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Amsterdam will echte Kreislaufwirtschaft

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerDonnerstag, 03.12.2020

Der Kapitalismus und das dafür notwendige Wirtschaftswachstum führen zu einem stetig steigenden Durchschnitts-Wohlstand der Bevölkerung, so ein gängiges ökonomisches Narrativ. Nicht erst die Corona-Krise lässt daran Zweifel aufkommen. Denn der Verlust von Artenvielfalt und die Klimakrise kommen in diesem Modell nicht vor. Die ungezügelte Ausbeutung von Ressourcen und Menschen ist sogar die Grundlage für das heute weit verbreitete Wirtschaftsmodell.

Das Modell der Donut-Ökonomie hingegen will alles wirtschaftliche Handeln und Planen auf menschliches Wohl und planetare Grenzen auslegen. (Mehr zur Theorie der Donut-Theorie hier.)

So hübsch das klingt, kann das funktionieren?

Amsterdam will das nun als erste europäische Großstadt testen. Mitten in der ersten Corona-Welle verkündete die Bürgermeisterin der niederländischen Hauptstadt, man wolle die Corona-Krise nutzen, um aus dem heutigen Produktions- und Konsummuster auszusteigen und der Klimakrise ein konkretes Programm entgegenzusetzen.

Dieser Text im Fluter beschreibt anschaulich, wo die Amsterdamer anpacken wollen. Zum Beispiel bei der Wiederverwertung von Beton.

Der Chemiker Koos Schenk steht in einer Fabrikhalle, über ihm hängt ein Schild: „Smart Circular Product“. Er greift in einen Haufen aus zerbröckeltem Beton und wirft eine Handvoll in die Luft. „Das ist Zement – vermengt mit Wasser, Sand und Steinchen wird daraus Beton“, erklärt er. Zement könne problemlos aus der alten Betonmasse herausgefiltert und wiederverwendet werden. Stattdessen gilt der Schutthaufen heute meist als Abfallprodukt. „Die weltweite Zementherstellung verursacht momentan rund dreimal mehr CO2-Emissonen als der Flugverkehr“, sagt Schenk. Aber die Industrie beachte Möglichkeiten zur Wiederverwertung bislang kaum. Dabei sei die Aufbereitung problemlos im großen Stil möglich – das demonstrieren die Berge an recyceltem Zement, die sich in den Lagerhallen nebenan türmen. Er soll bald als Abschlussdeich am Ijsselmeer, dem See, an dem Amsterdam liegt, verbaut werden.

Das Zauberwort heißt Kreislaufwirtschaft. Aber wie soll das funktionieren, in einer Welt, in der Natur verschmutzen billiger ist als Natur schützen?

„Unser Ziel ist es nicht, bestimmte Firmen aus der Stadt zu werfen“, antwortet die stellvertretende Bürgermeisterin Doorninck. Sie wolle sie stattdessen zur Donut-Ökonomie „verführen“. Dazu hat sie sehr konkrete Forderungen, auch an die niederländische Regierung: Sie will eine Änderung des Steuersystems. Höhere Steuern auf Rohstoffe und niedrigere auf Arbeitskraft, so die Idee. „Dadurch würde es viel attraktiver und billiger, Produkte zu reparieren, statt ständig neue Rohstoffe von der anderen Seite der Welt anzukarren“, sagt sie. Obendrein würde das viele zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.

Amsterdam will echte Kreislaufwirtschaft

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Kommentare 1
  1. Urs Gröhbiel
    Urs Gröhbiel · vor 4 Jahren

    Vielen Dank! Erfrischender Aufhänger für die Debatte rund um die Doughnut-Ökonomie - der oben verlinkte RiffReporter-Artikel zu diesem breiteren Themenbereich beschreibt die Herausforderungen, die mit solchen Ansätzen angepackt werden, auf Grundlage des Modells von Raworth und empirischer Daten sehr schön auf.

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