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piqd Hintergrund #28 | Urbane Mobilität – Wir brauchen eine Verkehrswende

Maximilian Rosch

Seit März 2017 bei piqd in der Redaktion. Seit Herbst 2021 als Chefredakteur. Wöchentlicher Newsletter über alle Video- und Podcastempfehlungen auf piqd über den untenstehenden Link.

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Maximilian RoschMontag, 19.08.2019

Im piqd Salon in München haben wir im Juli 2019 über die urbane Mobilität der Zukunft gesprochen, die aktuelle Situation in deutschen Großstädten analysiert und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt. Großstädte wie München, Berlin und Hamburg wachsen seit Jahren, doch dort ist der Platz begrenzt. Besonders auf den Straßen: Es fahren noch mehr Autos in der Stadt und nehmen noch mehr Platz ein und bringen schlechte Luft und Feinstaub mit. In München soll sich das unter anderem durch den Radentscheid ändern.

Wie sehr das Auto gegenüber anderen Verkehrsmitteln bevorteilt wird, zeigt Alex Rühle in seinem Text für die Süddeutsche Zeitung anhand vieler exemplarischer Zahlen auf. Zwei Beispiele: 20 % der Stadtfläche von Berlin sind Parkplätze und während die Tickets für den öffentlichen Nahverkehr in München seit 2004 um 40–60 % teurer geworden sind, kostet Parken immer noch das Gleiche.

Es gibt 47 Millionen Autos in Deutschland, [...] das sind 13 % mehr als 2008. Und jedes dieser Autos braucht einen Platz, wo es steht. Das sind durchschnittlich 12 m². [...] Die Autos die dazu kommen werden außerdem immer schwerer und fetter. – Alex Rühle

Gute Infrastrukturen für das Rad und bessere Verknüpfung mit dem ÖPNV

Umweltjournalistin und piqerin Daniela Becker war Kopenhagen unterwegs und begeistert: Denn für sie ist klar: Radfahren muss sicherer und bequemer werden, wenn mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sein sollen und dafür muss man den Rad, Fuß- und Autoverkehr möglichst trennen. Das heißt auch, dass Radfahrer mehr Platz bekommen müssen.

Es wird nicht gehen, ohne dem stehenden Verkehr, aber auch dem rollenden Autoverkehr Platz wegzunehmen. – Daniela Becker

"Verkehrswende ist mehr als Radinfrastruktur zu schaffen"

Grünen-Politikerin und Radentscheid-Sprecherin Gudrun Lux sagt, dass die Verkehrswende natürlich mehr ist, als Radinfrastruktur zu schaffen. Es kommt vor allem auf die Verteilung von Platz und Geldern an. Auch Lux betont: „Wir werden den Platz den Autos wegnehmen müssen, weil kein anderer Platz da ist.“

Wir sehen heute schon, dass es offensichtlich eine demokratische Mehrheit für die Ziele des Radentscheids gab. […] Wir haben eine demokratische Mehrheit, weil die Bürgerinnen und Bürger ganz klar ihren Willen artikuliert haben. – Gudrun Lux

Andreas Schuster von Green City e. V. stellte einige Sofortmaßnahmen vor: Den Ausbau des Busnetzes, die Umverteilung der Flächen, den Ausbau des Fuß- und Radverkehrs sowie Erlebnisräume und -flächen für die Menschen zu schaffen.

Wir müssen eine neue Qualität der Nähe schaffen, dass die Nutzungen wieder zusammengeführt werden und man gar nicht diese langen Strecken zurücklegen muss und wenn man sie zurückliegt, dann eben mit dem öffentlichen Verkehr. – Andreas Schuster

piqd Hintergrund #28 | Urbane Mobilität – Wir brauchen eine Verkehrswende

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Kommentare 2
  1. Kerstin A.
    Kerstin A. · vor 5 Jahren · bearbeitet vor 5 Jahren

    Noch mehr Platz im öffentlichen Verkehrsraum für Radfahrer, die eh schon fahren, wie sie wollen und wo sie wollen? Ich bin zu 90% als Fußgängerin unterwegs und erlebe mehrfach am Tag die Belästigung, Nötigung und Gefährdung durch Radfahrer, die sich nicht an die StVO halten. Was wirklich dringend an der Zeit ist, sind gesetzliche Regelungen, die die derzeitige umfassenden Anonymität im Straßenverkehr für Radfahrer beenden und die gleichen Regelungen wie für Autofahrer/Biker für Radfahrer einführt. Polizeiliches Kennzeichen für Fahrräder (egal welchen Typs). Pflicht einer Haftpflichtversicherung. Nachweispflicht für die Befähigung mit einem Fahrrad am Straßenverkehr teilzunehmen. TÜV-Pflicht. Drastische Anhebung der Ordnungsstrafen für Radfahrer, wenn die die StVO missachten. Und eine Verkehrspolizei, die nicht grinsend hinschaut, wenn Radfahrer den öffentlichen Verkehrsraum terrorisieren - sondern aktiv wird. Ganz zu schweigen von Null Promille und Drogenfrei beim Radfahren. Und wenn dann noch der ÖPNV vom Status "Luxus" befreit wird und tatsächlich bezahlbar für alle wird, braucht es keinen öffentlichen Verkehrsraumes, der Radfahrer zum Nabel der Welt erklärt, um den sich alles und alle zu drehen hätten. Denn Radfahrer sind nicht der Nabel der Welt, nicht die "Retter der Zukunft" und schon gar nicht die Verkehrsteilnehmergruppe, die am gefährdetsten sind. Letztere sind immer noch und weiterhin die Fußgänger. Vor allem deswegen, weil Radfahrer meinen, sie könnten fahren, wie sie wollen und wo sie wollen.

    1. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor 5 Jahren

      Danke für den Kommentar. Ich kann den Ärger zum Teil nachvollziehen, auch mir begegnen häufig genug rücksichtslose Radfahrer. Deine Forderungen nach Kennzeichen etc. teile ich so nicht, auch wenn ich mir wünsche, dass die Verkehrspolizei in einigen Fällen präsenter und aktiver wäre. Ich kenne es aus Münster (Westf.), wo die Verkehrspolizei gleichermaßen rigoros ggü Rad- und Autofahrern durchgreift, auch falsches Abbiegen, überfahrenes Stopschild etc. sofort geahndet werden. Das erfordert aber natürlich eine sehr hohe Präsenz und damit Personal und Budget. In welcher Stadt bist du zumeist als Fußgängerin unterwegs? Kopenhagen wird auch im Podcast als positives Beispiel genannt, ich fand es dort sehr angenehm, wie geradelt wird. Voraussetzung ist die gute Infrastruktur, aber auch Verhaltensregeln wie Handzeichen fürs Anhalten, die von den meisten Radlern befolgt werde.

      Inhaltlich zur obigen Podcastfolge: Der Ausbau und die Verbesserung der Radinfrastruktur wird ganz klar als ein einzelnes Puzzleteil der Verkehrswende gesehen, nicht als Generallösung. Die bauliche Trennung von Rad- und Fußwegen sowie Autostraßen wird als wichtig angesehen, so können auch gefährliche Situationen vermieden werden, wie du sie meinst. Wie ebenfalls von dir angesprochen, spielt natürlich auch der ÖPNV eine Schlüsselrolle. Auch das wird im Podcast angesprochen und wird anscheinend in meinem piq oben nicht deutlich genug.

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