismatischer Millionenbetrüger – Kunsthändler H. Achenbach

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