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Flucht und Einwanderung

Unpiqd: Thilo Sarrazin stört das Zusammenleben

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 31.10.2017

Am letzten Septembertag publizierte die Luzerner Zeitung ein Interview mit Thilo Sarrazin, dessen Aussagen als Meldung in verschiedenen Medien verbreitet wurden und Leserkommentare begrüß(t)en dessen angebliche Fakten. Deshalb am letzten Oktobertag wenige Anmerkungen.

ERSTENS: Auf den Einwand, dass er Kolonialismus und eine ungerechte globale Ökonomie ignoriert, reagiert er gar nicht. Hier zeigt sich, dass seine Meinungen, die sich als Fakten tarnen, den historischen Prozess vollständig ausblenden. Die europäische Eroberung der Welt kommt nicht mal vor.

ZWEITENS: Aber im Kleinen, da bringt er doch einiges ans Lichts, was häufig im Dunkeln bleibt. Die Zunahme von Vergewaltigungen durch Flüchtlinge ist doch eine Tatsache, oder?

"Man darf das nicht kleinreden", sagt der Kriminologe (Christian Walburg, Uni Münster, A.E.), auch nicht damit, dass nur 1,3 Prozent der Straftaten von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Geduldeten Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind, "erstens ist der Anteil damit fast doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung und zweitens ändert dies für die betroffenen Frauen nichts." Anlass zur Panik sieht Walburg allerdings auch nicht: "Insgesamt werden Frauen heute seltener Opfer eines sexuellen Übergriffs als noch vor 20 Jahren, die Vorstellung, dass Frauen sich heute nicht mehr auf die Straße trauen können, ist objektiv falsch."

http://www.sueddeutsche.de/panorama/straftaten-was-die-zahlen-der-sexualdelikte-durch-fluechtlinge-verraten-und-was-nicht-1.3671964

DRITTENS: Nimmt man die im Gespräch als Fakten getarnten Meinungen zusammen, folgen sie immer einer Logik:

Mehr Grenzen, mehr Kontrolle, mehr Polizei, mehr Gefängnisse, mehr Strafen.

Dass das zu keinen Lösungen führt, sieht man in den USA - und das schon lange vor Trump.

VIERTENS: Ja, der autoritäre Ansatz verschärft sogar den Übermut der Ämter.

Spricht man mit Verwaltungsreformern hört man, dass der hochoffizielle Normenkontrollrat die sogenannte Flüchtlingskrise eine Verwaltungskrise nannte.

Der Kern des Problems liegt im Zuständigkeitsdenken. Die Verwaltung versucht immer, eine größere Aufgabe in „Häppchen“ zu unterteilen und diese Häppchen einzelnen Akteuren zur Einzelbearbeitung oder -entscheidung zu übergeben. Das klappt nicht, wenn die Problemstellung Wechselwirkungen aufweist. Und hier kann ein neuer, agiler Ansatz zum Tragen kommen, der eine mögliche Antwort auf die Herausforderungen gibt: Arbeit in „Arenen“, also ämterübergreifenden Teams, die gemeinsam die Probleme lösen und (und da liegt auch ein Knackpunkt der gegenwärtigen Kultur) entscheidungsbefugt sind.

Näheres und was auch für andere Bereiche zu verwenden ist, das findet man hier:

https://agile-verwaltung.org/?s=fl%C3%BCchtlinge

FÜNFTENS: Von dem Ignorieren der Historie, ohne die man keine Zukunft gestalten kann, über die vereinseitigte Deutung und Erfindung von Fakten bis zum vollkommenen Fehlen nichtautoritärer Lösungen reicht das Spektrum.

Damit will ich nicht sagen, Flüchtlinge seien per se gut, sondern sie sind beklagenswert. Und einige fühlen Hass auf die Zentren der Welt.

Aber Meinungsmacher wie Sarrazin verschärfen, selbst wenn sie gegen Merkel und die da oben schimpfen, die Situation und vertiefen eine Weltsicht, die Didier Eribon so charakterisiert:

Die entfremdete Weltanschauung (den Ausländern die Schuld geben) verdrängt den politischen Begriff (gegen die Herrschaft ankämpfen).

Unpiqd: Thilo Sarrazin stört das Zusammenleben

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Kommentare 7
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 7 Jahren

    "unpiq" ist in diesem fall das einzig sachgerechte. danke. vielleicht hat "unpiq" einen eigenen kanal verdient (anregung)?

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

      Hi Christoph - was würdest du dir davon versprechen? Würdest du den unpiqs aus dem weggehen wollen, oder sie gezielt lesen? Freuen uns über deine Einschätzung! Mein erster Einwand wäre, dass dieser "unpiq-Kanal" dann halt thematisch chaotisch wäre...

    2. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 7 Jahren

      @Marcus von Jordan vielleicht würde sich ein "unpiq-kanal" auch viel zu schnell füllen : )
      ernsthaft: mir würde das bei der einschätzung der arbeit der piqer·innen helfen, wenn ich nicht nur ihre highlights sähe sondern auch das, was bei ihnen "durchgefallen" ist.

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

      @Christoph Weigel ja...aber ich find das ein wenig viel verlangt von den piqern, dass sie dazu permanent quasi "Rechenschaft" ablegen sollen...oder? Zählt nicht am Ende, ob und dass sie dir eben guten Stoff liefern...und wenn man das dann noch ab und an mit einem "unpiqd" würzt?

    4. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 7 Jahren

      @Marcus von Jordan nee, natürlich nicht permanent & vollständig. gute güte, das wär wirklich zuviel verlangt. aber so ein genereller unpiq-kanal könnte dann sowas wie der satire-kanal werden...

    5. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 7 Jahren

      @Christoph Weigel Entschuldigung, dass ich mich erst jetzt melde. Gestern war ich stark beansprucht und auf einer Konferenz.
      Mir erscheint ein Unpiq-Kanal nicht geeignet. Unpiq ist für mich sinnvoll, um Positionen, die wie die von Sarrazin, die weitverbreitet sind vorzustellen und zu kritisieren. Sie sollten aber im thematischen Umfeld der positiv vorgestellten Beiträge bleiben.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

    top Achim! Richtig super das!

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