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Die bitter-süße Geschichte einer jahrzehntelangen Beziehung

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannDonnerstag, 25.03.2021

Ich habe angefangen dieses Video zu schauen in dem Glauben, es würde mit und über Pflanzen sein. Und das ist es zum Teil auch, natürlich. Besonders spektakulär finde ich die vielen nicht identifizierbaren üppigen Pflanzen, bei deren Anblick ich sofort die lauwarme, feuchte Luft riechen konnte, die Blumenläden eigen ist. Dieser besondere Duft von umgestürzter Erde, der mir ein beruhigendes, erdendes Gefühl gibt.

Der Film handelt aber vor allem von der Beziehung des alten Ehepaars, das den Laden in New York City betreibt, und wie die Zeit sie umspült hat. Er ist der redselige Typ, der Dinge sagt wie "Liebe, schätze und vor allem höre auf deine Pflanzen." Er beginnt mit ausführlichen Beschreibungen der geheimnisvollen Macht der Pflanzen über und ihrer Verbindung mit den Menschen. Er verteilt Rabatte wie Süßigkeiten und ist irgendwie amüsant, oder zumindest gutartig. Sie hingegen hat eine eher nüchterne Einstellung zum Leben und zu Pflanzen. Sie murmelt buchstäblich "bullshit), wenn er über die Kommunikation zwischen Pflanzen und Menschen schwadroniert. Sie wuselt ständig im Laden herum, die Gießkanne in der einen Hand, und bahnt sich ihren Weg durch schmale, von grünen Blättern gesäumte Pfade, um zu jedem Topf zu gelangen. Sie wird von Kakteen gestochen und ihr wird schwindelig vom Hinauf- und Hinunterklettern von Leitern. Statt von den magischen Kräften der Pflanzen erzählt sie von dem, was sie an der Arbeit im Laden am wenigsten mag. Wie sie es ausdrückt: "Er kümmert sich nicht um die Pflanzen. Ich kümmere mich um die Pflanzen".

Im weiteren Verlauf der Geschichte musste ich an einige Familien denken, in denen der Vater ein charmanter Geschichtenerzähler ist, der seinen Kindern alles wie ein Abenteuer erscheinen lässt – zumindest, wenn er zufällig anwesend ist. Die Kinder vergöttern ihn natürlich. Währenddessen schuftet die Mutter, kümmert sich um alles, was die Kinder brauchen, macht bezahlte und unbezahlte (Care-)Arbeit. Und, du ahnst es, sie ist überfordert und wird von den Kindern als nicht gerade lustig empfunden.

Ich werde das Ende nicht verraten, nur sagen, dass es unerwartet ist. Und dass es mich zum Nachdenken über eines der heißesten Themen unserer Zeit gebracht hat – die sich verändernden Rollen von Männern und Frauen. 

Die bitter-süße Geschichte einer jahrzehntelangen Beziehung

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