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Das Ende des Islamischen Staates? Warum ein Abgesang zu früh kommt

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsFreitag, 05.10.2018

Sie eroberten Teile von Syrien, große Gebiete im Irak, gewannen auf dem ganzen Globus Sympathisanten. Die Terroristen vom »Islamische Staat« dominierten wischen 2014 bis 2016 die Jihadisten-Szene. Der IS wurde zur gefährlichsten Terrororganisation der Gegenwart. Es schien so, als habe der IS sich im Konflikt mit al-Qaida durchgesetzt.

"Ende 2017 jedoch erlitt der IS eine vernichtende Niederlage", schreibt Guido Steinberg, Terrorismus-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. "Der 'Staat' des IS in Syrien und im Irak brach unter den Angriffen seiner Gegner zusammen."

Doch ein Abgesang auf den IS kommt zu früh. Denn allen Rückschlägen zum Trotz deutet vieles darauf hin, dass der IS im Irak überleben und im Untergrund aktiv bleiben wird. Auch in Syrien könnte der Islamische Staat stark bleiben, vermutet Steinberg. Und die IS-Filialen in Nordafrika, in Libyen und Ägypten dürften ebenfalls bestehen. In den Konfliktgebieten Jemen und Afghanistan sieht es auch danach aus, dass die Terroristen aktiv bleiben. 

Neben den Amerikanern, die in Afghanistan, Irak und Syrien gegen die Terroristen Spezialeinheiten und Verbündete ins Gefecht schicken, sowie den Russen und dem Assad-Regime, die ebenfalls in Syrien gegen den IS kämpfen, ist dem IS ein weiterer gefährlicher Feind entstanden. Zu den Gegnern des Islamischen Staates zählen auch konkurrierende Jihadistengruppen aus dem al-Qaida-Netzwerk, "die meist größer und schlagkräftiger sind als die irakische Organisation und ihre Ableger", stellt Steinberg fest. 

"Da IS und al-Qaida weiterhin in scharfer Konkurrenz zueinander stehen, dürfte die jihadistische Szene in den kommenden Jahren stark fragmentiert bleiben", schreibt der SWP-Experte in einer aktuellen Studie. "Das wird es den Jihadisten erschweren, anspruchsvolle, große Anschläge zu organisieren, macht sie aber unberechenbarer als bisher."

Was bedeutet das für die deutsche Außenpolitik? Steinberg empfiehlt der Bundesregierung, ihr Engagement zur Terrorismusbekämpfung auf die Türkei, Libyen und Ägypten zu fokussieren. Denn die Bundesrepublik müsse damit rechnen, dass die USA von Europa einen stärkeren Einsatz gegen IS und Co. verlangen werden. Das Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel sollte sich auf den NATO-Partner Türkei und auf den Maghreb konzentrieren. 

Steinberg fordert die Bundesregierung auf, "sich effektiv an der militärischen Bekämpfung von jihadistischen Gruppierungen zu beteiligen und künftig auf rein symbolische Gesten und Schritte zu verzichten."

Ob die Bundeswehr dazu allerdings aktuell in der Lage wäre, sollte diese riskante Außen- und Sicherheitspolitik in Erwägung gezogen werden, ist allerdings mehr als fraglich. Die Auslandseinsätze in Afghanistan, Mali und im Mittelmeerraum (über)fordern die Truppe bereits heute.

Das Ende des Islamischen Staates? Warum ein Abgesang zu früh kommt

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