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Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Eine Woche vor dem Start seines ersten Kinofilms wurde Louis C.K. in der New York Times der sexuellen Belästigung bezichtigt. Alle seine Projekte wurden eingestellt, alle Pläne begraben, alle Auftritte abgesagt, fast alle Kollegen und Kolleginnen wendeten sich öffentlich von ihm ab, und ‚I Love You, Daddy‘ wurde nirgends gezeigt. C.K. hat die Filmrechte von der Produktionsfirma zurückgekauft, wahrscheinlich wird er ihn auf seiner Homepage vertreiben, wie vor seinem Fall schon seine Stand-Up-Specials und Tickets für seine Show. Derweil Schweigen über den Film, der öffentlich nur auf dem Toronto Filmfestival gezeigt worden ist, vor dem Skandal, und vor jubelndem Publikum. In der New York Times erschien eine begeisterte Rezension, die dann später – während des Skandals – von derselben Autorin in den neuen Kontext gestellt und relativiert wurde. Auch danach: Ein Brutalverriss im New Yorker, natürlich voll im Kontext. Nun, mehr als vier Monate später, redet kaum noch jemand über ‚I Love You, Daddy‘. Der Film ist verschwunden – gesellschaftliche Zensur, wenn man so will. Der moralisch verbotene Film. Man kann ihn natürlich trotzdem sehen und einfach bei PirateBay stehlen. So ein feiner Film. Allerdings knallt der Drumherum-Kontext durch jede Szene wie eine Flipperkugel. Drei aktuelle Texte zum Thema habe ich gefunden: Auf der Word Socialist Web Site den hier verlinkten (gibt den besten Überblick), einen dämlich betitelten aber ebenfalls informativen in der sozialistischen Tageszeitung Neues Deutschland, und die ausführlichste und lesenswerteste und den auch künstlerisch naheliegenden Bezug zu Woody Allen ziehende Analyse im neokonservativen US-Wochenmagazin The Weekly Standard. Sonst nix. Was bedeutet das?
Hier kann man den Trailer sehen, und hier sieben Schlüsselzenen des Films. Ich empfehle dieses unaufgeregte, unangenehme und zerknirscht heitere Werk derweil zu stehlen – auch wegen des Kontextes. Zahlen kann man ja später immer noch. C.K. hätte sicher nichts dagegen.
Quelle: Zac Corrigan Bild: I Love You, Daddy EN wsws.org
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