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Der “mündige Arbeitnehmer” ausgerechnet aus chinesischer Sicht: Radikaler als vermutet

Ole Wintermann
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Ole WintermannSonntag, 01.04.2018

Den einzelnen Arbeitnehmer mit Hinweis auf die US-Verfassung (“All men are created equal”) ernst zu nehmen, ist in westlichen Unternehmen eher die Ausnahme, im Konzept von "RenDanHeYi" der chinesischen Firma Haier die Maxime. Dabei ist es mehr als ungewöhnlich, dass der CEO von Haier genau diesen Hinweis auf die US-Verfassung ausgerechnet vor Beschäftigten einer aufgekauften Sparte des US-Unternehmens GE vorträgt, beinhaltet dies doch nicht wenig Ironie, bedenkt man den autoritären Führungsstil des langjährigen CEOs der Firma GE, John Welch.

Hinter der Idee des mündigen Arbeitnehmers steckt die Feststellung, dass es häufig nur eine Handvoll Leute in Machtpositionen in westlichen Unternehmen sind, die im eigenen (Macht-)Interesse Veränderungen der Organisationsstruktur und des Geschäftsmodells verhindern und damit viele Arbeitsplätze aus Eigennutz in Gefahr bringen. 

Zhang Ruimin, der CEO von Haier, setzt diesem Modell “veralteter Verhaltensweisen” die Idee der Stadt als Organisationsprinzip moderner Unternehmen entgegen. Dezentralität und der Bürger (sprich: Kunde) als wahrer Entscheider prägen dieses Denken und die Prozesse in dieser Organisation. Damit wird aber jeder Arbeitnehmer - mit allen Rechten und Verpflichtungen - zu seinem eigenen Boss, er wird zum mündigen Arbeitnehmer. Kann er nicht deutlich machen, dass seine Aktivität dem Kunden einen Mehrnutzen bringt, trennt man sich von ihm.

Diese Sichtweise mag radikal sein. Vielleicht ist sie aber einfach nur für die “People in Charge” herausfordernd.

Der “mündige Arbeitnehmer” ausgerechnet aus chinesischer Sicht: Radikaler als vermutet

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Kommentare 2
  1. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor mehr als 6 Jahre

    Klingt nach einem Loblied auf die „Gig-Economy“. Das Unternehmen ist nur noch eine Platform, das unternehmerische Risiko wird auf die Arbeitnehmer abgewälzt. Als Unternehmer kann ich sehr gut verstehen, warum man das möchte. In Deutschland ist allerdings das Arbeitsrecht zu rigide, um so etwas zu realisieren. Hier sieht man das eher als Ausbeutung - insbesondere, wenn es mit politischer Unmündigkeit einher geht.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als 6 Jahre

      Hallo Georg Wallwitz, in der Tat ist diese Möglichkeit, die in China gegeben ist, nicht 1:1 übertragbar. Und tatsächlich geht dies aber natürlich auch einher mit einem gestiegenen Risiko des Arbeitnehmers. Was mir bei solchen Beispielen oftmals fehlt, ist das wertmäßige Pendant des Risikos. Folgerichtig wäre ja eigentlich dann auch eine reale Arbeitnehmerbeteiligung am Unternehmen. VG. ow

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