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Diebesgut zurückgegeben — Hunter S. Thompson, Ernest Hemingway und ein Elchgeweih
Autor
Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Wir schreiben das Jahr 1964 — Hunter S. Thompson besucht das Haus, in dem sich Ernest Hemingway drei Jahre zuvor erschossen hat. Er ist 27, hat den Gonzo-Journalismus, der ihn zur Legende machen wird, noch nicht erfunden und arbeitet an einer Geschichte für den National Observer, die später auch in seiner Reportagen-Sammlung 'The Great Shark Hunt' erscheinen wird. Thompson will herausfinden, warum sich Hemingway, der wohl stilprägendste Prosaschriftsteller des 20. Jahrhunderts, das Leben genommen hat. Das Haus befindet sich in Ketchum, Idaho, in den Bergen in der Nähe des Sun Valleys. Hierhin war Hemingway gezogen, weil er sein geliebtes Kuba nach dem Sieg der Revolutionäre verlassen musste, was laut Thompson einer der Gründe für seinen Selbstmord war. Thompson stakst da also durch die Gegend und das Haus, guckt sich alles ganz genau an — und klaut dann das Elchgeweih, das über der Eingangstür hängt. Davon schreibt er in seiner Reportage jedoch nichts. Damals trat das Ich in seinen Texten noch nicht so stark in Erscheinung, und auch in den Jahren darauf schwieg er zum Thema — aus Scham. Das Geweih verstaubte derweil in seiner Garage, der Diebstahl wurde zum Mythos, und nun, vor zwei Wochen, mehr als ein halbes Jahrhundert später, brachte seine Witwe Anita das Gehörn schließlich nach Ketchum zurück.
Vielleicht sollte jetzt mal jemand jenes Haus bei Aspen aufsuchen, in dem sich Hunter S. Thompson im Februar 2005 seinerseits erschossen hat, und — zum Beispiel — eine seiner Knarren oder Schirmmützen klauen, damit diese Geschichte weitergeht.
In der Nacht vor seinem Tod sagte Hemingway zu seiner Frau: „Goodnight my kitten.“ Einen Abschiedsbrief schrieb er nicht. Den schrieb Thompson 38 Jahre später an Anita : "No More Games. No More Bombs. No More Walking. No More Fun. No More Swimming. 67. That is 17 years past 50. 17 more than I needed or wanted. Boring. I am always bitchy. No Fun — for anybody. 67. You are getting greedy. Act your old age. Relax — This won’t hurt.“
Quelle: The Associated Press EN cbsnews.com
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