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Computerspiele sind erwachsen geworden, wollen aber nicht wie Erwachsene behandelt werden

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsFreitag, 18.03.2016

Zur Zeit wird sehr viel über Tom Clancy's The Division diskutiert: Das Open-World-Shooter-Rollenspiel schickt die Spielenden als Spezialkommando in ein von einer Epidemie zerrüttetes Manhattan. So weit, so generisch. Dabei legt es jedoch – wie man bei Kill Screen lesen kann – eine »perverse Ideologie« an den Tag. Auch ZAM sieht die Politik des Spiels als »besorgniserregend« an. Es werden in The Division etwa alle Zivilisten, die sich nicht sofort brav und passiv zur Regierung bekennen sowie den Truppen unterordnen, zum Feind erklärt. Die New Yorker Unterschicht – in Hoodies und Bandanas gekleidet – wird zum Stereotyp der »Rioters« gemacht. Unterbezahlte Kanalisationsarbeiter schließen sich zur Gruppe der »Cleaners« zusammen. Und die ausgebüxten Insassen von Rikers Island werden unter dem Namen »Rikers« zum legitimen Abschuss freigegeben. Nach 9/11, nach Hurrikane Katrina, nach Occupy Wall Street, nach Ferguson und mitten im modernen Class Warfare, läutet hier mehr als eine Alarmglocke.

Die Entwickler des Spiels wollen nach eigener Aussage mit Politik nichts am Hut haben. Andere betonen, dass man unter dem Label Tom Clancy eben nichts Anderes erwarten dürfte. Und wieder Andere sprechen die traurigsten Wörter aus, die man zur Zeit zu Computerspielen sagen kann: Es ist doch nur ein Spiel. Auf VideoGameTourism zerlegt Rainer Sigl lesenswert diesen rhetorischen Griff in's Klo. Da wurde jahrelang gekämpft, gebettelt und gestritten, um – ohne unterdrücktes Lachen – Computerspiele als »erwachsen«, »Kunst« oder »Kultur« zu bezeichnen, doch sobald kritische Auseinandersetzung droht, sind es wieder »nur« Games. Ein argumentatives Armutszeugnis. Kultur sein, Kunst sein und erwachsen sein, heißt eben auch, Wirkung haben, Verantwortung übernehmen und Kritik aushalten müssen. Man kann weiterhin »nur« spielen, aber was man spielt, sind niemals »nur« Spiele!

Computerspiele sind erwachsen geworden, wollen aber nicht wie Erwachsene behandelt werden

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Kommentare 1
  1. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor fast 9 Jahre

    Wen das Thema Ideologie in Computerspielen interessiert, vor ein paar Jahren habe ich mir schon einmal dazu Gedanken gemacht: http://christianhubert....

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