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Kurator'in für: Volk und Wirtschaft Medien und Gesellschaft Technologie und Gesellschaft Fundstücke
Leitet das Digital-Team im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, was nicht heißt, dass er nur Nerd-Kram piqt. Studierte in Erlangen und Portland Politikwissenschaft und Amerikanistik, schrieb in Nürnberg, Berlin, New York und München. Interessiert an allem Politischen. Am Absurden sowieso. Süchtig nach Longreads.
Ich muss mal wieder einen Text von Cory Doctorow piqen, dem Science-Fiction-Autor und Technologie-Aktivisten (ich habe auch mal ein wie ich finde recht spannendes Interview über Urheberrecht mit ihm geführt). Seine Gedanken sind sehr oft ebenso unorthodox wie bereichernd. Hier schüttelt er, basierend auf einem Paper des Max-Planck-Politikwissenschaftlers Benjamin Braun, einen Text über die jüngste Inkarnation des Kapitalismus aus dem Ärmel, der für Aha-Momente sorgt.
Der derzeitige Kapitalismus ist demnach weird. Das basiert auf der Beobachtung, dass die drei großen Vermögensverwalter Vanguard, State Street und Blackrock über ihre Beteiligungen mittlerweile im Schnitt fast ein Viertel jeder Firma im US-amerikanischen S&P 500 und anderen Indizes kontrollieren. Der ein oder andere, der für seine Altersvorsorge in ETFs investiert, kennt die Unternehmen. Sie bieten eine unfassbare Menge von Fonds an und verwalten Jahr für Jahr mehr Vermögen.
Asset Manager Capitalism nennen Braun und Doctorow das.Aus der Oligopolstellung der drei Unternehmen ergeben sich absurde neue Anreize, die so keiner auf dem Zettel hatte: Die Asset Manager haben kein Interesse daran, ihre Anteile je zu verkaufen. Schließlich bilden sie – unter anderem – die großen Indizes nach, Verkäufe und sinkende Kurse sind schlecht für ihr Geschäft. Zudem haben viele der Konzerne, deren größte Aktionäre die Vermögensverwalter sind, auch noch ihre betriebliche Altersvorsorge denselben Vermögensverwaltern anvertraut. Diese Konzentration von Macht führt Doctorow zufolge zu einer amerikanischen Variante der – ausgerechnet! – Planwirtschaft.
Das klingt esoterisch, aber ist äußerst lesenswert. Schließlich sind die Besitzverhältnisse am Ende entscheidend, und über die schiere Größe und Omnipräsenz der großen Drei sollte man Bescheid wissen, wenn man über Wirtschaft (und Politik) mitreden will.
Quelle: Cory Doctorow Bild: medium.com EN marker.medium.com
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Ja genau - das ist eben schon lange keine Marktwirtschaft (=war es das je?). Von wegen 'freier Markt'...
und diese Konzentration von Geld und Macht ist gefährlich: für die Ökonomie und für die Demokratie.
und das ist keine Verschwörungstheorie :-)