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Cancel Culture – was das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit dazu sagt

Lutz Müller
Diplomökonom

Geboren 1956. Längste Schulzeit in Döbeln/Sachsen. Statistikstudium in Odessa. Tätigkeiten für verschiedene statistische Institutionen im In- und Ausland, Schwerpunkt Wirtschaftsstatistik und Beratung im Transformationsprozess. Un-Ruhestand in Berlin.
Kontakt: [email protected]

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Lutz MüllerDienstag, 22.11.2022

Das Thema Cancel Culture wurde bereits mehrfach auf diesem Portal aufgegriffen, wobei in letzter Zeit eine zunehmende Intensität festzustellen ist.

Theresa Bäuerlein schreibt mit Bezug auf Putins Auftritt beim Valdai Discussion Club, dass "... die überhitzen Debatten über Trans- und Cancel-Culture oft wenig mit Inhalten und Fakten zu tun haben und viel mit absichtlich befeuerter Emotion zu ganz anderen politischen Zwecken ...".

Ein weiterer PIQ von Dirk Liesemer zur aktuellen Debattenlage über Kolonialismus, Restitution, historische Schuld und Gerechtigkeit bezieht sich auf einen Artikel von Egon Flaig, der mit der Aussage eingeleitet wird, die Cancel Culture habe "berühmte Vorbilder im futuristischen Abräumen".

Der Politikwissenschaftler, TV-Regisseur und Buchautor René Rusch schreibt im unten verlinkten Gastkommentar für Die Presse über das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, in dem sich knapp 650 Wissenschaftler:innen aus dem deutschsprachigen Raum zusammengeschlossen haben. Das Netzwerk beklage Einschränkungen von freier Forschung und Lehre, versuche jedoch selbst, die freie Rede einzuengen. Das sei ein eigenartiges, begrenztes Verständnis von Meinungsfreiheit.

Der Beitrag gibt ein ausgewogenes Urteil über die Tätigkeit des Netzwerks ab und ist unbedingt lesenswert, da er der Frage nachgeht, wie weit nicht nur die Forschungs- sondern auch die Meinungsfreiheit in der Wissenschaft gehen darf.

Für mich sind menschen- und ihre Grundrechte verachtende Äußerungen die absolute rote Linie. 

Eingeleitet wird der Beitrag mit einem Vorfall im Sommer d. J., der Absage eines Vortrags der Biologin Marie-Luise Vollbrecht zum Thema Sex und Gender an der Humboldt-Universität Berlin. Er fand an einem späteren Termin doch statt, worüber u. a. der Deutschlandfunk Kultur berichtete. Beanstandet wurde im Vorfeld eine Äußerung der Wissenschaftlerin, die der Political Correctness widersprach.

Der Autor recherchierte aber auch zu „angeblichen Cancel-Culture-Opfern“, bei denen man sich vor Augen halten müsse, wen das Netzwerk (implizit) verteidigt. Bspw. der Althistoriker Egon Flaig, für rechte und revisionistische Ansichten bekannt,

… kommentierte den Mord an Walter Lübcke mit den Worten: "Wer in der Öffentlichkeit das Wort ergreift, muss für seine Worte einstehen - lebenslang."

Die taz berichtete darüber 2020 aus Dresden, wo Flaig als Hauptgast bei einer Lesung auftrat. Flaig wies später die Darstellung als Fehlinterpretation zurück.

Im April 2021 hatte sich der AStA der Uni Osnabrück ausführlich in einer ersten und in einer zweiten vertiefenden Stellungnahme gegen Flaigs geplanten Vortag ausgesprochen. Diese Aktivitäten wurden von der Fachschaft Geschichte der Uni mitgetragen. Der Vortrag fand „offenbar ohne nennenswerte Zwischenfälle“ dennoch statt, worüber die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete (Paywall). Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit habe dem AStA und der Fachschaft eine "Verleumdungskampagne" gegen Flaig vorgeworfen. Etwa 125 Mitglieder des Netzwerkes begrüßten in einer Stellungnahme

… ausdrücklich die Entscheidung der Osnabrücker Uni-Leitung, trotz eines nicht unerheblichen Gegenwinds daran festzuhalten, dass Flaigs Vortrag stattfinden konnte.
Cancel Culture – was das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit dazu sagt

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Kommentare 6
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 2 Jahren

    Ich finde es keinen guten Stil hier mit Markierungen zu arbeiten, etwa damit, der Althistoriker Egon Flaig sei für rechte und revisionistische Ansichten bekannt. Obwohl das seine Worte bestätigt. "Wer in der Öffentlichkeit das Wort ergreift, muss für seine Worte einstehen - lebenslang." Eigentlich traurig …..

    1. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      Mit der Aussage, Flaig sei für rechte und revisionistische Ansichten bekannt, leitete der Autor des Artikels das wiedergegebene Zitat ein. Ich fand das ebenfalls problematisch, ohne konkrete weitere Beispiele zu nennen, habe mich dennoch entschlossen, es in den PIQ so aufzunehmen.

  2. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Flaig hat in der Tat ein paar derbe Ansichten rausgehauen, aber vom Netzwerk werden nicht nur konservative oder rechte Positionen verteidigt. So wird auf deren Dokumentationseite auch auf die schwarze Liste des Ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrates hingewiesen, auf der etwa die beiden Politikwissenschaftler Christian Hacke (Bonn) und Johannes Varwick (Halle/Saale) stehen/standen. Wobei das Netzwerk den Hinweis auf die schwarze Liste erst nach der Veröffentlichung des gepiqten Textes ergänzte, aber letzterer wurde ja auch schon im Juli publiziert. Hier finden sich die kritisierten Fälle https://www.netzwerk-w...

    1. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      Danke für die Ergänzung.

      Die meisten Personen dieser Liste sind US-Amerikaner, und sichtbar vielen von ihnen wird deren Standpunkt angelastet, USA und NATO hätten Russland zur Invasion in der Ukraine gezwungen.

      Für die Darstellung des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit, in der schwarzen Liste würden „Informationsterroristen“, die sich „als Kriegsverbrecher verantworten" müssten, geführt, hatte ich zunächst keine Bestätigung in einer Primärquelle gefunden - s. hierzu Info unten. Die Originalliste ist auch nicht mehr erreichbar. Der vom Netzwerk gesetzte Link führt zu einem Snapshot der Wayback Machine von archive.org, zuletzt verfügbar vom 11.08.2022: https://web.archive.or... (ggf. längere Aufrufzeit vom Server in Übersee).

      Die Liste scheint nur in ukrainischer Sprache veröffentlicht worden zu sein. Die erste Sicherung stammte vom 16. Juli.

      Ich finde es grundsätzlich problematisch, wenn sich politische Institutionen gegen Wissenschaftler, selbst bei schwachen Forschungsergebnissen, einsetzen. Besser wäre es, wichtige Erkenntnisse vollumfänglich fürs politische Handeln zu nutzen. Dieser Fall mit der Ukraine zeigt am Ende nur, wie die Nerven blank liegen in dem mit aller Härte geführten hinterhältigen russischen Informationskrieg.

      Im deutschen ÖRR haben beide Wissenschaftler mit ihrer pazifistischen Haltung wiederholt ein Forum bekommen, bspw. auf www.dw.com/de/ukraine-.... oder in dieser TV-Kritik wiedergegeben: https://tafsir-mimpi.o...

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 2 Jahren

      @Lutz Müller Ja, auch Varwick durfte immer wieder auftreten, das stimmt, ich konnte bisher übrigens wenig bis nichts mit seinen Einlassungen anfangen, aber ich horche schon auf, wenn er schreibt:

      "Die öffentliche Diskussion spiegelt diese Kontroversen nur unzureichend wider. Der Diskursraum hat sich verengt. Die Unversöhnlichkeit der Argumente, das bewusste Missverstehen, die wechselseitigen Unterstellungen („Kriegstreiber“ versus „Beschwichtiger“) und vor allem der Verlust an Grautönen sind nicht nur eine persönliche Belastungsprobe für langjährige Freundschaften oder wissenschaftliche Netzwerke. Ich selbst kann von Tagungsausladungen und – was nicht nachweisbar ist, aber ins Bild passt – zunehmenden Nichteinladungen in etablierten Diskussionszusammenhängen meiner eigenen Community berichten." https://www.faz.net/ak...

    3. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      Der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew dementierte kürzlich auf www.zeit.de/politik/au... , die Ukraine führe eine Liste von „Informationsterroristen“. Ein Leserkommentar gibt einen gelöschten Text zu „Fahndungsfotos" vom 14.07.2022 wieder, in dem u. a. diese Formulierung auftaucht.

      Nach eingehender Recherche habe ich den folgenden Teil meiner Antwort ergänzt:

      Der auf die Datumsangabe folgende Text ist authentisch. Die angeblichen „Fahndungsfotos" werden aber in dem Bericht über den Runden Tisch in der Originalfassung https://cpd.gov.ua/eve... (Stand heute) nicht erwähnt.

      Entscheidend:
      1) Es geht um absichtliche Verbreitung von Desinformation.
      2) Auf die schwarze Liste nimmt der Bericht keinen Bezug.
      3) Andriy Shapovalov forderte Gesetzesänderungen, um Informationsterrorismus als Kriegsverbrechen zu ahnden.

      Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit müsste sich auch hier den Vorwurf gefallen lassen, zur Verteidigung der Wissenschaftler eine Zuspitzung in der Sache betrieben zu haben.

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