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Das kleine Weltuntergangsinterview mit Marina Weisband - „Wir existieren aus reiner Gewohnheit“

Quelle: privat

Das kleine Weltuntergangsinterview mit Marina Weisband - „Wir existieren aus reiner Gewohnheit“

Marcus Ertle
Journalist
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Marcus ErtleFreitag, 12.02.2016

Was gibt es Schöneres, als unterhaltsam über den bevorstehenden Weltuntergang zu plaudern? Wenig. So präsent, wie die kurz bevorstehende Apokalypse gefühlt ist - vor allem, wenn man die katastrophalen Superlative in Form diverser Headlines betrachtet -, so reizvoll ist das Spiel mit den Gedanken über das Ende aller Tage.

Dieser Erkenntnis folgt das Format des kleinen Weltuntergangsinterviews.

Hierbei werden Prominente über ihre finalen Visionen, Rachedanken und Sehnsüchte befragt. Diesmal mit Marina Weisband, der ehemaligen Frontfrau der Piraten. Dieses Mal: Marina Weisband über das Ende aller Tage, die Trägheit der Masse und Ananaskuchen.


Marina, wieso gibt es uns noch?

Aus purer Massenträgheit, glaube ich.

Weil wir zum Beispiel zu faul sind für den Atomkrieg?

Es gibt ja das Gesetz der Thermodynamik, das besagt: Wenn etwas nicht existiert, dann neigt es ohne äußere Einflüsse dazu, in der Nichtexistenz zu bleiben. Und wenn etwas existiert – so wie das EU-Zollrecht oder eben die Menschheit – dann neigt es dazu, in seiner Existenz zu verbleiben. Wir existieren also aus reiner Gewohnheit.

Am besten wäre wohl, man bleibt einfach auf dem Sofa sitzen.

So ist es.

Und wenn die Welt untergeht, wer wird schuld sein?

Die Welt wird nicht untergehen.

Nein?

Nur die Menschheit wird untergehen.

Dann wird die Welt aber langweilig…

Ich glaube, dass es außer dem Menschen kein Lebewesen gibt, das Langeweile kennt.

Dann stirbt mit uns auch die Langeweile?

Genau.

Und was wird zum Untergang der Menschheit führen?

Ich habe neulich in einem Artikel zwei Phänomene beschrieben: Einmal den demographischen Wandel, dass also immer weniger Kinder geboren werden und andererseits, dass Maschinen immer mehr Arbeiten von uns übernehmen werden. Daraufhin habe ich mehrere Mails bekommen, in denen gefragt wurde, wozu wir noch Kinder brauchen, wenn Maschinen die ganze Arbeit für uns machen. Ich glaube, dass die Menschheit deswegen untergehen wird, weil wir einfach vergessen uns fortzupflanzen. Weil wir darin keinen wirtschaftlichen Nutzen mehr erkennen.

Interessant wird es, wenn der allerletzte Mensch plötzlich merkt, dass Kinder machen doch nicht so dumm gewesen wäre…

Vielleicht ist der letzte Mensch aber auch einfach damit beschäftigt, sich von einem Roboter die Finger maniküren zu lassen.

Ein schönes Bild: Der allerletzte Mensch stirbt während der Maniküre.

So ähnlich wird es aussehen, aber auch danach werden die Maschinen weiter arbeiten. Die Aktienkurse werden weiter steigen. Die Produktion wird weiterlaufen und der Handel auch. Zudem würden die automatisierten Märkte nicht mehr durch irrationale menschliche Entscheidungen beeinflusst. Der Wirtschaft wird es also zweifellos besser gehen als mit den Menschen.

Wen soll es zuerst erwischen?

Gibt es da eine Reihenfolge?

Du sollst einfach jemanden nennen, dem Du die Pest an den Hals wünschst.

Ich wünsche niemandem die Pest an den Hals.

Dann vielleicht eine schlimme Allergie?

Meine größten Feinde haben schon alle eine Katzenallergie. Aber gut, ich wünsche mir, dass es Donald Trump zuerst erwischt.

Und Deine zweite Wahl?

Beatrix von Storch, das würde die Stimmung heben. Sie und Trump sind zwar nicht die bösesten Menschen der Welt, aber sie geben sich alle Mühe, es zu sein.

An welcher Stelle kommt Christopher Lauer?

Relativ weit hinten, außer er würde sich vordrängeln.

Um was wäre es schade?

Um Katzen. Die sind zu dumm, um ohne uns zu überleben. Um Schüler, die politische Projekte an ihrer Schule stemmen. Um Sahnelikör – und um Ananaskuchen mit ganzen Früchten!

Klingt nach einer durchdachten Auswahl.

Allerdings!

Was machst Du am Tag nach dem Weltuntergang?

Dann wäre ich wohl Gott. Ok, dann würde ich die Menschheit nochmal erschaffen, aber auf Hitler und bittere Orangenmarmelade verzichten.

Und welche Regierungsform hätte uns vor alldem bewahrt?

Wenn man nicht zu korrekt sein will: eine Anarchie, mit einem starken Anarchen. Das wäre dann ich.

Hättest Du als Anarchin auch einen Stellvertreter?


Nein, Stellvertreter haben das Potenzial, einen hinterrücks zu erdolchen. Ich bin generell für flache Hierarchien, da fällt man nicht so tief.


(Marcus Ertle)

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Kommentare 2
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor mehr als 8 Jahre

    "Ich glaube, dass die Menschheit deswegen untergehen wird, weil wir einfach vergessen uns fortzupflanzen" Klingt für mich, als hätte Frau Weisband ein arg eurozentrisches Weltbild.

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 8 Jahre

    So gut:
    "An welcher Stelle kommt Christopher Lauer?

    Relativ weit hinten, außer er würde sich vordrängeln."

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