sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Johannes Kram ist Autor, Blogger und Marketingstratege. Sein Nollendorfblog („Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber“) erhielt 2016 eine Nominierung für den Grimme Online Award. Er war Co-Herausgeber des Medienthinktanks Vocer, in seiner BILDblog-Kolumne „Politically Correct“ schreibt er über die Rolle von Minderheiten in der Öffentlichkeit. Die „Charta der Vielfalt“ wählte ihn zum Themenbotschafter für den Bereich „Sexuelle Orientierung und Identität“. Sein medienkritisches Theaterstück „Seite Eins“ wurde bisher in sieben verschiedenen Inszenierungen produziert, u.a. mit Ingolf Lück und Boris Aljinovic.
"Der Begriff 'Heimat' darf nicht den Rechten überlassen werden",
schrieb die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring Eckardt im Oktober 2017 in einem Gastkommentar in der taz. Warum das nicht nur Quatsch ist, sondern auch gefährlich, erläutert der Kulturkritiker und Buchautor Daniel Schreiber nun in einem Beitrag für ZEIT ONLINE. Anlässlich der Pläne, in einer möglichen neuen Großen Koalition das Innenministerium auch zu einem "Heimatministerium" zu machen, schreibt er:
"'Heimat' ist kein politisch unschuldiger Begriff, daran ändert ein Ministerium nichts."
Und:
"Wir sollten das Wort dem rechten Rand überlassen."
Auf seiner Facebookseite zeigt sich Schreiber "schockiert" von den Plänen zum Heimatministerium. Seinen Kommentar auf ZEIT ONLINE habe er dennoch nicht aus bundespolitischer, sondern aus "kulturgeschichtlicher Sicht" verfasst.
Was ihn aber bundespolitisch nicht weniger brisant macht. Im Gegenteil. Schreiber, der bereits in seinem sehr lesenswerten Essayband "Zuhause" die mit "Heimat" gestreuten Ressentiments aus einer vermeintlich besseren Zeit beschrieben hat, beleuchtet die Karriere des Wortes in den letzten Jahren, das von einem eher ironisch verwendeten Begriff zu einem politischen Schlagwort, zu einer unbestimmten Pathosformel geworden sei:
"Unsere heutige "Heimat"-Obsession ist nichts weiter als die deutsche Variante von Trumps Wahlspruch "Make America Great Again" – der Wunsch, in eine idealisierte Vergangenheit zurückzukehren, die es nie gegeben hat. Sie ist eine Blüte des Rechtsrucks, der durch die Welt geht. Sie ist eine Gegenreaktion auf die Globalisierung und die Begleiterscheinung eines weltweit wachsenden Nationalismus."
Quelle: Daniel Schreiber Bild: Karsten Würth/uns... zeit.de
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Fundstücke als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Da ein von mir empfohlener Artikel in den Kommentaren auftaucht, Anmerkungen:
1.) Es war ein Weihnachtsartikel, den ich auswählte. Er beleuchtet eine bestimmte Ebene. Gleich am Anfang spricht Seibt von einem "oft missbrauchtem Begriff".
2.) Vieles, was zu missbrauchen ist, ist zu gebrauchen.
3.) Es gab im Kaiserreich, in der Nazidiktatur wie in der DDR einen Missbrauch von Heimat, aber sie war in allen drei Staatsformen auch eine Kraftquelle für Fortschrittliches. Alle bis heute noch wirkende Literatur des Kaiserreichs war Heimatliteratur. Man lese aber auch Briefe und Schriften der linken Opposition. Die Dokumente des Widerstands gegen die Nazibarbarei zeigen das Heimatgefühl als Kraftquelle. Deshalb gab es in der DDR auch viel Fortschrittliches dazu. Man lese und höre und sehe Brecht und Eisler und etliche DEFA-Filme. Leider setzte das sich nicht in der Partei- und Staatsführung durch.
4.) In der frühen Bundesrepublik gab es eine reaktionäre Instrumentalisierung von "Heimat". Deshalb opponierten viele Regisseure in den 1960er Jahren gegen die im Artikel erwähnten Heimatfilme der Adenauer-Zeit. Und später überraschte einer von ihnen, Edgar Reitz, mit seiner Serie HEIMAT.
Ich kann mich mit der Argumentation von Daniel Schreiber wegen der weiterführenden Implikationen nicht anfreunden. Er argumentiert, dass erstens der Begriff in der Vergangenheit politisch instrumentalisiert wurde, und zweitens, heute von der rechten Szene als eine Chiffre für Ausgrenzung gebraucht wird.
Erstens ist richtig, aber neben Heimat wurden auch Dutzende andere Begriffe politisch instrumentalisiert: Freiheit, Fortschritt, Glaube, Gerechtigkeit, Arbeiter, Kultur ... Na Mahlzeit, da steht uns eine Menge Arbeit bevor, wenn wir das alles aussortieren wollen. Wahrscheinlich geht es schneller, wenn wir eine (kurze) Liste der Begriffe aufstellen, die noch nie politisch instrumentalisiert wurden.
Richtig ist auch. dass der Heimatbegriff von Rechts als Chiffre für Ausgrenzung missbraucht wird. Aber sollen wir nun jedesmal den Schwanz einziehen, wenn die Rechten einen Begriff für sich belegen? Was, wenn sie ihre rückwärts gewandte Ideologie demnächst als Fortschritt anpreisen? Verzichten wir dann auf "Fortschritt", weil es ein rechter Begriff ist? Wenn sie Frauenrechte als Förderung von Müttern und Hausfrauen definieren, geben wir dann klein bei?
Achim Engelberg hat neulich auch etwas Schönes dazu gepiqd: https://www.piqd.de/se...
Finde den Text sprachlich schön, meinungstark u generell teile ich Daniels Heimat-Hype-Sorge. Wie in vielen Begrifsdiskussuonen kann ich aber nichts mit diesem reduzierten Verständnis von Sprache anfangen. Daniel schreibt Heimat sei nicht "unschuldig". Stimmt - wie so zml jeder gesellschaftspol. verwendeter Begriff. Sprache ist nie gut o schlecht, neutral o missbraucht, sie ist immer das, was der Aussprecher aus ihr macht. Für die Frage, wie ein Begriff wirkt, ist seine Geschichte wichtig, gerade der "Missbrauch". Manche Begriffe sind unrettbar. Aber oft ist es nicht so einfach, auch weil es neben G. noch x andere Faktoren gibt, die Wirkung beeinflussen. Es gibt 100e-Seiten-Disses, die Wirkungsgeschichte eines Suffixes ergründen und dennoch reicht manchmal ein Britney-Song um die Bitch zu einer selbstbewussten Frau zu machen. tl;dr Im Fall v Heimat ist Verwendung offenbar vielfältig: von "Ausländer raus" bis "Knutschen mit Steffi am Baggersee 1994" ist alles dabei. Das muss man erstmal zur Kenntnis nehmen, wenn man ernsthaft Urteil fällen will, ohne Gefahr zu laufen, selbst die Frage d Begriffsverwendung für eine Diskussion zu missbrauchen, die wmgl eine ganz andere ist.
Heimat und die damit verbundenen Gefühle, die sich immer mehr als politische Faktoren etablieren kann man nicht einfach als "unsere Obsession" abtun, die man den Rechten überlassen sollte. Das wäre überheblich und, schlimmer, es wäre ein Fehler.