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Fundstücke

Alle schauen auf die Hitze. Und achten zu wenig auf die Trockenheit

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresDienstag, 19.07.2022

Es ist heiß in Deutschland (und in weiten Teilen Europas). Nach und nach dringt ins Bewusstsein ein, wie gefährlich die hohen Temperaturen für unsere Gesundheit sind. Doch eine größere Gefahr nähert sich nahezu unbemerkt, schreibt Andreas Frey in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (Paywall). Er meint die Trockenheit.

Dass wir in einer besonders lang anhaltenden Dürrephase stecken, darüber wird immer mal wieder berichtet (z. B. hier, hier, hier oder hier mit europäischem Bezug. Hier beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig gibt es Dürredaten besonders anschaulich in Kartenform). Oft liegt der Fokus dabei aber auf den mangelnden Niederschlägen. Auf Verdunstung, schreibt Frey, habe auch die Klimawissenschaft lange viel zu wenig geachtet.

So wurde aus der Verdunstung ein blinder Fleck der Klimaforschung: Das Unsichtbare wollte niemand sehen, und erst das Unübersehbare hat vielen die Augen geöffnet: gelbe, ausgedörrte Landstriche. Doch wenn sich Wie­sen und Wälder braun verfärben, wenn Wasser knapp wird und Ernten mickrig, heißt es auch bei Meteorologen bis heute: Hat halt zu wenig geregnet.

Eine Forscherin, die sich schon lange mit Verdunstung und Bodenfeuchte befasst, ist die Umweltphysikerin Sonia Seneviratne, koordinierende Leitautorin des jüngsten IPCC-Berichts über die physikalischen Grundlagen des Klimawandels. Frey hat sie besucht.

Er beschreibt in seinem Text nicht nur, wie Seneviratne in einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen eine Forschungsstation betreibt, sondern liefert zusätzlich ziemlich besorgniserregenden Kontext. Kurz gesagt: Wir unterschätzen, wie viel Feuchtigkeit den Böden durch Verdunstung verlorengeht – begreifen also gar nicht, wie schlecht es unseren Böden tatsächlich geht. Mir stellt sich da die Frage, was das für die landwirtschaftliche Produktivität Mitteleuropas bedeutet. Sprich: Für unsere Versorgung mit Lebensmitteln.

„Wir erleben eine allgemeine Tendenz zur Austrocknung der Land­flächen“, sagt Sonia Seneviratne. Am meisten Wasser gehe bei uns in den mittleren Breiten verloren – und zwar hauptsächlich im Sommerhalbjahr. Und die Hauptursache dafür ist nicht die Abnahme der Niederschläge, sondern die Zu­nahme der Verdunstung.

Im Juni hat Seneviratne an ihrer Forschungsstation so viel Verdunstung gemessen wie nie zuvor. Die Messreihen reichen bis ins Jahr 1976 zurück.

Völlig ausgedorrte Böden Ende Juni im Alpenvorland, dem früheren Wasserschloss Europas. Wenn jetzt sogar die Alpen austrocknen und die Gletscher schmelzen, müssten wir auch hierzulande eigentlich beunruhigt sein. Doch kaum jemand nimmt die Bedrohung wahr, die sich seit Wochen anbahnt. Stattdessen genießen die Menschen das endlose Badewetter, sonnen sich auf verdorrenden Wiesen und kühlen sich in Flüssen, die immer weniger Wasser führen. Braun gebrannt sehen die Deutschen ihrem Land beim Austrocknen zu.

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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 2 Jahre

    Verdunstung weil die Bodenqualität abnimmt? Auch wegen Monokulturen und Überdüngung, Verdichtung?

    1. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor mehr als 2 Jahre

      Verdunstung wegen der Hitze. Und damit sinkt dann die Bodenqualität. Die anderen Faktoren kommen noch hinzu.

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