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Das Feindbild Wokeness und seine politischen Ausläufer

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
Zum Kurator'innen-Profil
Theresa BäuerleinSamstag, 17.02.2024

Über Anti-Wokeness als Kulturkampf wird ja derzeit viel geschrieben, aber selten so sachlich und gut durchargumentiert wie in diesem Artikel, der auch erklärt, warum Anti-Wokeness als politische Kampfstrategie so gut funktioniert. Und daher von der AfD, Putin, Orban, Trump usw. geliebt wird, die vor einer woken Hegemonie warnen. Ein Beispiel: 

Ein russisches Video, das seit geraumer Zeit in den sozialen Netzwerken kursiert, zeichnet überspitzt nach, wie diese Hegemonie beschaffen sein müsste, wenn es sie denn gäbe. In dem professionell gemachten Clip sitzt eine Kleinfamilie aus Russland im Flieger auf dem Weg in die Vereinigten Staaten. Zunächst freudig gestimmt, erleidet die Familie Schlimmes. Erst muss sie irritiert feststellen, dass ihre Sitznachbarinnen ein lesbisches Paar sind. Danach weist die Stewardess mit starrem Lächeln den Vater an, seinen Fleischkonsum zu unterlassen, um eine dümmlich blickende Veganerfamilie nicht zu belästigen. Außerdem müssen sie die Plätze wechseln, um ein kinderloses Paar nicht mit ihrem Kinderreichtum zu stören.
Der Gipfel des woken Wahnsinns ereignet sich beim Toilettengang: Ein Afroamerikaner will sich vordrängeln. Anstatt den Drängler in die Schranken zu weisen, fallen die westlichen Passagiere mit den Worten: "Forgive us, Sir" auf die Knie, um sich für die jahrelange Unterdrückung schwarzer Menschen zu entschuldigen. Der letzte Schnitt zeigt die Familie an der geöffneten Tür des Flugzeugs in den Flugwind brüllen: "Vergib uns, Mutter Russland! Wir kommen zurück!" Viele Kommentare unter dem Video überschlagen sich in Ihrer Zustimmung. Genau so sei es! Das Video sei keine Parodie, sondern zeige vielmehr die Realität!

Das kann man leider nicht als Skurrilität abtun, denn das Anti-Woke-Feindbild hat reale Folgen: 

Auch das im Mai 2023 verabschiedete Grundsatzprogramm der CSU enthält einen Satz zum Eintreten gegen den „Kulturkampf in Form von Identitätspolitik, Wokeness und Cancel Culture“. Und es bleibt mitunter nicht bei Worten. Russland verabschiedete bereits 2013 ein Gesetz „gegen homosexuelle Propaganda“ und stufte die queere Szene jüngst offiziell als „extremistisch“ ein. In Polen wurde 2022 ein ähnliches Gesetz verabschiedet. In der Türkei werden Menschen wegen des Tragens einer Regenbogenfahne verhaftet. Im US-Bundesstaat Florida wurde ein „Stop WOKE“ Gesetz eingeführt. Auch Ungarns Präsident Victor Orbán erklärte im Sommer, Rettung vor dem „Virus Wokeness“ bringe nur ein Verbot von Migration und "Trangsgender-Propaganda“. 

Der Artikel beschreibt und liefert Belege dafür, dass die Angst vor der woken Terrorherrschaft mit Fakten und Daten nicht zu belegen ist. Darum geht es in der Debatte ja aber auch gar nicht. 

Mit der Wokeness-Panik wurde ein diskursiver Strohmann geschaffen, gegen den auch liberale und linke Stimmen ankämpfen. Der Trick liegt darin, den ziemlich erfolgreichen Kampf um die Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten verzerrt darzustellen, als Unterdrückung von weißen Männern und heterosexuellen, fleischessenden Familien. Paradoxerweise ist die Liberalisierung der Gesellschaft so erfolgreich, dass sie nur mit Bezug auf den angeblichen Verlust von Freiheit bekämpft werden kann.
Eine zentrale Folge davon: Die gesellschaftlichen Debatten bleiben in dem verhaftet, was antiwoke Stimmen vermeintlich bekämpfen wollen: endlose Kulturkämpfe, die mit der eigentlichen Sachlage nur noch wenig zu tun haben. Währenddessen, auch das weist die Triggerpunkte-Studie nach, rutschen wichtige Themen wie soziale Ungleichheit und die Bekämpfung der Klimakrise in der Aufmerksamkeitsökonomie ab. Aber womöglich ist das manchem Kulturkämpfer auch gar nicht so unrecht.


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Kommentare 36
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 10 Monaten

    Hier eine interessante sachliche Stimme zum Thema im weiteren Sinne:
    "Sie sind Professor an der Columbia University in New York. Ist es wirklich so, wie man sich das aus europäischer Sicht vorstellt – dass es genügt, eine unkorrekte Bemerkung über Schwarze oder Schwule zu machen, und man ist draussen?

    Man hat nicht unbedingt Angst vor Entlassung, Canceling oder Shitstorms, denn die sind eher selten. Aber man wird gemieden oder gemobbt wegen unpassender Äusserungen, und deshalb übt man sich in Selbstzensur. Es wäre zum Beispiel fatal, sich gegen Affirmative Action, also die bevorzugte Zulassung von Nichtweissen, auszusprechen. Die Konsequenz wäre, dass sich die Kollegen an den einschlägigen Konferenzen oder Treffen von einem abwenden, wenn man auf sie zugeht. Eine Art sozialer Tod. Die Eliteuniversitäten sind zu 99,5 Prozent links orientiert, und als progressiv gilt alles, was sich um Identitäten dreht, also «Rassen», Ethnien, Gender, LGBTQ. Höchstens ein paar Ökonomen scheren aus. Und durch Selbstzensur wird das Milieu immer noch homogener, gerade auch als Gegenreaktion auf die brachialen Versuche von rechts, die Universitäten per Verbot von diesem Kurs abzubringen, so wie derzeit in Florida und anderswo.

    Es gibt viel Polemik rund um die amerikanischen Spitzenuniversitäten, vor allem auch seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober, aber wenig sachliche Analysen, die die Entwicklungen in einen grösseren Kontext einordnen. Wie würden Sie aus sozialwissenschaftlicher Sicht beschreiben, was da gerade passiert?

    Auf die Gefahr hin, akademisch und abstrakt zu klingen, würde ich von der soziologischen Grundannahme ausgehen, dass moderne Gesellschaften aus Teilsystemen bestehen, die relativ autonom funktionieren. Die Wissenschaft, zu der auch die Universitäten gehören, ist ein solches eigenständiges Universum, in dem man der Frage nachgeht, was wahr ist und was nicht. Ein anderes Teilsystem ist die Politik, bei der es um Macht geht und um Fragen wie: Wer ist mit uns, wer ist gegen uns? Seit etwa zwanzig Jahren wird diese Trennwand jedoch durchlöchert; immer mehr beeinflussen Fragestellungen, die eigentlich zur Politik gehören, die Wissenschaft.

    Wie äussert sich diese Politisierung konkret?

    Es gibt drei wissenschaftsfremde Kriterien, die das Ideal des universalistischen, wertfreien Diskurses bedrohen. Erstens wird bei der Planung von Untersuchungen und bei der Analyse der Resultate sofort gefragt, ob diese aus linksprogressiver, identitätspolitischer Sicht wünschenswert seien – und entsprechend gefiltert. Zweitens kommt es nicht mehr nur darauf an, was gesagt wird, sondern wer etwas sagt und wie viel Prestige die Sprechenden haben. Die Aussagen von Frauen oder von Nichtweissen, in Amerika People of Color genannt, haben heute in diesem Umfeld ein grösseres moralisches Gewicht. Drittens ist die Resonanz der Wissenschaft in der Öffentlichkeit immer wichtiger. Es wird erwartet, dass Forschungsresultate dazu beitragen, dass die linksprogressiven Kräfte des Guten über die rechtspopulistischen Kräfte des Bösen siegen."

    https://www.nzz.ch/int...

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 10 Monaten

    "Die Polemik gegen Wokeness zeichnet oft ein Zerrbild, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Denn vielen geht es schon lange nicht mehr um eine seriöse Debatte." Das unterscheidet sich leider wenig von der Polemik/Propaganda für Wokeness. Es lohnt nicht, auf dieser Ebene von wechselseitigen Spiegelideologien zu streiten …..

    1. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      Es lohnt auch nicht, nur einen Satz aus einem längeren Essay zu kommentieren. Schauen Sie es sich doch wenigstens mal an, bevor sie urteilen.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Pete Poclidou Der Rest wird doch nicht besser. Trauen Sie mir wirklich zu ohne lesen zu urteilen? Der Artikel nimmt die extremsten und dümmsten ideologischen Urteile gegen Wokeness aufs Korn. Ohne auch nur auf berechtigte Kritiken einzugehen. Die es ja nun wirklich gibt. So immunisiert man den ideologischen Teil der eigenen Bewegung gegen Kritik. Einen kritischen Dialog führt man damit nicht.

    3. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Ich finde es auch sinnvoll, sachlich zu diskutieren. Dennoch, es wirkt immer noch so, als hätten Sie den Text nicht oder nur quer gelesen. Zum einen ist da dieser Teil im Text, der sagt, dass das Klischee der woken Fanatiker zum Teil stimmt. Nur ist es nicht annähernd so relevant, wie behauptet. Warum unterschlagen Sie das denn?

      Dann beschäftigt sich der Text auch mit Susan Neiman. Gehört die auch zum extremen Rand der Antiwoken? Und sind Putin, Orban, Trump, Merz, die Afd und die Csu alle extreme Ränder? Die vermitteln dieses verzerrte Bild einer woken Meinungsdiktatur. Explizit und nachweisbar. Der Text weist das mit vielen Studien und Beispielen nach. Sie können ihn ja kritiseren, aber so schaffen sie es bestimmt nicht, zu mich zu überzeugen (schon klar, ich sie wahrscheinlich auch nicht).

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Pete Poclidou Da kommen wir uns sicher näher. Allerdings ist - so wie der Anteil der extremen Woken - auch der Anteil der extremen Antiwoken gering. Das hat Mau in der Tat gezeigt. Gerade deswegen muß aufpassen, das man nicht allen Bürgern "rechts" von einem eine dämonische Maske aufsetzt.

      Und bei Luise Vollbrecht wurde nicht nur die Veranstaltung gecancelt, sondern es gab auch massiven Drohungen und Beleidigungen. So allein ist sie damit auch nicht. Und in der Regel beschränkt sich auch die anti-woke Gewalt eher auf Social-Media-Shitstorms etc. Aber es gibt eben auch reale Gewaltkriminalität auf beiden Seiten. Und da bleibt der Artikel doch recht verharmlosend. Obwohl Sie recht haben, bei genauerem Lesen ist er am Ende etwas differenzierter ……

    5. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Wenn das so ist, dass sie bedroht wurde, ist das scheiße. Es gibt aber eben Studien, die zeigen, dass beleidigungen, Drohungen, Vergewaltigungsdrohungen, Gewalt durch rechte viel massiver sind. Wird ja auch eine erwähnt. Seit den 90ern wurden 200 Menschen durch rechte getötet. Dagegen Zwei durch linke. Immer noch zwei zu viel, aber es geht schon um die Verhältnisse. Die afd macht Werbung mit massiv transfeindlichen Plakaten, "Alternative Medien" behaupten eine Verbindung von Pädophilie und transsexualität. Csu, cdu, afd hetzen zum Teil massiv gegen "woke" (übrigens auch elon musk, der vom Virus Wokeness schwätzt). Welche Partei macht das umgekehrt? Wo sind die massiven woken Kampagnen? Das sehe ich nicht.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Pete Poclidou Ich sehe und höre eigentlich jeden Tag wie wichtig und gut Offenheit, Vielfalt, offene Grenzen, Gleichheit aller Gruppen ist, wie schlimm der Rassismus in D ist und wie sehr wir Achtsamkeit für jede wirkliche oder gefühlte Minderheit brauchen. Das man Migration nicht steuern kann. Und "Rechte" ganz schlimm sind. Könnte es sein, dass dies von vielen als "woke" Kampagne wahrgenommen wird?

      Und das in gut 30 Jahren 200 Menschen durch "Rechte" getötet wurden, das wird immer als politisches Argument genutzt. Sachlich müßte es heißen, es waren Rechtsextreme. Und es gab Zeiten, in denen auch Linksextreme mehr getötet haben. Eine wirkliche Klarheit über die Verteilung von Gut und Böse, Richtig und Falsch zw. "Links" und "Rechts" ergibt sich daraus m.E. nicht.

    7. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Ja, die triggerpunkte-studie hat gezeigt, dass die meisten Leute eine ganz anständige Meinung haben. Aber auch, dass bestimmte Themen die Leute extrem triggern. Mau sagt auch, dass liege an Rechten polarisierungsunternehmen, die diese Themen massiv aufladen. Das sagt aber auch alles der Text

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Pete Poclidou Der Artikel vergißt nur das Triggern von links - das u.U. den Rechten hilft. Das ist das Problem mit solchen Spiegelideologien und den Medien. Man überläßt den Ideologen das Feld …. Mau sagt m.W. gerade nicht, dass dies nur an den rechten Polarisierungsunternehmen liegt.

    9. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Pete Poclidou Mau sagt in der NZZ z.B. folgendes:
      "Ihr Befund ist also, dass der Diskurs polarisiert ist und nicht die Gesellschaft?

      Man sagt üblicherweise, es gebe eine gesellschaftliche Spaltung, die sich dann im medialen Diskurs oder im politischen System spiegelt. Aber wir beobachten: Eigentlich ist es andersherum. Die Polarisierung wird von oben nach unten erzeugt. Gesellschaftliche Akteure repräsentieren nicht einfach eine existierende Spaltung, sondern sie inszenieren die Konflikte, benutzen sie zur Mobilisierung ihrer Anhänger und führen dadurch eine gesellschaftliche Fragmentierung oder Spaltung erst herbei.

      Wer sind diese Akteure? Die Politiker?

      Das können Politiker, aber auch zivilgesellschaftliche Akteure oder Einzelpersonen sein. Das geht quer durch das politische Spektrum. Da gibt es viele Gruppierungen, die sehr laut, aber zahlenmässig relativ klein sind. Nehmen wir das Beispiel der Klimabewegung: Da würde man denken, es gebe einen Generationenkonflikt: auf der einen Seite die fossilen Älteren, auf der anderen die Jungen, die für das Klima protestieren. Dieser öffentliche Eindruck wird durch unsere Daten überhaupt nicht bestätigt. Die Sorge um den Klimawandel ist bei Älteren sogar ein bisschen grösser als bei den Jüngeren. Der öffentliche Aktivismus ergibt einen anderen Eindruck, als wir ihn empirisch vorfinden.

      Ist es also falsch, anzunehmen, dass die politische Diskussion die Bevölkerung abbildet?

      Wir beobachten, dass bestimmte Themen wie Trigger wirken. Bei Triggerthemen werden die Leute emotional und vertreten sehr starke Meinungen, oft diskutieren sie gar nicht mehr sachlich. Solche Triggerpunkte wie Klimakleber, Migration oder Gendersprache bestimmen die öffentlichen Diskurse. Das ist aber nur die Oberfläche der Gesellschaft. Darunter liegt eine Substruktur, die ganz anders aussehen kann.

      Braucht es Konflikte, damit sich die Menschen einbringen?

      Bei Triggerthemen entwickeln Leute, die sonst politisch eher passiv oder indifferent sind, plötzlich eine Art von Engagement. Erfolgreich sind Polarisierungsunternehmer dann, wenn sie es schaffen, ein Thema in den Mittelpunkt der Debatte zu stellen und Menschen zu klaren Dafür- oder Dagegen-Haltungen zu veranlassen. Oder wenn Themen getriggert werden, die neue Konflikte oder Meinungsfronten ergeben. Gendergerechte Sprache beispielsweise wird in Deutschland von 70 Prozent der Bevölkerung abgelehnt, unter ihnen sind auch Leute, die die SPD oder die Grünen wählen. Wenn man Gendersprache nun zu einem Kulturkampf hochstilisieren kann und so tut, als sei das jetzt das wichtigste politische Thema, kann das dazu führen, dass einige denken: Die sind gegen Gendern und ich auch, also sind das ja meine Leute. Dann fühlen sie sich plötzlich näher bei der CSU, der CDU oder der AfD."
      https://magazin.nzz.ch...

    10. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Ah, danke fürs raus suchen. Stimmt, kann sein dass er das nicht spezifiziert. Und ich würde schon auch sagen, dass bestimmte kleine aggressive Gruppen, die man als woke könnte, dazu beitragen. Ich sehe das auch wie du und der Text, dass zu viel darüber und zu wenig über Ungleichheit und Umwelt diskutiert wird. Dennoch nehme ich es wahr wie Marcus. Und mir scheint die Datenlage ist da auch recht klar. wie gesagt die AFD ist diejenige die die ganze Zeit übers Gendern redet und dabei die Argumente der Gegenseite völlig verzerrt. noch mal: klar gibt es Gruppen von sehr unangenehmen Leuten auch bei den Woken. Aber wirklich systematisch und massiv die Debatte polarisieren und verdummen, das kommt von den anti-woken. Vergleich doch mal, weder die Grünen noch die Linken noch die SPD sind wirklich besonders woke, aber alle anderen Parteien haben sich die anti-wokeness auf die Fahnen geschrieben und reden die ganze Zeit darüber.

    11. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Um es klar zu stellen: Ich finde auch, dass es Probleme gibt, mit besonders "woken" Leuten. Sie sind oft arrogant und einseitig. Und tatsächlich ist der starke Fokus auf kulturelle und sprachpolitische Fragen klassistisch, es grenzt also Leute aus, die keine Geisteswissenschaften studiert haben. Aber die sind auch nicht die, die so unfassbar viel Energie in die Diskussion von diesen kulturellen Fragen verschwenden. Es gibt Studien, die zeigen, dass die Afd die Partei ist, die am meisten übers "gendern" reden.

      https://interaktiv.tag...

    12. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Pete Poclidou Ja, aber was sagt es über das Gendern aus, dass die AfD am meisten darüber redet?

    13. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Na, die AFD redet ja nicht sachlich darüber. Aber ja, ich sehe ein, dass viele Leute darauf keinen Bock haben, und ich würde das auch nicht so sehr pushen. Aber das tun halt auch die wenigsten ist behauptet nur die AFD, dass es so wahnsinnig gepusht wird

    14. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Pete Poclidou Die AfD könnte gar nicht behaupten, dass es so gepuscht wird, wenn nicht andere behaupten würden (oft auch nicht sehr sachlich), wie schrecklich es in D mit der Unterdrückung von Minderheiten, mit dem Hass und der Ausgrenzung wäre. Und vielen Menschen diese Geschichte auch hören und nicht richtig finden …..

    15. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Wir können es aber auch lassen. Ist doch gut, dass wir uns ein Stück weit verständigt haben. Ich lasse Ihnen das letzte Wort. Schönen Abend.

    16. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 10 Monaten

      bleibe mal bei mir:
      in meinem privaten Umfeld gibt es sehr viele, die sich sehr viel über übertriebene Wokeness lustig machen (ich auch manchmal). Eine ganze Menge, die seit Jahren schimpfen wie die Rohrspatzen über irgendwelche Zwänge, die sie auf Nachfrage nie belegen können. Und so gut wie nie habe ich es erlebt, dass jemand in meinem Umfeld Wokeness eingefordert hätte. Noch nie bin ich für mangelnde Wokeness angegangen worden.
      In unseren diversen Projekten und ihren social media Auftritten steht es etwa 100:1 für gehässige Kommentare, weil wir gegendert haben oder irgendwie "woke" berichtet haben zu kritischen Kommentaren bezüglich mangelnder Wokeness.
      Ich habe immer noch kein gegendertes Buch gelesen, außer die Übersetzung von Sophie Lewis, die aber eine queer-feministische, amerikanische Kommunistin ist.
      Keine Zeitung, Nachrichtensendung, die ich nutze gendert. Große Verlage nicht, Öffis nicht.
      Bei Online Medien, Podcasts usw auch kaum und gefühlt rückläufig.
      Mein Ministerpräsident will gesetzliche Regelung gegen gendergerechte Sprache. Gesetzliche Regelung für wokeness hat glaube ich in meinem Umfeld noch keiner verlangt. Vielleicht die Grünen? Die stehen aktuell einem Wahlergebnis von 80% mitte-rechts gegenüber in Bayern.

      Ist das bei dir wirklich anders? Ehrlich jetzt!

      Mich hat das alles immer nur so semi interessiert. Aber das hysterische Geschrei dagegen war immer Faktor 100 zum Dafür. Zweiteres wird jetzt immer leiser, ersteres immer lauter, sag ich mal ganz subjektiv als sehr viel und sehr breit Leser. Das ist längst identitätsstiftend. Für die neue Rechtsextreme sowieso, aber auch für alle anderen, die wahlweise Nebelkerzen mögen, um ihre Wähler oder auch sich selber zu vernebeln.

    17. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Marcus von Jordan Ich finde das Thema "Wokeness" oder "Gendern" an sich überzogen - inhaltlich und bei der eigentlich gesellschaftlichen Relevanz. Deshalb ist das Geschrei darüber ja so gefährlich. Es lenkt von den eigentlichen Themen ab. Und bringt Absatz. Das wird durchaus ja bewußt betrieben. Von allen Seiten. Deswegen finde ich solche Artikel auch etwas grenzwertig. Und natürlich kann man theoretisch sagen was man will. Man muß nur das Echo aushalten, wenn man als Rassist oder Rechtsradikaler oder oder bezichtigt wird. Und das kann drastische Folgen haben. Die Diskussion hatten wir doch schon ….

    18. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl @Thomas Wahl die Debatte, oder wie du sagst, das "Geschrei" um wokeness ist komplett überzogen, da bin ich vollkommen bei dir. Je weniger man rumschreit, desto besser. Die Debatte artet auch völlig aus mit persönlichen Beleidungen und Angriffen, bei denen es eigentlich um etwas anderes geht – was, da bin ich mir nicht sicher. In jedem Fall ist Wokeness zu einem Kampfbegriff geworden, der von den eigentlichen Themen ablenkt und Feindbilder schafft, wo keine sein müssten. Den Artikel den ich gepiqd habe, finde ich aber eigentlich ziemlich differenziert...

    19. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Theresa Bäuerlein Na ja, radikale Antiwokeness gäbe es nicht ohne radikale Wokeness. Und der Artikel versucht lange nachzuweisen, dass die radikale Antiwokeness das schlimmere oder gar eigentliche Problem ist. Für mich verwechselt das etwas Ursache und Wirkung. Warum muß/will will man nun nachweisen welcher von beiden der schlimmere Finger ist? Ist es wirklich nur der antiwoke Kulturkampf, der sich gegen den liberalen Kulturwandel westlicher Gesellschaften richtet? Jede Seite spiegelt sich in der anderen und hält sich natürlich für die gute Seite. Diese Wechselwirkung ist es doch, die sich hochschaukelt. Weiter hinten im Text wird ja gesagt, das große Teile der Bevölkerung eigentlich hinter der Liberalisierung stehen. Das wäre für mich der eigentliche Hebel die Kulturkämpfer aller Seiten in die Schranken zu weisen. Die oft hysterische, toleranzfreie Diskussion ob A schlimmer als B ist oder umgekehrt , bei der es oft um Werturteile geht, das wird keinen "Frieden" bringen. Aber Schlagzeilen ……

    20. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl ...siehe meinen Kommentar oben. Ich kann meine Frage nur wiederholen? Wie oft und in welcher Tonlage wirst du ganz persönlich konfrontiert mit Wokeness und mit Antiwokeness? Die Ursache für Antiwokeness in ihrer Entstehung mag Wokeness sein. Als angeblicher Grund für diese identitätsstiftende Pseudofreiheitskampfkakophonie ist sie längst absurd.

    21. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Marcus von Jordan Also ich fühle mich schon betroffen, wenn z.B. Verlage "Jim Knopf" umschreiben um das Wort "N….r" (was ich jetzt nicht ausschreibe, um woke/antiwoke Konfrontation zu vermeiden) zu tilgen. Solche Prozesse empfinde ich als ziemlich absurd und geschichtsverfälschend. Das ist natürlich alles nicht die radikale Variante. Und das alles spielt sich hier zu Lande eh mehr in der Sphäre der Medien- und Kulturschaffenden ab. In Gaza/Israel spielt die identitätsstiftende "Pseudofreiheitskampfkakophonie" viel brutaler ins tägliche Leben beider Seiten.

    22. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl ...den letzten Satz verstehe ich nicht. Schaffe den Transfer nicht...?

      Und zum anderen: du hast gehört von einem Buch, in dem ein Wort entfernt wurde und du findest das falsch (versteh ich null, aber geschenkt). Vergleich das doch selber mit der Anzahl und der Tonlage antiwoker Empörung, die dir begegnet ist und immer noch begegnet.

    23. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Marcus von Jordan Erstens wurde dort nicht nur ein Wort geändert und zweitens ist es nicht nur ein Buch. Schau hin ….
      In meiner direkten Umgebung kann man wenig mit der woken oder antiwoken Bewegung anfangen. Und ich halte mich zunehmend fern aus den radikaleren sozialen Foren. Aber wenn man sich hineinbegibt, dann unterscheidet sich der Tonfall wenig. Was die Anzahl betrifft, die man wahrnimmt, das hängt ja wohl auch damit zusammen, was man sehen will. Und man will in der Regel die eigenere Seite ja als die bessere sehen.

      Was Gaza und Israel angeht, da siehst Du kein identitäres Freiheitskampf-Problem? Das erstaunt mich. Höre ich doch oft, das die vergewaltigende, mordende Hamas eine palestinensische Freiheitsbewegung sei. Und Israel ein rassistischer Imperialist.

    24. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl ...ja...was man sehen will.

      Ich finde die Verknüpfung der Themen völlig krude ehrlich gesagt. Und ich höre das nicht oft, was du da hörst. Insofern auch - was man hören will.

    25. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Marcus von Jordan Woher kommt denn der krude linke Antisemitismus? U.a. aus dem Wokismus meine ich. Identität schlägt die ganze komplexe Geschichte mit ihren vielen Wechselwirkungen.

    26. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Da ist was dran, Thomas

    27. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Ich möchte eine Beobachtung von Armen Avanessian hinzufügen: “Social Media eignen sich besonders gut für Scheinkonflikte, weil die Spanne, in der ein bestimmter Content geschaut wird, in der Entwicklung von Twitter über Instagram in Richtung TikTok immer kürzer geworden ist. Für schnellere Verständlichkeit wird alles auf zwei mögliche Positionen zugespitzt: hier richtig, dort falsch, hier die Opfer, da die Täter, hier klug, da dumm, hier Israel, da Palästina. Ein gemeinsames Terrain, einen Minimalkonsens, gibt es nicht. Und deshalb werden die Konflikte nicht produktiv verarbeitet, sondern verdrängt, was zur Erschöpfung führt.” https://www.zeit.de/20...

    28. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Theresa Bäuerlein Ja, aber siehe auch mein Zitat oben über das akademische Milieu in Amerika. Auch im akademischen Diskurs zumindest der Sozialwissenschaften, gibt es wohl zunehmend keinen Minimalkonsens mehr. Im Grunde wäre das der Tod dieser Wissenschaft aber auch der liberalen Gesellschaft.

    29. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor 10 Monaten

      @Marcus von Jordan Falls du mit "Gendern" meinst, Genderzeichen zu nutzen, dann kann ich ein "mit Doppelpunkt gegendertes" Buch beisteuern, das ich gerade gelesen habe: Robert Habeck, Von hier an anders, erschienen bei KiWi. Er geht sogar darauf ein, dass sich darüber wieder viele aufregen würden. Das Buch ist eh lesenswert.
      Ich selbst habe in meinem Buch neutrale Ausdrücke oder Doppelnennungen verwendet. So machen wir es auch im Unternehmensumfeld, wo ich tätig bin. Ois easy, und bisher keine Beschwerden.

    30. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 10 Monaten

      @Gabriele Feile "ois easy".... genau!
      :D

  3. Bettina Reiter
    Bettina Reiter · vor 10 Monaten

    Erwartungsgemäß ein handzahmer und sreichelweicher Artikel aus der Zeit, den erwartungsgemäß Frau Bäuerlein empfiehlt. Die Kritik an "woke" kommt keineswegs hauptsächlich von rechts. es wäre schon mal wünschendwert, wenn die rechte Propaganda und Kritik unterschieden werden könnte. Z.B. zeichnet Yasha Mounk in seinem Buch "The Identity Trap" ein sehr differenziertes Bild der Entwicklung von "wokeness". Und die ganze Diskussion um das Selbstbestimmungsgesetz, der feministische Widerstand gegen die woke Politik der Ampelregierung - das ist alles rechts oder nicht einmal berichtenswert?

    1. Pete Poclidou
      Pete Poclidou · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      Ich finde nicht, dass Sie besonders sachlich argumentieren. Was heißt handzahm? Welchen Nutzen hat diese Zuschreibung? Bekommen Sie für ihren Kommentar Hassmail von Rechtsextremen, wo ihnen gedroht wird? Das passiert Leuten, die der Idee der woken Diktatur widersprechen, täglich. Und haben Sie den Artikel denn gelesen? Da steht nämlich nicht drin, dass es nur von Rechts kommt, aber eben wesentlich. Und klar, Yascha Mounk ist bekannt und wird auch sachlich aber klar kritisiert für seine Polemiken. https://newrepublic.co...

  4. Ria Hinken
    Ria Hinken · vor 10 Monaten

    Wir verschwenden wichtige Lebens- und Arbeitszeit mit der Aufklärung derartiger Desinformationen. Und genau das wollen jene, die diese Desinformationen in die Welt setzen. Man kommt kaum noch mit der Aufklärung hinterher. Es bleibt am Ende viel zu wenig Zeit für die wirklich wichtigen Dinge. Ich frage mich fast täglich, wie ich aus diesem Hamsterrad herauskommen kann. Für die anstehenden Wahlen befürchte ich Schlimmes.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 10 Monaten

      aus meinem Herzen Ria...
      einfach jeden Tag so viel, wie man eben schafft.

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